Slash featuring Myles Kennedy And The Conspirators - World on fire
Roadrunner / WarnerVÖ: 12.09.2014
So klein mit Hut
Nun hat Saul Hudson alias Slash sich mal eine alte Weisheit zu Herzen genommen, und schon war es auch wieder nicht richtig. Denn nachdem 2010 sein selbstbetiteltes Soloalbum – der Begriff "Debüt" ist angesichts seiner Diskographie doch eher unpassend – derart viele Gastmusiker aufweisen konnte, dass man es auch als "Rock Allstars featuring Slash" hätte betiteln können, sollte danach weniger mehr sein. So weit, so gut, wäre da nicht der Umstand, dass sich das "weniger" nicht nur auf die Anzahl der Protagonisten, sondern auch auf die Menge der brauchbaren Songs bezog. Und obwohl die einschlägigen Rockradios vor Freude im Achteck sprangen, blieb doch eher die Tatsache, dass auch ein Gitarrist mit einem Leumund wie Slash sich eben nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen kann, sondern zwischendurch auch einmal liefern muss.
Dass Slash mit "World on fire" nun also wieder in die Vollen gehen will, ist zumindest einmal in quantitativer Hinsicht umgehend klar, reizt er doch mit 17 Songs die Spielzeit einer handelsüblichen Silberscheibe gnadenlos aus. Damit bei dieser Menge wirklich Zählbares im Gehör hängen bleibt, müssen die Songs jedoch umso nachhaltiger zünden. Und hier liegt das Dilemma von "World of fire". Dabei fängt alles so schön an: Ein typisches Slash-Riff, vier Schläge auf die Snare, Abflug. "World on fire" macht Spaß, ist ein giftiger Hardrocker, der auf der Autobahn für so manch böses Erwachen in der Radarkontrolle sorgen dürfte. Und auch "Automatic overdrive" kann mit forschem Tempo und feiner Hook im Refrain durchaus überzeugen.
Irgendwann jedoch beginnen die an sich durchaus guten Songs, ins Grundrauschen überzugehen. Ein Sleazerocker wie "Stone blind" ist schlicht zu unspektakulär, um wirklich Eindruck zu hinterlassen, und auch der fette Groove von "Beneath the savage sun" vermag nur kurz Aufsehen erregen. Denn irgendwann verschwimmen die drei Songs, die Slash offensichtlich für dieses Album in mehreren Paketen geschrieben hat. Als da wären: Der rasende Rocker, der bis auf den üblicherweise eher stoisch agierenden Frontmann jeden in Bewegung bringen dürfte. Zweitens: Der Routine-Rocker, der sich darauf verlässt, dass die unbestrittenen Qualitäten des Bandchefs schon ausreichen werden. Gerne auch genommen mit eher verhaltenem Beginn, bevor dann das Gaspedal getreten wird. Auch hier macht die Dosis das Gift, wenn irgendwann die Übersicht verloren geht, an welcher Stelle des Albums sich ein solcher Song gerade befindet. Und über Song 3, die Ballade, wollen wir einmal pietätvoll den Mantel des Schweigens ausbreiten; käsiges Geschwurbel wie "Battleground" braucht nun wirklich kein Mensch.
Es ist eigentlich bizarr. Denn Slash gelingt das fragwürdige Kunststück, mit Musik, die alles andere als progressiv ist, die Hörer weitgehend zu überfrachten. Natürlich kann "World on fire" mit guten Songs aufwarten, wie geschaffen für den Soundtrack zum Ausklang des Sommers. Nur werden eben diese überaus achtbaren Beispiele modernen Hardrocks in zu viel Füllmaterial eingebettet, in Songs, die bestenfalls das Attribut "Nett" erwarten dürfen. Und dann fällt ein Track wie das luftige "Avalon" eben eher der aufkommenden Langeweile zum Opfer, anstatt die eigentlich verdiente Aufmerksamkeit zu erhalten. Wäre "World on fire" mindestens 20 Minuten kürzer, es hätte ein wirklich rundum starkes Album sein können. So bleibt der Eindruck, Slash habe einfach alles, was ihm gerade einfiel, auf den Weg ins Presswerk geschickt. Hätte Slash dieses Mal wirklich auf die besagte alte Weisheit gehört.
Highlights & Tracklist
Highlights
- World on fire
- Automatic overdrive
Tracklist
- World on fire
- Shadow life
- Automatic overdrive
- Wicked stone
- 30 years to life
- Bent to fly
- Stone blind
- Too far gone
- Beneath the savage sun
- Withered Delilah
- Battleground
- Dirty girl
- Iris of the storm
- Avalon
- The dissident
- Safari Inn
- The unholy
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