Kiss - Kiss 40

Mercury / Universal
VÖ: 30.05.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Denkmalpflege

Vor 40 Jahren begann eine musikalische Karriere, die den Grundschullehrer Gene Klein und den Taxifahrer Stanley Eisen zu den Protagonisten einer der wohl größten Rockbands auf diesem Planeten machen sollte. Beziehungsweise, so man denn dem schier unerschütterlichen Selbstbewusstsein der Herren Gründer glaubt, die natürlich besser als Gene Simmons und Paul Stanley bekannt sind, DIE größte Rockband. Fakt ist, dass sich trotz diverser Besetzungswechsel und teils desaströs schlechter Alben die Verkaufszahlen der gesamten Diskographie mittlerweile im dreistelligen Millionenbereich bewegen. Fakt ist aber auch, dass bereits seit Mitte der Siebziger die bandeigene Vermarktungsmaschine derart groteske Züge annahm, dass es wohl kaum einen möglichen oder unmöglichen Gegenstand gibt, der noch nicht von vier geschminkten Gesichtern verziert worden ist.

Jetzt darf man über diese hemmungslose Kommerzialisierung mit Recht geteilter Meinung sein. Eines allerdings hat der – nett formuliert – geschäftstüchtige Simmons von Beginn an richtig gemacht: Anders als bei vielen anderen Bands aus dieser Zeit liegen sämtliche Rechte an der Diskographie bei der Band. Was es Kiss ermöglicht, auf der Jubiläumscompilation "Kiss 40" tatsächlich alle Alben mit einem Song vertreten zu lassen. Und da diese Songs dankenswerterweise chronologisch angeordnet sind, hat der geneigte Konsument tatsächlich das Vergnügen, sich durch eine nahezu lückenlose Dokumentation der diversen Band-Inkarnationen und Stilwechsel arbeiten zu können.

Und es ist tatsächlich ein Vergnügen. Denn natürlich sind die mittlerweile im Mainstream-Radio totgenudelten Hits "I was made for lovin' you" und "God gave rock 'n' roll to you II" vertreten, ebenso wie die bravouröse Live-Aufnahme von "Rock and roll all nite" vom ersten "Alive"-Album. Selbst die vier Solo-Alben von 1978, seinerzeit kommerzielle Desaster, tauchen auf – und plötzlich entpuppt sich in der Rückschau "Hold me, touch me (Think of me when we're apart)" von Paul Stanley als zauberhafte Ballade, während "A world without heroes" der gleiche pappige Schrott bleibt, der er schon auf dem bestenfalls umstrittenen "The elder" von 1981 war.

Was allerdings "Kiss 40" tatsächlich von einem Mixtape der diversen Studio-Alben unterscheidet, ist nicht nur die raue Demo-Version von "Reputation". Noch interessanter sind nämlich die diversen Live-Versionen. Angefangen vom bereits erwähnten, hochdynamischen "Rock and roll all nite" über eine auf vollen Orchesterpomp aufgeblasene Version von "Detroit rock city" des ansonsten ziemlich ignorierenswerten "Alive IV: Kiss symphony" bis hin zum ungezählten Frühling der Bandkarriere in Form von "Crazy crazy night" – da sei dann auch "Deuce" verziehen, dessen Soundbrei selbst drittklassige Bootlegger beleidigt. Sagen wir also, wie es ist – Kiss haben in den Siebzigern Maßstäbe gesetzt, sind in den Achtzigern und Teilen der Neunziger in der künstlerischen Irrelevanz versunken und verwalten mittlerweile – im Fall der letzten zwei Alben sogar auf durchaus respektable Weise – ihr eigenes Denkmal. "Kiss 40" ist spannend, weil die Platte eben diese Geschichte dokumentiert, und gleichzeitig genau deswegen durchaus mutig.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Rock and roll all nite (Live)
  • Reputation (Demo)
  • I was made for lovin' you
  • I love it loud
  • Lick it up

Tracklist

  • CD 1
    1. Nothin' to lose
    2. Let me go, rock 'n' roll
    3. C'mon and love me
    4. Rock and roll all nite (Live)
    5. God of thunder (Demo)
    6. Beth
    7. Hard luck woman
    8. Reputation (Demo)
    9. Christine sixteen
    10. Shout it out loud (Live)
    11. Strutter '78
    12. You matter to me (Peter Criss)
    13. Radioactive (Gene Simmons)
    14. New York groove (Ace Frehley)
    15. Hold me, touch me (Think of me when we're apart)(Paul Stanley)
    16. I was made for lovin' you (Single edit)
    17. Shandi
    18. A world without heroes
    19. I love it loud
    20. Down on your knees
    21. Lick it up
    22. Heaven's on fire
  • CD 2
    1. Tears are falling
    2. Reason to live
    3. Let's put the X in sex
    4. Forever
    5. God gave rock 'n' roll to you II
    6. Unholy (Live)
    7. Do you love me? (MTV unplugged)
    8. Room service (Live)
    9. Jungle (Radio edit)
    10. Psycho circus
    11. Nothing can keep me from you
    12. Detroit rock city (Live)
    13. Deuce (Live)
    14. Firehouse (Live)
    15. Modern day Delilah
    16. Cold gin (Live)
    17. Crazy crazy nights (Live)
    18. Hell or hallelujah
Gesamtspielzeit: 151:27 min

Im Forum kommentieren

Hanz Maulwurf

2014-06-16 15:00:45

Ace Frehley = Antis.emit

Ace

2014-06-16 14:55:44

Ich habe das "wieder" vergessen.

Telecaster

2014-06-16 14:23:03

Bei Dynasty und Unmasked wurde das auch schon behauptet. Stimmt auch nicht.

Ace

2014-06-16 13:58:42

Bei Psycho Circus wurde den Fans vorgegaukelt, dass das Album von der Originalbesetzung aufgenommen wurde... was aber leider gar nicht stimmt.

Metal for ever

2014-06-16 13:37:11

Ich bin seit Gründung der Band Fan und finde es eine Witzige Idee auch wenn es nur noch ein Album mit allem ist. Sind halt sehr geschäftlich und jeder kann ja selber entscheiden ob er es kauft oder nicht. Manowar und andere betreiben das selbe Spiel.
Die letzten beiden Alben haben mir auch nicht gefallen und Phycho Circus war das letzte gute. Die Soloalben waren auch nicht so schlecht wie immer gesagt wird genau wie The Elder ganz ausgewogen war. Wer was negatives sucht wird auch immer was finden. Obwohl, Carneval of Souls das schlechteste aller Alben ist.
Ich warte bis es das Album 40 gebraucht gibt für meine Sammlung weil wirklich haben braucht der echte Fan das nicht . Man hat alles schon mehrfach nur für einen Neueinsteiger der richtige Anfang :-)))))))

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