Silbermond - Alles auf Anfang

VDZ / Sony
VÖ: 07.11.2014
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Zehn Jahre Sackgasse

Best-Of-Alben hinterlassen oftmals gemischte Gefühle. Einerseits haben sie das Potenzial, einen idealen Querschnitt durchs künstlerische Schaffen vorzuweisen. Andererseits scheinen sie ein Ende zu besiegeln, so ein bisschen wie eine Auszeichnung für das Lebenswerk – viel mehr erwartet man ab hier nicht mehr. Vom bitteren, kommerziellen Beigeschmack ganz zu schweigen. Bei Silbermond ist das anders. Nicht, dass man nach zehn Jahren und vier Studioalben noch große Hoffnungen auf Besserung oder wenigstens Veränderung hätte oder man sie vom cleveren Geschäft freisprechen könnte, aber: Für die Band aus Bautzen ist die Wiederveröffentlichung ihrer erfolgreichsten Songs kein Abschied von der Bühne, sondern vielmehr ein kreativer Neuanfang. Dass Frontfrau Stefanie Kloß aktuell jede Woche im TV zu sehen ist und sich in jeder Hinsicht bemüht, Nena zu ersetzen, ist dabei sicherlich auch kein Zufall. Die schlechteste Promo für Musik, die sowieso schon täglich im Radio verwurstet wird, kann das jedenfalls nicht sein.

Doch wenn es um diese Zusammenstellung geht, lautet die Devise jetzt: stark sein. Denn ganze 30 Songs voller dahergeschluderter Pseudo-Melancholie und dürftiger Reime, die sich mit müden Gitarrenriffs schmücken, warten auf den Hörer. Ein Song geschwafelter als der andere. Oder, wie Fans es nennen: tiefgründige Rockhymnen mit Gänsehautfaktor. "Krieger des Lichts", "Himmel auf", "Meer sein" – sie alle sind natürlich ein Muss auf der Tracklist. Diese wirschen und nichtssagenden Titel mit erhöhtem Weltverbesserungsdrang, die bei Konzerten der Band dafür sorgen, dass Feuerzeuge den Bereich vor der Bühne erhellen. Leute, die da mitmachen und gar "Durch die Nacht" auswendig mitsingen, zeigen sich wohl auch über die Unheilig-Auflösung betroffen. Lediglich der nach "Das Beste" wohl zweitgrößte Hit der Band, "Symphonie", weckt noch Erinnerungen an schönere Zeiten. Während Kloß ihre Stimme sonst nur gequält durch die Titel schleppt, kann sie sich hier ganz der Melodie hingeben. Ach ja, fast vergessen: Statt in der regulären Albumfassung gibt es die Ballade hier als Liveversion zu hören.

Und sonst? Zwei bisher unveröffentlichte Demos finden unter all den Kassenschlagern ebenfalls noch ihren Platz. Schnell aber wird auch bei diesem Duo klar: Mit "48 Stunden" oder "Noch nicht" wurde uns die ganze Zeit über im Grunde nichts vorenthalten. Und noch etwas fällt im direkten Vergleich auf: Silbermond halten sich seit zehn Jahren beim Songschreiben leider an das gleiche Schema. Für eine kreative Schaffenphase wird es also tatsächlich höchste Zeit. Was davon zu erwarten ist? Vielleicht mehr, vielleicht weniger Gitarren. Vielleicht dies und das. Sehr wahrscheinlich aber: Musik für Gelegenheitskäufer, "Ich-mag-alles-was-eben-so läuft"-Hörer und Teeniegirls. Dass Silbermond am Ende in "Himmel auf" die treffendsten Worte zu diesem musikalischen Paket selbst liefern, ist wohl Schicksal: "Es ist okay, aber schön ist es nicht."

(Lena Zschirpe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Symphonie

Tracklist

  • CD 1
    1. Alles Gute
    2. Irgendwas bleibt
    3. Meer sein
    4. In Zeiten wie diesen
    5. Symphonie
    6. Krieger des Lichts
    7. Unendlich
    8. Weiße Fahnen
    9. Himmel auf
    10. Nichts passiert
    11. Durch die Nacht
    12. Kartenhaus
    13. Das Ende vom Kreis
    14. Keine Angst (Silbermond & Filmorchester Babelsberg)
    15. 48 Stunden (Demo 2008)
  • CD 2
    1. Verschwende Deine Zeit
    2. An Dich
    3. Zeit für Optimisten
    4. Ich bereue nichts
    5. Du fehlst mir
    6. Endlich
    7. Ans Meer
    8. Das Beste
    9. Wissen was wird
    10. Noch nicht
    11. Weg für immer
    12. Nicht mein Problem (feat. Jan Delay)
    13. Ja
    14. Letzte Bahn
    15. Das Lied mit nur einem Akkord
Gesamtspielzeit: 117:54 min

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Umgekehrt

2014-12-01 15:18:12

I'm blue da ba dee da ba die...

Desare Nezitic

2014-12-01 15:12:58

Der Eiffelturm ist übrigens nach diesem kleinen und in der Welt kaum bekannten Mittelgebirge benannt. Was für eine Ehre!

Desare (Ereiferer aus der Eiffel)

2014-12-01 15:05:01

"Hätte eher keins von beiden rezensiert und die Kapazitäten für ein paar Außenseitertipps mehr freigehalten"

*omfg* Um meine stete Sympathie für die Außenseiter und Unterdrückten auf der ganzen Welt zum Ausdrock zu bringen, denn nur als musikalsicher Außenseiter, Indivisualist und Grenzgänger zw. den Welten ist man richtig Inide!

Desare Nezitic

2014-12-01 15:00:13

Hätte eher keins von beiden rezensiert und die Kapazitäten für ein paar Außenseitertipps mehr freigehalten. Aber die Clicks wollen es so...

Demon Cleaner

2014-12-01 13:55:24

Hätte ich eher 1/10 verpasst als Sunrise Ave. :-)

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