Run The Jewels - Run The Jewels 2

Mass Appeal / Groove Attack
VÖ: 07.11.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die linke und die rechte Hand des Teufels

Anfang dieses Jahres, als El-P und Killer Mike das erste Kapitel ihres gemeinsamen Projekts Run The Jewels aufschlugen, verglichen wir die beiden Rap-Nasen hierzuseits mit Lionel Messi und Neymar. Nun, nur zehn Monate später, erscheint die zweite Platte des Duos und eine noch bessere Parallele ist pünktlich zum Release gefunden. Denn in Sachen Durchschlagskraft und Punch können mit El-P und Killer Mike wohl wirklich nur die beiden Grandseigneurs des Trash-Western mithalten: Bud Spencer und Terence Hill. Auch in den Werken der beiden italoamerikanischen Raufbolde fliegen die Fetzen, da wird gerangelt, dass Olli Schulz regelrecht warm ums Herz werden dürfte, und trotzdem steht über allem der Spaß an der Sache. Muss man wissen.

Die erste Platte von Run The Jewels war natürlich ein ziemlicher Erfolg, denn auf ihre Mixtur aus spitzbübischem Humor und augenzwinkernden Brutalo-Lyrics konnten sich alle einigen, die an bösgemeinten Wortspielen Gefallen finden. Und so beginnt auch dieses Album mit einem regelrechten Paukenschlag: "Jeopardy" ist nicht nur ein starker Track, sondern macht auch ohne Umwege klar, dass über Killer Mike und El-P nicht mehr viel kommt, auch nicht Papst Franziskus: "You know your favourite rapper ain't shit / And me, I might be / The closest representation of God you might see." Dabei sehen sich Run The Jewels als die neue Speerspitze im Rap-Zirkus, mit dem gewissen Maß an Selbstironie liefern uns die beiden dann auch Inspiration für die untenstehenden Referenzen und beschreiben das eigene Schaffen mit folgenden Worten: "The passion of Pac, the depth of Nas circa '93 / Mix the mind of Brad Jordan and Chuck D and find me / I spit with the diction of Malcolm or say a Bun B / Prevail through hell, so Satan get thee behind me."

Besonders herausstechend und somit konstituierend für den Sound des Duos sind einmal mehr die unnachgebiegen, militärisch-peitschenden Beat-Konstruktionen, eine Art soundästhetisches Boot-Camp, durch das sich El-P und Killer Mike da kämpfen, natürlich mit der entsprechenden Hartnäckigkeit und bis an die Zähne mit derben Lyrics bewaffnet. Für das stoisch pumpende "Close your eyes (and count to fuck)" holen sich die beiden dann den Vorzeige-Rebell und Crossover-Experten Zack de la Rocha ins Boot, der nicht nur für die gebellte Titelzeile verantwortlich zeichnet, sondern auch noch einen Vers rappen darf und damit selige Erinnerungen an Rage Against The Machine weckt.

Im Verlauf der elf neuen Stücke unternehmen Run The Jewels letztlich alles menschen- und maschinenmögliche, um sämtlichen Leuten auf die Füße zu treten, egal ob Jesus-Jüngern, Gesetzeshütern, Tierschützern, Feministinnen, Veganern oder anderen Rappern. Das Netz und den doppelten Boden muss man sich oft dazudenken, der sarkastische Spaß wird meist nur zwischen den fiesen Zeilen klar. Doch wenn El-P im roboterhaften "Crown" folgende Zeilen sprechsingt, dann liest sich das letzten Endes vor allem wie ein Screenplay für Spencer und Hill: "Loaded my weapon and swore to them vengeance / And stepped with aggression right in to the fray / In to the haze, in to the murk / Told me to prove to them what I was worth." Dass so etwas weh tut, muss man wohl keinem erzählen. Dass man damit eine Menge Vergnügen haben kann, eventuell schon.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Jeopardy
  • Blockbuster night, pt. 1

Tracklist

  1. Jeopardy
  2. Oh my darling don't cry
  3. Blockbuster night, pt. 1
  4. Close your eyes (and count to fuck) (feat. Zack de la Rocha)
  5. All my life
  6. Lie, cheat, steal
  7. Early (feat. Boots)
  8. All due respect (feat. Travis Barker)
  9. Love again (Akinyele back) (feat. Gangsta Boo)
  10. Crown (feat. Diane Coffee)
  11. Angel duster
Gesamtspielzeit: 38:07 min

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