Nightmares On Wax - Mind elevation

Warp / Zomba
VÖ: 02.09.2002

Wachsmalerei

Es ist Mitternacht. Geisterstunde. Dunkle Schatten kriechen umher, und das schreckenserfahrene Kleinkind von nebenan versteckt sich vor Fledermäusen und Gespenstern unter der Bettdecke. Die Zeit der Alpträume bricht an, und bald schon hört man nur noch panische Atemgeräusche. Dabei wäre das alles doch viel einfacher gewesen. Anstatt ihren armen Nachwuchs alleine im Bett zurückzulassen, hätten die Rabeneltern ihren Sprößling doch einfach mit in die Zappelbude des geringsten Mißtrauens nehmen können.

Dort nämlich geht man ganz offensiv mit der Nacht um. Kundige DJs legen zum gepflegten Chillout neuerdings \"Mind elevation\" von Nightmares On Wax auf. Die Schwärze kommt hier nicht von der Nacht, sondern von den Grooves. Zu Downbeats und Reggae nickt der Kopf solange mit, bis sich das Grinsen von alleine einstellt. Vorbei ist die Zeit, als George Evelyn mit kantigen Bleeps und düsteren Schleichern auf sich aufmerksam machte. Nightmares On Wax 2002 beschreibt ein Wort am treffendsten: smooth.

Sanft lutschen Tracks wie \"Mind eye\" oder \"Thinking of Omara\" am Beat, lehnen sich zurück und genießen das verträumte Zusammenspiel der Loops. Der stotternde Ragga-Schlager \"70s 80s\" winkt mit reichlich Hall und wohlig duftendem Rauch. Nightmares on dope. In \"Date with destiny\" und der peppigen Single \"Know my name\" setzt es dann noch die beseelten Vocals von Miriam Lamen dazu. Das hat Rhythmus und Blues und ist dennoch angenehm weit von den R\'n\'B-Klischees aus den Charts entfernt. Beyoncé, Ashanti und Mary J. sollten sich in Acht nehmen.

Und so kuscheln sich zwei Menschen aneinander, lassen ihre Ohren von sanft angekitschten Instrumentals streicheln und fühlen sich wie auf Wolken. Jetzt noch schnell den letzten Cocktail schlürfen, denn schon ist es Zeit, nach Hause zu gehen und nach dem Nachwuchs zu schauen. Und wenn sie dem noch immer vor sich hin wimmernden Nachkommen etwas wirklich Gutes tun wollen, sollten die zwei Nachtschwärmer ihm die sanften Schlummerlieder von \"Mind elevation\" aufs Ohr drücken. So verliert die Nacht ihren Schrecken.

(Oliver Ding)

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