Simple Minds - Big music

Embassy Of Music / Warner
VÖ: 31.10.2014
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Wen wundert's

Achtung: Simple Minds bitten um Ihre Aufmerksamkeit. Ja, sie bitten. Und das ist fast mehr, als man erwarten kann, seit U2 unlängst ein Geschenk ersannen, das ... okay, geschenkt. Das 16. Studioalbum der Band um Jim Kerr kann man ausschließlich kaufen – hoffentlich nur, wenn man will. Zuletzt war bei den Schotten auf "Black & white 050505" und "Graffiti soul" außer verstiegenem Stadion-Pomp nämlich herzlich wenig geboten. Was besonders angesichts des 2011er Boxsets "X5" deutlich wurde, das die ersten fünf Platten der damals noch Post-Punk-beflissenen New Waver versammelte – über 30 Jahre liegt das inzwischen zurück. Doch jetzt: "Big music"! Die tosende Wiederkunft einer der, naja, größten Rockbands der Welt nach Kerrs halb missglücktem LostBoy!-Soloausflug. Und hieß ein früher Klassiker nicht "Promised you a miracle"?

Zugegeben: Richtiggehende Wunder – so etwas wie die blendende Eleganz von "Someone somewhere in summertime", das geräuschige Poltern von "Up on the catwalk" oder gar das aggressive Geknatter von "Theme for great cities" – erwartet der realitätsgestählte Hörer hier von vornherein ja gar nicht. Aber bitte auch keinen Achtziger-Konsensmampf wie "Alive and kicking" oder windelweiches "Belfast child"-Gewäsch. Es wird doch wohl einen Mittelweg geben? Immerhin muss man Simple Minds attestieren, dass sie ihre neuen Songs gehörig aufblasen. Das jedoch zu Dimensionen, denen ihr Gehalt allzu oft hinterherhinkt. Nicht selten wirkt "Big music", als würde eine Hi-Tech-Dampfwalze gleich mehrere halbe Hähnchen auf einmal überrollen. Da nimmt sich sogar das Prädikat "mittel" stellenweise schmeichelhaft aus.

Nun marschieren Kerr und Gitarrist Charlie Burchill stramm auf die 60 zu – zornige Punks wie damals bei Johnny & The Self-Abusers können und wollen die beiden also gar nicht mehr sein. Die Ironie von "Big music" liegt jedoch darin, dass vieles auf diesem Album dem Namen der endsiebziger Keimzelle alle Ehre macht und wie ein sich selbst missbrauchendes Krafttier klingt. Wenn etwa "Midnight walking" so angestrengt wie erfolglos die vorzügliche 2005er Single "Home" zu exhumieren versucht, entpuppt sich sogar der Opener "Blindfolded" rückwirkend als recht ordentlich – trotz stumpfer Matsch-Beats und pompösen Studio-Apparats. Und selbst die von Chvrches-Mann Iain Cook bereits vor Jahren mitgeschiebenen Songs "Honest town" und "Blood diamonds" erfüllen eher den Tatbestand der Resteverwertung, statt die avisierte Größe auszustrahlen.

Erst ab der Mitte kommt "Big music" einigermaßen auf Touren – dank der einstigen Zeitgenossen The Call. Denn auch wenn es sich diese vermutlich nicht hätten träumen lassen, dass jemand ihr "Let the day begin" einmal zu einem Electro-Boogie mit entzündeten Fettaugen umbauen würde, sorgt diese Coverversion spät für erstes wirkliches Aufhorchen. Mit "Concrete and cherry blossom" oder "Imagination" folgen weitere Stücke, die die Dinge halbwegs geraderücken: Die Drums werden unwirsch, die Spannung greifbar, zuweilen heulen Burchills Riffs fast wie zu alten Zeiten. Egal, ob Simple Minds sich auf den Bonustracks der Deluxe-Ausgabe allen Ernstes erdreisten, Klassiker von Patti Smith und den Doors zu verschandeln. "I'm not a complicated man", gesteht Kerr in "Broken glass park" noch – man mag ihm nicht recht widersprechen.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Let the day begin
  • Imagination

Tracklist

  1. Blindfolded
  2. Midnight walking
  3. Honest town
  4. Big music
  5. Human
  6. Blood diamonds
  7. Let the day begin
  8. Concrete and cherry blossom
  9. Imagination
  10. Kill or cure
  11. Broken glass park
  12. Spirited away
Gesamtspielzeit: 52:13 min

Im Forum kommentieren

Söze

2015-04-23 09:33:19

Die Platte geht gar nicht. Drei Versuche gestartet und um die Hälfte herum ist mir jedes mal das Gesicht eingeschlafen.

Simple Minds haben bei mir für die 4.5 Alben von Real to Real Cacophony bis und mit New Gold Dream einen Freipass für die Ewigkeit. Dummerweise nutzen sie diesen seit 30 Jahren für nichts anderes, als belanglosen Stadionrock zu machen. Positiv zu vermerken kann man da eigentlich nur noch, dass Jim Kerr im Gegensatz zu Bono immerhin kein A******** ist.

Rick Lüh

2015-04-23 09:20:08

Denke ja, muss ich aber am Freitag nochmal unter Zuhilfenahme einiger Bier final verifizieren...

The MACHINA of God

2015-04-18 09:03:55

Hmm. Wirklich?

Rick Lüh

2015-04-18 01:29:09

Vor drei Tagen mal wieder aufgelegt. Klare 8/10. Die Scheibe rockt.

Gerald Goldstein

2014-11-21 16:47:01

Simple Minds machen immer noch die beste Musik von allen.
und KISS rocken die Moinds nicht weg.

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