
The Coral - The curse of love
Skeleton Key / PIAS / Rough TradeVÖ: 28.11.2014
Zeitlos verträumt
Alles, nur nicht auf die Bühne, denkt sich Bill Ryder-Jones. Der The-Coral-Gitarrist schwitzt und zittert, seine Panik ist Reslutat aus dem jüngsten Trubel um The Coral. Es ist Anfang 2005 und er steigt aus der Tour aus. Auf der Bühne wird Ryder-Jones umgehend ersetzt, auch in den nächsten Monaten bleibt die Band bei Studioaufnahmen zu fünft. Doch dieses "The curse of love" entsteht genau damals, in all seiner Elegie. Sein Sound erinnert dabei an die 60er und 70er-Jahre – oder, wie man sie sich vorstellt, hat man sie nicht miterlebt: Die unbeschwerte, unverkrampfte Zeit, ohne Elektro-Schnickschnack, Dauerablenkung und -beschäftigung. Summer of Love! Freie Liebe!
Ein Schelm aber, wer meint, dass The Coral bei diesen Songs nur bei ihren Idolen (siehe Referenzen unten) klauen. Sie grübeln vielmehr selbst über die im Albumtitel verfluchte Liebe. Denn diese ist mehr als euphorisierend oder sinnstiftend. Sie ist auch stets narzisstisch und exzessiv. Oder kann es sein. Und kompliziert ist das Wollen, Haben und Missen überhaupt. Und daher bleiben The Coral auf dieser Platte gewollt undeutlich: mit viel Mystik ("The second self"), mit psychedelischen Spielereien ("Wrapped in blue") und vertont Nebulösem ("The game").
Klar, Gitarre, Bass und Schlagzeug bestimmten natürlich auch schon etliche vorherige Alben der Band. Doch "The curse of love" ist vielmehr liebevolle Detailarbeit und erzeugt eine halluzinative Atmosphäre. In einem Song beginnen Melodien oder Motive, die sich im folgenden weiterspinnen. James Skelly singt zurückgenommen, flüstert vielmehr ("Willow Song"). Für einen zauberhaft analogen Klang wird auf einem Tascam Achspur-Rekorder aufgenommen. Produziert hat einmal mehr Portisheads Geoff Barrow.
Nach vielen Versuchen ist Ryder-Jones Ende 2005 schließlich überredet. Die Band feiert seine Rückkehr. Rücksichtsvoll beginnen die Aufnahmen von vorn. Das damals eigentlich fertige "The curse of love" aber landet dann im Archiv. "Roots & echoes" wird komplett anders, nicht so feingeistig, dafür lauter. Doch die neu gefundene Harmonie dauert nur drei Jahre an. Dann steigt Ryder-Jones endgültig aus, körperlich leidend, nicht fähig weiter zu spielen. Heute komponiert er klassische Musik. An die frühen Chart-Erfolge konnten The Coral zu fünft nicht mehr anknüpfen. Derzeit pausieren sie auf unbestimmte Zeit. Aber Zeit – was heißt das schon? Wir hören so lange einfach das brandneue, acht Jahre alte "The curse of love".
Highlights & Tracklist
Highlights
- Wrapped in blue
- Nine times the colour red
- The curse of love (Part 2)
Tracklist
- The curse of love (Part 1)
- Wrapped in blue
- You closed the door
- The second self
- View from the mirror
- The watcher in the distance
- Gently
- Willow song
- The golden bough
- The game
- Nine times the colour red
- The curse of love (Part 2)
Im Forum kommentieren
The MACHINA of God
2015-03-14 16:55:27
Hmm, wirklich sehr entspannt und nicht so bunt wie früher.
Gaga
2015-02-24 11:42:08
Dann hörs dir mal an ;)
The MACHINA of God
2015-02-23 12:47:38
Die klingen düster?
Na gut, ich hab sie ca. 2006 das letzte Mal gehört. :)
Gaga
2015-02-23 12:45:08
Auf jeden Fall ein super Album, voller guter Melodien und interessanter Gitarrenarbeit. Die Arrangements sind auch sehr kreativ. Aber alles in allem sehr, sehr düster. Klingt wie Can meets Joy Division mit einem melodiöseren Sänger.
James
2014-12-23 22:18:29
Hat mich leider nicht so überzeugt. Hoffe, auf ein neues neues Album in naher Zukunft. Butterfly war rund um gelungen.
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