Valina - Container

Trost / Cargo
VÖ: 25.04.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Im Zick-Zack

Sechs statt sieben Jahre zwischen den Veröffentlichungen, seit Anbeginn ausschließlich zu dritt und – natürlich – mit demselben Aufnahmeleiter respektive Produzenten ausgestattet: Die Linzer Math-Rocker Valina scheinen wie kaum eine andere Band den Noise-Vibe von Shellac in den deutschsprachigen Raum zu überführen. Andererseits besitzen sie mittlerweile Abgeklärtheit, Erfahrung, Punch und Eigensinn genug, um sich weit von all den anderen Noise- und Math-Rock-Dreigespannen dies- und jenseits des Atlantiks abzuheben. Beziehungsweise: Sie besaßen all das schon immer. Mit ihrem vierten Album "Container", erneut aufgenommen von und bei Steve Albini, gelingt es Valina allerdings erstmals, ihre charakteristischen Sounds auf ein neues, destillierteres Level zu hieven.

Als da wären: Anatol Bogendorfers kristallklarer, die österreichische Mundart gerade mal gar nicht versteckender Gesang, der sich im Arrangement nur zu gerne in tief resonierende Shantys verdichtet. Anselm Dürrschmids Schlagzeug, das mehr Auftakte spielt als durchgehende Beats und überhaupt ein und dieselbe Figur nur sehr selten mal länger als vier Takte erträgt. Sowie Florian Hubers Bass, der Rundungen um die Akkordfolgen fliegt und gleich darauf mit dem Teppichmesser zu allerhand anderen, scharfkantigeren Geometrien zersägt. Zusammen ergibt das nach wie vor einen Math-Rock, der zwar zickig zackig aufspielt, jedoch stets auch von immenser Spiellaune und einem beinahe fröhlichen Gemüt geleitet wird.

So ist gleich die Einstiegsmelodie von "Opium days" ein wahrer Sonnenschein, den Valina in ihrem zerbrochenen Arrangement-Wahn ebenso gerne niederprügeln, wie sie zu ihm zurückkehren. Das folgende "Aileen" entdeckt seinen Refrain erst sehr spät im Song, wirft ihn deshalb aber all dem vorangegangen Struktur-Gerümpel mit umso mehr Schmackes vor die Füße. Zum gemächlichen Tempo von "The frame" wird die Hookline hingegen schon früher angesteuert, Durrschmid spielt zunächst im Grunde ausschließlich Jazz-Fillings, und Bogendorfer findet: "If I had to choose the nomininees 'Most dissapointing role' / I'd put your name on the shortlist and I'd hope." Allein deshalb irgendwie schon Valinas "Mistakes & regrets" – und in all seiner Abgeklärtheit zudem nicht nur ein ganz hervorragender Song, sondern gar einer mit Mitschunkel-Charakter. Und wo findet man so etwas schon sonst, in diesem Genre?

Einem Genre, dem Valina ansonsten aber natürlich sehr vehaftet bleiben. Da regiert zu den Instrumentals "The grumbler" und "The very eye of night" das John-Zorn-Gänsequäler-Saxophon, während der tighte, beinahe straighte Noise-Rock von "Word against your secret" als solcher genau richtig auf der Platte sitzt. Denn natürlich ist Valinas Stil speziell und grundaufgeregt genug, um jeden Anflug von Geradlinigkeit zu einem Freudenfest zu machen. Aushalten darf man das nur alle paar Jahre mal. Abfeiern hingegen durchgängig.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Opium days
  • The frame
  • The grumbler
  • Word against your secret

Tracklist

  1. Opium days
  2. Aileen
  3. The frame
  4. Don't you dare to scare me, empty wallet
  5. The grumbler
  6. Penny banner
  7. Word against your secret
  8. The very eye of night
  9. (The assassination of) Perito Moreno
Gesamtspielzeit: 38:12 min

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mememe

2015-01-12 23:00:39

Danke für die Rezi! Das ist ein sehr feines Album mit viel Charme. Etwas verkopft aber sehr charmant. Extra tolles drumming gibt's auch dazu. Eine echte Perle!

Armin

2015-01-06 20:38:39

Frisch rezensiert. Als "Vergessene Perle 2014".

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