The New Pornographers - Brill bruisers

Matador / Beggars / Indigo
VÖ: 22.08.2014
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Euphorisches Ohrwerk

Eine der wohl typischsten und immer wiederkehrenden Herausforderungen im Leben eines Songschreibers scheint A.C. Newman und Neko Case auch nach jahrelanger Zusammenarbeit im Kreise der New Pornographers noch zu beschäftigen: "I was born with a sound / But I couldn't get it out / Couldn't find the words to get it out". Die mittlerweile über 14 Jahre andauernde Karriere ihrer kanadischen "Supergroup" konnte ebenjene recht nüchterne Feststellung aus "Born with a sound" glücklicherweise schon ziemlich häufig widerlegen.

Doch auch etablierten Bands kommt das schnelllebige Musikbusiness nicht selten so ein bisschen vor, wie dem klassischen Sprinter ein 10.000-Meter-Lauf, welcher ab und an zu einem Hindernis-Parcours umfunktioniert wird. Und weil die 00er-Dekade mit The Shins, The Decemberists und nicht zuletzt auch The New Pornographers eine der jüngsten Hochphasen des nordamerikanischen Indie-Pop markierte, kommt es anno 2014 gar einem Ironman gleich, will man in dieser Nische noch konditionelle Ausrufezeichen setzen. The New Pornographers aber gelingt das. Ihnen ist sie auch auf ihrer sechsten Platte "Brill bruisers" zu jeder Sekunde anzuhören – die Leichtigkeit, die Unbekümmertheit, die Freude an der Musik. Und natürlich ihr Talent, wieder mal ein Dutzend Power-Pop-Hymnen einfach so aus dem Ärmel zu schütteln.

Schon das vorab bekannte Titelstück und "Fantasy fools" machen recht schnell klar, worauf man neben zielsicher gut gelaunten Kompositionskünsten nun wieder vier Jahre lang ausharren musste: prasselnde Drums, leicht übersteuerte Gitarren und das hörbar berauschte Gesangsduo A.C. Newman und Neko Case – oder auch schlicht: Wiedererkennungswert. Gut, wenn man den hat. Denn diese Trademarks beflügeln nicht nur erwähnte Songs zu Ohrwürmern erster Kajüte – die Single "War on the East Coast" entfacht auch Feuer unterm Allerwertesten, und man könnte fast auf die Idee kommen, die früheren Manic Street Preachers trugen hier die Fackel. Um allerdings die drei Buchstaben, aus denen das Wörtchen "Pop" besteht, im Fokus zu behalten, zieht Dan Bejar (aka Destroyer) diesem "Brill bruisers" ein konstant frisches Häubchen aus Synthies und anderen, raffinierten Sound-Effekten über – "Dancehall domine" zum Beispiel geht hier voran.

Auch "Hi-rise" schlängelt sich durch Keyboardfelder und zurückhaltende Percussions, "Spidyr" baut sich erst behutsam auf, um später von nachdrücklichem Trommelschlag und einer herzzerreißenden Mundharmonika davon getragen zu werden. Und wie es sich für erfahrene Marathonläufer gehört, bündeln The New Pornographers ihre Kräfte gekonnt, atmen mit dem etwas düsterer gestimmten "Backstairs" oder dem tollen, in weiten Teilen auf akustischer Gitarre dahin flirrenden "Champions of red wine" zwischenzeitig auch mal durch. Die eingangs thematisierten Sorgen? Für die Katz. Wie immer bei dieser Band. Denn, wie "You tell me where" final noch einmal unterstreicht: The New Pornographers sind nicht bloß Sound. Sie sind und bleiben Melodie und Euphorie.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Brill bruisers
  • Fantasy fools
  • War on the East Coast
  • Spidyr

Tracklist

  1. Brill bruisers
  2. Champions of red wine
  3. Fantasy fools
  4. War on the East Coast
  5. Backstairs
  6. Marching orders
  7. Another drug deal of the heart
  8. Born with a sound
  9. Wide eyes
  10. Dancehall domine
  11. Spidyr
  12. Hi-rise
  13. You tell me where
Gesamtspielzeit: 43:39 min

Im Forum kommentieren

lego

2014-11-26 20:27:04

ist meine erste new pornographers. keine ahnung, wieso die mir vorher nie in die hände gefallen sind. anfänglich dachte ich "Ja! Hurra! Wie toll!"...

ich dachte nicht, dass mir so schnell die laune dran vergehen würde. sehr schade.

ToniDoppelpack

2014-10-06 14:14:47

sehr gutes Album, wie alle bisher. Komischerweise gefällt mir Twin Cinema neben Challengers noch am wenigsten, obwohl The Bleeding Heart Show eins der besten Lieder aller Zeiten ist...
Die ersten beiden Platten find ich überragend.

captain kidd

2014-10-03 14:50:35

werden zwar langsam wieder besser, so gut wie auf dem debüt wird es aber wohl nicht mehr. teufel, was haben die da für melodien und spielfreude rausgehauen. mit dem blauen wurde es dann schon deutlich schlechter - und dann eigentlich immer schlechter bis eben zum neuen album. sie haben einfach diesen wahnsinn verloren, spielten mir nach dem debüt immer zu routiniert irgendwie. aber natürlich auf der guten seite, ohne frage.

rainy april day

2014-10-03 13:05:38

Word. Twin Cinema sehe ich auch als ihr stärkstes, da folgt Hit auf Hit, vom gottgleichen The Bleeding Hearts Show mal abgesehen. Brill bruisers braucht sich aber zwischen den anderen (ebenfalls großartigen Platten) wirklich nicht verstecken. Gute Band.

kingsuede

2014-09-17 20:09:29

Das war ja bei denen schon immer sehr 'uplifting', gefällt mir sehr gut und ist hinter Twin cinema ihr bestes!

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