Lordi - Scare force one

AFM / Soulfood
VÖ: 31.10.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Fertig zum Einschrecken

Wo stünden Lordi wohl, wenn nicht 2006 ein Ereignis namens Eurovision Song Contest über die Band hereingebrochen wäre? Höchstwahrscheinlich hätten die Finnen den Ruf einer Band, die guten, partykompatiblen Hardrock spielt und ein Faible für mehr oder weniger drollige Maskierung hat. Was die Chartplatzierungen angeht, stünden sie genau da, wo sie jetzt sind. Denn die beiden letzten Alben wurden zwar mit Unterstützung von Starproduzent Michael Wagener eingespielt, so richtig erfolgreich waren "Babez for breakfast" und "To beast or not to beast" hingegen nicht. Außer natürlich im heimischen Suomi, aber da ist bislang jedes Album der Kautschukverwerter aus Rovaniemi in den Top Ten gelandet. Man könnte also behaupten, Mr. Lordi und seine Mitstreiter seien am Boden der Tatsachen angekommen. Und anscheinend ist dies tatsächlich der Fall, haben sich Lordi doch dazu entschlossen, mit "Scare force one" das erste Mal seit etlichen Jahren wieder eine Platte in der Heimat produzieren zu lassen – zwar im teuersten Studio seiner Art in Finnland, aber das sei einmal als Randnotiz dahingestellt.

Neue Bescheidenheit im Hause Lordi also? Naja, wie man's nimmt. Nach wie vor ist das Äußere wesentlicher Bestandteil des Bandkonzepts; so hat Mr. Lordi als ausgebildeter Maskenbildner der Dame und den Herren der Band zunächst einmal eine neue Kleiderordnung verpasst. Und dann ist da natürlich noch die Musik. Die bietet überraschenderweise keine Überraschungen, sondern nach dem üblichen Intro, das im übrigen wie eine leichtgewichtige Variante von Ghost klingt, den gewohnt-etablierten Hardrock in der Schnittmenge von Kiss, Alice Cooper und frühen Accept, den die Finnen halt nun mal so spielen. Trotz des ruppigen Beginns des Titeltracks, der mit wilden Schreien die Erwartungshaltung aber nur scheinbar pulverisiert. Doch keine Sorge, eine Thrash-Combo werden Lordi mit Sicherheit nicht mehr, denn dafür fallen Mr. Lordi immer noch viel zu viele gute Hooks ein.

Den roten Faden – Konzept wäre zu viel des Guten –, den der Frontmann dabei postuliert, kann man allerdings getrost vergessen. Viel wichtiger ist, dass es mehr noch als auf den Vorgängern gelingt, geradeaus zu rocken und dabei dem Hörer einen mitgrölkompatiblen Refrain nach dem anderen um die Ohren zu pusten. Na klar ist "Hell sent in the clowns" auf Ohrwurm getrimmt, aber hey – mit ein paar Bierchen macht diese Nummer mal richtig Spaß. Und auch "Monster is my name" pöbelt mit der wunderbaren Startzeile "Who the hell do you think you are, you fuckface" nur vordergründig, bevor der Refrain feststellt, dass das Monster eigentlich nur tanzen möchte. Man muss es einfach festhalten: Insbesondere der Mittelteil des Albums bietet mit "Cadaver lover" oder der Suff-Hymne "Nailed by the hammer of Frankenstein" eine Hook-Dichte, wie sie selbst die finnischen Partyrocker eher selten hinbekommen.

Natürlich wird "Scare force one" die ewigen Nörgler auf den Plan rufen. Von wegen, das sei alles nur austauschbarer Hardrock, der durch den Mummenschanz nur kaschiert wird. Auf eine gewisse Weise stimmt das auch – Progrocker werden Lordi sicher nicht mehr. Was die Maskerade angeht, ist die Antwort klar: Die großen Vorbilder von Kiss stehen selbst im hohen Alter noch mit vollem Make-up auf der Bühne, also darf der Ex-Vorstand der finnischen Kiss-Army das auch. Punkt. Musikalisch aber machen die Finnen so viel Spaß wie lange nicht. Klar, die instrumentalen Zwischenspiele "Amen's lament to Ra II" und "Hella's kitchen" sind eher sinnfrei, und auch das abschließende "Sir, Mr. Presideath, Sir!" ist nur mäßig komisch. Doch immerhin sind Lordi wieder imstande, die Feierstimmung, die sie auf der Bühne verbreiten, auch auf Tonträger adäquat umzusetzen. Dass dabei die Innovation auf der Strecke bleibt, ist zu verschmerzen. Die "Scare force one" wird die Band sicher nicht in frühere Sphären fliegen. Aber für eine gute Party reicht's allemal. Und irgendwo unter diversen Kautschuklagen dürfte Tomi Putaansuu alias Mr. Lordi zufrieden grinsen. Wir auch.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Hell sent in the clowns
  • Monster is my name
  • Nailed by the hammer of Frankenstein

Tracklist

  1. SCG7: Arm your doors and cross check
  2. Scare force one
  3. How to slice a whore
  4. Hell sent in the clowns
  5. House of ghosts
  6. Monster is my name
  7. Cadaver lover
  8. Amen's lament to Ra II
  9. Nailed by the hammer of Frankenstein
  10. The united rocking dead
  11. She's a demon
  12. Hella's kitchen
  13. Sir, Mr. Presideath, Sir!
Gesamtspielzeit: 48:12 min

Im Forum kommentieren

Lol!

2016-10-12 18:16:16

Warum denn lordI? xd

Tennis Curt

2014-11-25 22:52:29

Da bin ich aber mal gespannt, ob sie die Klasse von Pure Heroine halten kann.

hexed all

2014-11-25 22:21:29

Album des Jahres.

Jennifer

2014-11-25 21:46:31

Frisch rezensiert. Meinungen?

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