The Walkabouts - Drunken soundtracks (Lost songs & rarities 1995-2001)
Glitterhouse / IndigoVÖ: 05.08.2002
Mondsüchtig
Wenn die Sonne müde und die Schatten länger werden, bricht die Zeit der Nachtschwärmer an. Romantiker des Zwielichts und Liebhaber der Dunkelheit treten hervor und pflegen ihre poetische Ader. Längst weiß man, daß auch die Walkabouts zu jenem seltsamen Völkchen gezählt werden müssen, atmen sie doch das Licht der Sterne förmlich ein und formen es zu molligen Melodien. Doch auch ein ganz anderes Herz schlägt noch immer in der Brust von Carla Torgerson, Chris Eckman und ihren Begleitern: die Sehnsucht nach der Weite. Der Wunsch nach Ruhe. Die Besinnung auf die Vergangenheit. Sie sind eben bodenständige Träumer.
Wenn sie sich dann morgens, nach durchtrunkener Nacht, den Schlaf aus den Augen reiben, fällt so manche melancholische Erinnerung auf den Boden der Tatsachen. Einsame Weisen, versponnene Melodien und tönende Seufzer, die die Amerikaner in ihrem Schaffensdrang erst einmal auf B-Seiten und Compilations parken oder gar im Archiv versteckten. Doch irgendwann ist Zeit für eine Rückschau, um all die obskuren Versuche zwischen kratzigem Dub, atmosphärischer Klage und dunklem Mariachi wieder an die Mutterbrust zu holen.
Das trefflich betitelte "Drunken soundtracks" ist für die Walkabouts nun nach "Death valley days" schon die zweite Besinnung auf "Lost songs & rarities". In umgekehrt chronologischer Reihenfolge begrüßen uns düstere Grooves, zärtliche Pickings und heisere Geständnisse. Und die erstaunlichste Erkenntnis der nach dem Prinzip "Value for money" vollgepackten Doppel-CD: Der sich immer mehr von den Klammern des Americana-Genres abwendende Fünfer aus dem amerikanischen Nordwesten verstreute nicht irgendwelche Songs aus der zweiten Reihe, sondern hob sich so manche überraschende Perle auf, die nun endlich ihren Glanz verstrahlen kann. "Loneliness keeps good company."
Auf der Suche nach anderen Ausdruckmöglichkeiten finden die Amerikaner ihre Inspiration auch immer wieder in den Worten und Weisheiten anderer. Mit schwermütiger Leichtigkeit versammeln sie Songs von so unterschiedlichen Künstlern wie Neil Diamond, 22 Pistepirkko, Antonio Carlos Jobim, Townes Van Zandt oder Serge Gainsbourg, ohne daß ein Bruch im Gesamtbild zu hören wäre. Und so breitet sich von den verspielten Arrangements der Neuzeit bis zu den herben Schrammeleien von damals, als noch die Röhren glühten, ein warmes Gefühl des Zusammenhalts aus. Auch wenn das Niveau nicht über die vollen zwei Stunden hochgehalten werden kann, spürt man doch stets die innewohnende Sehnsucht. In aller Dunkelheit verorten die Walkabouts eben immer noch ein Licht. Und am Ende erahnt man sogar fast, daß sich diese Band mal mit einer Nachwuchstruppe namens Nirvana ein Label geteilt hat. My heart is broke, but I have some glue.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Drunken soundtracks
- People such as these (Kevin's dub)
- Bonnie & Clyde (live)
- The light will stay on (Country mix)
Tracklist
- Drunken soundtracks
- Unbreakable
- People such as these (Kevin's dub)
- Shot bayou
- How many times (must the piper be paid for his song)
- Sorry angel
- Undermine
- Call me back again
- On the day (Bone mix)
- Desert skies (Black light mix)
- Albuquerque
- The getaway
- Bonnie & Clyde (live)
- CD 2: Rage on
- Death' black train
- Thieves like us
- Corcovado (Quiet nights of quiet stars)
- Cover of darkness
- Silver city
- Sanitorium blues
- Cowbells shakin'
- Come along
- The light will stay on (Country mix)
- Desierto
- Glory road
- Winded
- Incognito
- Master of none
- 04:36 - Theme from 'Where the air is cool and dark (29)
Referenzen
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Forum
- The Walkabouts - Acetylene (65 Beiträge / Letzter am 17.09.2019 - 19:51 Uhr)
- The Walkabouts - Travels In The Dustland (30 Beiträge / Letzter am 24.01.2012 - 11:34 Uhr)