Mastodon - Once more 'round the sun
Reprise / WarnerVÖ: 20.06.2014
Hier waren wir noch nicht, oder?
Der Albumtitel ist irreführend. Mastodon würden keine musikalische Straße und keinen Fluss zweimal befahren und nachdem sie einmal um die Sonne geflogen sind, ist jener Trip für die Band auch ein ausgetretener Pfad. "Once more 'round the sun" holt also weiter aus, die angepeilte Flugbahn ist die ganz große Runde durch das Sonnensystem. Das Planetenkonstrukt aus "Heavy", "Prog" und "Metal" gerät dabei häufiger mal aus dem Blickfeld. Oder um es in irdischeren Worten zu sagen: Die Band aus Atlanta bewegt sich auf einem äußerst schmalen Grat.
"Once more 'round the sun" klingt poppiger und eingängiger, als Mastodon es jemals getan haben. Auch und gerade im Vergleich zu "The hunter". Spätestens jetzt ist wohl der Zeitpunkt gekommen, an dem Fans der allerersten Stunde in Scharen die Köpfe schütteln, und zwar nicht, weil sie zu den Songs im Moshpit bangen. Die Härte verblasst also langsam im Sound der Band, die mal bei Relapse war und Songs wie "March of the fire ants" und "Blood and thunder" aufgenommen hat. Ein Grund dafür mag sein, dass neben Bassist Troy Sanders und Frontmann Brent Hinds mittlerweile auch Drummer Brann Dailor regelmäßig das Mikro übernimmt und alle drei Gefallen an richtigem, mehr oder weniger cleanen und mit Melodien überschütteten Gesang gefunden haben. Denn der passt zweifellos wie Arsch auf Eimer zu dem Element ihres Sounds, das die Band über alle Alben gerettet hat: die ungeheure Wucht ihrer Songs.
Die Prog-Gitarren liefern noch immer die Art von oft zweistimmigen, vertrackten Riffs, deren Akkorde sich in- und umeinander winden wie bei kaum einer zweiten Band. Drummer Dailors starker Jazz-Einschlag würde sowieso noch das platteste Riff veredeln, aber bei einer Band wie Mastodon findet sich sein lässiges Hakenschlagen natürlich in bester Gesellschaft. Nur klingt das alles auf dem sechsten Album der Band eben mehr nach Torche als nach Crowbar. "The motherload" ist ein Musterbeispiel dafür, wie überirdisch groß die Refrains geworden sind und wie melodisch sich Riffs und Gesang bei Mastodon mittlerweile, nun ja, aneinander kuscheln. Die Single "High road" macht das ganz ähnlich und weitere Beispiele ließen sich problemlos aufzählen, darunter die Herzschmerz-Hymne "Ember city".
Langweilig wird "Once more 'round the sun" aber trotzdem nicht. Dafür spielt die Band immer noch viel zu gerne mit Konzepten herum. Der Titeltrack ist ein kurzer Punkrocker, das zentrale "Asleep in the deep" schraubt die Geschwindigkeit ordentlich herunter und schwimmt recht gekonnt zwischen Doom und Ballade hin und her. Und "Aunt Lisa" wechselt nicht nur alle paar Takte die Stimmung von angepisst zu melancholisch und wieder zurück, sondern hat mit dem Gastgesang der Punkband The Coathangers am Schluss auch eine großartige Coda zu bieten.
Auch wenn das Fehlen der alten Härte an manchen Stellen von "Once more 'round the sun" schmerzlich auffällt, zum Beispiel in "Ember city" oder dem etwas kraftlosen Opener "Tread lightly", meistern Mastodon die Balance aufgrund ihres technischen Könnens und ihrer songschreiberischen Kreativität abermals, auch wenn es sich manchmal halsbrecherisch anhört. Und wem die Route nicht gefällt, der kann sich zumindest sicher sein: Nächstes Mal geht es wieder auf anderen Wegen durchs Sonnensystem.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The motherload
- Asleep in the deep
- Aunt Lisa
Tracklist
- Tread lightly
- The motherload
- High road
- Once more 'round the sun
- Chimes at midnight
- Asleep in the deep
- Feast your eyes
- Aunt Lisa
- Ember city
- Halloween
- Diamonds in the witch house
Im Forum kommentieren
Tante Lisa
2015-06-24 17:41:59
Danke für den Link - Auch wenn er meine Erwartungen bezüglich heute Abend eher schrumpfen lässt.
Ja
2015-06-24 14:30:27
http://www.setlist.fm/setlist/mastodon/2015/z7-konzertfabrik-pratteln-switzerland-5bc9739c.html
Tante Lisa
2015-06-24 13:50:14
Hat irgendjemand Mastodon kürzlich live gesehen und kann etwas zur Setlist sagen?
Gregor
2014-11-07 18:52:54
Immer dann, wenn Musiker, die technisch begabt sind, bisher extreme Musik gemacht und dann Klargesang und Melodie für sich entdeckt haben, wird es richtig spannend.
Hier zu hören...
Eine 9/10 ist hier locker angebracht.
Metal-Klaus
2014-07-12 00:10:20
Bei Diamonds in the witch house nervt der Gesang leider erheblich, ansonsten gutes Teil. Straightes Metal-Brett mit hübschen 80ies-und Psychedelic-Remeniszenzen oder wie das heißt.
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