Cirqles - Meander

Timezone / Rough Trade
VÖ: 08.08.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Die Zungenbrecher

Synthie-Flächen untermalen dezente Synthie-Bleeps. Ein paar Gitarrenlinien flirren hier und da. Ein Schlagzeug verspricht und liefert Schwerkraft-Puschen gegen das ewige Si-Sa-Säuseln der Theremine und Mellotrone. Und der Sänger hat mitunter mehr Hall auf der Stimme als ein von fiesen Aliens entvölkerter Sci-Fi-Hangar. Das alles gehört gewiss zum Arsenal, mit dem inzwischen bereits mehrere Generationen an Indietronicern die Stimmung zum, nun ja, pluckern bringen. Doch erst das Debüt des Dreigespanns Cirqles findet kurioserweise den passenden Titel dafür: "Meander". Um gar nicht erst in Schuhstarrverdacht zu geraten, beschreiben die Frankfurter ihren Stil lieber als Mischung aus Dream Pop, Electronica und Psychedelic Rock. Schon klar – Indietronics halt.

Allzu viel Avantgarde zum Cortex-Zungeschnalzen bietet "Meander" entsprechend nicht. Dennoch ist der Uptempo-Jazz-Ausbruch zur Mitte von "Presage" vielleicht ein erwartbarer Aufmerksamkeitsfänger, das ändert allerdings nichts daran, dass er an der genau richtigen Stelle dieses Albums zusticht und zudem von Cirqles beinahe schlafwandlerisch nach Hause geschaukelt wird. Zu "Ährenlese" gelingt ihnen vordergründig vielleicht nicht mehr als ein Red-Snapper-Stream inklusive Standbassklackern und Mellotron-Spookyness – aber genau das "gelingt" eben, was bei dieser Referenz an sich bereits aller, ähemm, Ähren wert ist. Und "Face to face" macht zwar einen auf "Personal Jesus" in Hibbel-Wibbel, merkt aber auch bereits nach einer guten Minute, dass es jetzt genug ist – mit Depeche Mode und eben Hibbel-Wibbel.

Stattdessen brummt es ein-, zweimal kräftig zum Auftakt von "Clouds", und schon ist der Song mittendrin in Trip-Hop-Beat und Haunted-House-Glockenspiel. Bis Schlagzeuger Kevin Polk auch hier die dezente Drum-n-Bass-Maschine anschmeißt, um Platz zu schaffen für jeden Knopf, den Cirqles noch drehen wollen, und für jede Gegentakt-Melodie, egal auf welchem Instrument, sowie alles andere, was ihnen halt noch so in den Sinn kommt. Jeweils und stets und immer wohlgemerkt zum Wohle von Song und Abwechslung gleichermaßen.

Somit wiederholen sich zwar die Muster, die Kurzweil aber ebenso. Nur selten wünscht man Cirqles die Konzentration, die sie beim hervorragenden, erneut an Red Snapper gemahnenden "Friction", vor allem aber für das abschließende "In the dark" an den Tag legen. Zwar strömen auch hier alle Elemente von "Meander" noch einmal drüber, drunter und durcheinander. Andererseits machen aber ein klarer Akkordwechsel sowie ein aus der Tiefe hervorhallendes Klavier derart Stimmung, dass schließlich das aufbrausende Midtempo zu einer einzigen elegischen Konsequenz gerinnt. Einen eigenen Zungenschlag hat das vielleicht eher mitunter. Ein Zungeschnalzen ob des Willens zur Verdichtung ist "Meander" aber mehr als wert.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Friction
  • Breathe
  • Presage
  • In the dark

Tracklist

  1. Misty morning
  2. Places
  3. Friction
  4. Breathe
  5. Presage
  6. Face to face
  7. Clouds
  8. On the road
  9. Ährenlese
  10. In the dark
  11. Outro
Gesamtspielzeit: 37:47 min

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Armin

2014-09-03 21:00:23

Frisch rezensiert! Meinungen?

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