Lana Del Rey - Ultraviolence

Vertigo / Universal
VÖ: 13.06.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Melankolik

Da ist doch endlich die Schlagzeile. Nach der ganzen Diskussion um den Grad ihrer Künstlichkeit oder der scheinbar gierig erwarteten, versemmelten Saturday-Night-Live-Performance, nun also wieder eine Aussage, die man Lana Del Rey noch einige Zeit unter die Nase reiben wird: "Ich wünschte, ich wäre schon tot." Im Interview mit dem Guardian sprach sie das aus, als sie über zwei ihrer Helden, Kurt Cobain und Amy Winehouse, und deren posthumen Glorifizierung redete. So sehr dieses Statement wie das Imprint einer depressiven Guillotine am Seidenfaden im Raum steht, so vielmehr ist es Ausdruck des unbefriedigenden Changierens der 27-Jährigen im Musikgeschäft, in der Welt. Und neu ist das ebenso wenig.

Lana Del Reys Debütplatte titulierte sich nicht umsonst "Born to die" und berichtete in "Dark paradise" zu der Zeile "But I wish I was dead" von dem sehnsüchtigen wie unkalkulierbaren Wunsch des Wiedersehens mit einem Verstorbenen im Jenseits. Hinzu kommen auch auf "Ultraviolence" Kritiker-, Business- und Selbstekel, das Gefangensein im Katz-und-Maus-Spiel der Antipathien auch im Beziehungsduktus, fragile Selbstbehauptung und natürlich massives Männer-Jojo aus Abhängigkeit und Verdruss. Das alles verbunden mit der Unwissenheit über den biografischen Anteil einer "mistress" oder des "favorite girl". Im Prinzip ist das ähnlich wie auf dem Vorgänger, weshalb die New Yorkerin zwischenzeitlich unkte, kein zweites Album aufzunehmen, weil sie schon alles Wesentliche gesagt hatte.

Und doch erzählt "Ultraviolence" seine Geschichten anders. Ohne Hits zum Beispiel. Weniger große Popperlen, ausradierte Beats, HipHop und Twin-Peak-Backings wurden ebenfalls gecancelt. Geblieben sind viele Streicher und das Bild der gebürtigen Elizabeth Grant als einer Film-Noir-Exilantin, die gefangen im falschen Jahrzehnt scheint. Es bleibt die Melancholie, die zwar Grau trägt, aber an Kaliforniens Stränden flaniert. Wo der Vorgänger mancherorts noch unrund wirkte im Schatten der großen Hymnen, ist "Ultraviolence" ein durchweg kohärentes, atmosphärisches Gesamtwerk, das nicht einmal durch den chansonierten Soul im Nina-Simone-Cover "The other woman" aus dem Gleichgewicht gerät.

Vielleicht hat eine Chart-Welt, die Singles wie "Born to die", "Blue jeans", später "Ride" und "Young and beautiful" mit Geringschätzung strafte, auch nichts anderes verdient. Produzent Dan Auerbach (The Black Keys) puzzelt sodenn ungeniert Surf, Twang und andersartige Licks in die Songs, die häufig auf Blues-Rock-Strukturen aufbauen, mit Synthesizern hantieren und von Hall umgeben über dem Boden schweben. "Cruel world" gelingt ein großartiger Sog in die Vintage-Welt, in der wenige Minuten später der Titeltrack All Saints' "Pure shores" von der Klippe schubst und "West coast" das Tempo mit Sand in den Schuhen verschleppt. "Brooklyn baby" schraubt Grants Stimme in Höhen, wo sich Coolness und Lolita-Image treffen, und "Sad girl" macht seinem Namen kurz vor der Überzeichnung alle Ehre. Morgen steht Lana Del Rey wieder auf und arbeitet. Weil es ihr keinen Spaß macht.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Cruel world
  • Brooklyn baby
  • West coast

Tracklist

  1. Cruel world
  2. Ultraviolence
  3. Shades of cool
  4. Brooklyn baby
  5. West coast
  6. Sad girl
  7. Pretty when you cry
  8. Money power glory
  9. Fucked my way up to the top
  10. Old money
  11. The other woman
  12. West coast (Radio mix)
Gesamtspielzeit: 55:40 min

Im Forum kommentieren

The MACHINA of God

2024-01-31 22:00:57

Diese Frau hat solch tolle Refrain. "Black beauty" hat es mir derzeit extrem angetan.

Affengitarre

2023-12-16 15:22:06

Der Lauf bis einschließlich „West Coast“ ist unfassbar, leider geht dem Album nach „Sad Girl“ komplett die Luft aus. Der Sound bleibt cool und es gibt noch gute Momente, aber so richtig bekommt mich dann nichts mehr. Felix hatte auf Seite 6 im Thread eine coole alternative Playlist erstellt, die läuft dann auch deutlich besser durch. Komisch, dass man immer noch so schwer an die Bonustracks „Flipside“ und „Is this happiness“ herankommt. Die wischen qualitativ mit der zweiten Hälfte den Boden.

The MACHINA of God

2023-12-14 18:09:58

lol

Affengitarre

2023-12-14 17:59:45

:D

Klaus

2023-12-14 17:54:31

Einige Posts hier sind nicht so gut gealtert, hm?

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