The Gathering - If_then_else
Century Media / SPVVÖ: 03.07.2000
Wenn_schon_denn_schon
Von ihren Anfängen als reine Metal-Band und als eine unter vielen haben sich The Gathering in den letzten Jahren konsequent zu einer extrem vielschichtigen und eigenständigen Kapelle weiterentwickelt. Das allerdings hat nicht wenige "alte" Fans gekostet, die ihnen vor allem das Vorgängeralbum "How to measure a planet" übelnahmen. Bemängelt wurde in erster Linie die mangelnde Eingängigkeit des Songmaterials, das fast schon meditativen Charakter hatte und im knapp 29-minütigen Titelstück gipfelte, das denn auch die Doppel-CD rechtfertigte. Auf der Habenseite stand dennoch ein höchst athmosphärisches Album, das der Band ein deutlich breiteres Publikum bescherte.
"If_then_else" geht diesen Weg weiter. Der Unterschied zum Vorgänger besteht vor allem darin, daß die Songs als solche ausgereifter sind. "Einfache" Rockmusik im eigentlichen Sinne machen The Gathering dennoch nicht. Man muß sich Zeit nehmen, in dieses Album einzutauchen und vor allem die elfenhafte Stimme von Frontfrau Anneke van Giersbergen auf sich wirken lassen, bis Songs wie "Amity" dem Hörer die Gänsehaut über den Rücken laufen lassen. Die unglaubliche Variabilität läßt die Sängerin in die Regionen solcher grandiosen und charismatischen Chanteusen wie Tori Amos oder Kate Bush aufsteigen. Ein weiteres Markenzeichen sind die sehr intensiven, bisweilen rätselhaften Lyrics, in denen Anneke viele persönliche Erfahrungen verarbeitet. Ob in "Herbal movement" tatsächlich der Besuch eines naheliegenden Coffie-Shops beschrieben werden soll, sei dahin gestellt. Die Band hat auch gut daran getan, die Instrumentierung vielseitiger zu gestalten und auch "neue" Instrumente wie Hammondorgel oder Violine wirken zu lassen.
Enttäuschend ist nur, daß dem Album nach grandiosem Beginn ein wenig die Luft ausgeht. Besonders das höchst entbehrliche Instrumental "Analog park" und das - auch wegen des reichlich kitschig geratenen Textes - nicht minder schwach geratene "Morphia's waltz" zählen eher zu den Tiefpunkten der Bandkarriere. Glücklicherweise überwiegen die gelungenen Momente, und das bereits erwähnte "Amity" sowie das rockige "Shot to pieces" lassen große kompositorische Klasse erkennen. Der Fankreis unter den Mattenschüttlern wird sich durch "If_then_else" nicht wieder vergrößern, der Weg zum "normalen" Rock-Publikum wird das Album, auch mit dem Rückenwind der Headliner-Position beim Bizarre-Festival, sicherlich noch ein Stück weiter geebnet. Solange die Niederlande nicht nur Top-Fußballer, sondern auch phantastische Rockbands wie Green Lizard, Ayreon oder eben The Gathering hervorbringen, brauchen wir uns um unser Nachbarland wirklich keine Sorgen zu machen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Rollercoaster
- Shot to pieces
- Saturnine
- Amity
Tracklist
- Rollercoaster
- Shot to pieces
- Amity
- Bad movie scene
- Colorado incident
- Beautiful war
- Analog park
- Herbal movement
- Saturnine
- Morphia's waltz
- Pathfinder
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