Nada Surf - B-sides

City Slang / Universal
VÖ: 19.09.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Keine Nebensache

Es ist das alte Klischee, das man als Schreiber beim Rezensieren von B-Seiten- und Raritätenwerken immer vermeiden möchte: Sätze wie "Andere Bands wären froh, wenn sie Ausschussware wie diese hätten" oder "Bei Band XYZ sind sogar die Songsammlungen besser als ganze Alben der Genrekollegen" – bei Nada Surf stimmt das aber, jedes Wort, immer wieder. Mit "B-sides" beweisen sie, dass sie es auch nach über 20 Jahren im Geschäft noch können. Fans der ersten Stunde werden hier nicht mehr fündig werden, sondern bereits alle Songs brav katalogisiert haben. Für sie und alle anderen gibt es hier aber einen ausgesprochenen gelungenen Überblick, der einmal mehr deutlich macht, das die Band um Matthews Caws seit jeher ein Händchen für griffige Melodien hat.

14 Songs, die es bisher nicht in digitaler Form zu kaufen gab, darunter hauptsächlich Akustikversionen oder Stücke von Deluxe Editions der bisherigen Alben, aber auch eine französische Coverversion – Nada Surf lassen sich auf "B-sides" nicht lumpen. Für den US-amerikanischen und den europäischen Markt gibt es dabei zwei verschiedene Versionen: Während auf der anderen Seite des großen Teichs als Opener "No quick fix" serviert wird, gibt es hierzulande endlich "Neither Heaven nor space" zu hören, das es bisher nur auf die Limited Edition von "Let go" geschafft hatte. Ein starker Einstieg, gehört der Song doch mit Sicherheit zu den besten der drei Herrschaften. Und während es in den USA auch "Je t'attendais" von der französischen Version von "Lucky" auf die Tracklist geschafft hat, gibt es für Deutschland eine bezaubernde Akustik-Darbietung von "The future".

Überhaupt, ebenjene akustische Überarbeitungen auf "B-sides" sollten aufgrund ihrer Besonderheit alleine erwähnt werden. Klar kennt jeder mittlerweile "Whose authority" oder auch "I like what you say", dennoch bekommen sie in dieser hier vorgestellten nackten Version, in der sich Caws & Co. auf das Wesentliche konzentrieren, eine ganz andere Bedeutung. War der erstgenannte Song noch eine von vielen typischen – wenngleich großartigen – Alternative-Rock-Hymnen auf "Lucky", entwickelt sie sich hier zu einer geradezu sanften und stellenweise zerbrechlichen Perle, während "I like what you say" im Grunde der vertonte Liebesbrief schlechthin ist. Doppel-Kitsch inklusive, aber bitte stilecht mit Rose zwischen den Zähnen.

Dass auch die vermeintliche B-Ware bei Nada Surf noch lange keine Nebensache ist, sondern sich durchaus auch schaufensterfreundlich präsentiert, beweist etwa auch das "Everyone's on tour" mit seinen E-Gitarren. Das ist mit seinen knapp zweieinhalb Minuten recht kurzweilig, rollt in der kurzen Zeit aber ohne Probleme das Feld von hinten auf und walzt mal eben über alle Tränchen auf dem Indie-Disco-Boden, die nach "Fools" noch nicht ganz getrocknet waren. "Of course I like to work, I / Look at the sky / Look in your eye", singt Caws schließlich im abschließenden abgespeckten "Clear eye clouded mind", einem der schönsten Stücke von "The stars are indifferent to astronomy". Das 2012er Werk war das letzte reguläre Album des New Yorker Trios, und plötzlich wird ganz deutlich, wie dringend man trotzdem wieder Nachschub braucht, eine neue Kollektion, ein frisches Modell, auch wenn Nada Surf eh nie etwas falsch machen können.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Neither Heaven nor space
  • Whose authority (acoustic)
  • When I was young (acoustic)
  • Clear eye clouded mind (acoustic)

Tracklist

  1. Neither Heaven nor space
  2. From the rooftop down
  3. Fools
  4. Concrete bed (Demo)
  5. Au fond du rêve doré
  6. Whose authority (acoustic)
  7. I like what you say (acoustic)I wanna take you home
  8. Everyone's on tour
  9. The future (acoustic)
  10. Looking through
  11. When I was young (acoustic)
  12. Waiting for something (acoustic)
  13. Clear eye clouded mind (acoustic)
Gesamtspielzeit: 45:47 min

Im Forum kommentieren

jo

2015-01-06 22:19:27

Ich glaube, sie haben einfach nur getauscht. In den USA gab es auf der regulären Version 'Neither Heaven Nor Space', aber kein 'No Quick Fix', in Europa war es umgekehrt. Daher beginnt die europäische Version des generell nur digital angebotenen 'B-Sides' (warum also zwei Versionen?) mit ersterem und die amerikanische mit letzterem.

Die anderen beiden genannten Songs aus diesen Sessions haben sie auf beiden Versionen einfach übergangen (obwohl in den USA damals keine limitierte Version von 'Let Go' erschienen war und eine Veröffentlichung dieser Songs daher vor allem dort sinnvoll gewesen wäre).

Warum sie also gerade an Material aus 'Let Go'-Zeiten gespart haben, soll mal jemand verstehen. Vielleicht waren die Songs wirklich zu gut für den Rest...

bolek

2015-01-05 17:29:34

Danke, Obrac. Völlig unverständlich, dass diese beiden Perlen fehlen. Wenigstens haben sie "Neither Heaven nor Space" berücksichtigt - Übersong.

rainy april day

2014-12-30 16:12:48

Der Let Go würde ich aus Schnee einen Schrein bauen.

musie

2014-12-30 14:13:48

aber schön wurde diese b-seiten-Sammlung hier rezensiert. dadurch hab ich vorher wieder mal die let go gehört, die funktioniert ja auch vorzüglich im Schnee! :-) was für ein herrliches album.

Obrac

2014-12-30 13:32:19

Warum sind "End credits" und "Run" eigentlich nicht drauf? Schämen sie sich heute dafür, mal so gute Musik gemacht zu haben?

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