Prinz Pi - Kompass ohne Norden: Auf Kurs nach Hause

Keine Liebe / Groove Attack
VÖ: 16.05.2014
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Schiffbruch mit Porno

Girls, Girls, Girls, Girls! So weit das Ohr hört und das Auge reicht! Jungs, wenn Ihr auf der Suche seid – und seien wir mal ehrlich, das seid Ihr doch –, vergesst den Club. Vergesst den sozialen Zweig auf der Fachoberschule und das Anglistikstudium, um eure Chancen beim eindeutig schöneren Geschlecht zu erhöhen. Geht auf ein Prinz-Pi-Konzert. Da gibt es von Reihe eins bis hundert noch mehr Frauen. Das ist sicher einfacher, als sich durch die Uni zu quälen, ganz vom finanziellen Aspekt abgesehen. Was Euch dann noch hindern könnte, ist allerdings die Komponente Pi.

Denn Prinz Pi aka Prinz Porno aka Doc Murdock aka Doc Mabuse aka Slick Spingo aka Friedrich Kautz besitzt die Fähigkeit, auch live harmlos zu bleiben. Das beweist auch das Live-Album "Kompass ohne Norden: Auf Kurs nach Hause", das über sehr weite Strecken zu routiniert und abgeklärt erscheint. Hinzu kommt, dass die CD nicht auf einen einzigen Liveauftritt beschränkt wurde, sondern verschiedene Aufnahmen verwendet wurden. Dadurch kommt nicht wirklich kohärent fließende Stimmung auf. Erst recht seltsam ist, dass mit "Auf Kurs nach Hause" auch ein reiner Studiotrack auf dem Album zu hören ist.

Die Aufnahmen sind eher insofern spektakulär, da dem schätzungsweise zu 99,6% aus jungen Mädchen bestehende Publikum eine gewichtige Rolle zugeschoben wird. So wird auf jedem der Lieder die Crowd als Feature genannt: "Asoziale Kontakte feat. Stuttgart", "Kompass ohne Norden feat. Hamburg" und "Ende Blut, alles Blut feat. Nürnberg". Der Berliner Rapper hangelt sich dabei, wie auf den mittlerweile zwölf Studioalben auch, von Befindlichem und Sozialkritik zu Pubertätsproblemen und der Adoleszenz und wieder zurück. Oft mit Klavier und anderen sentimental anmutenden Mitteln. Grundsätzlich ist das weder schlecht noch unbegründet und eine willkommene Abwechslung zur Höher-Schneller-Geiler-Mentalität. Und manchmal geht das gut, die verwendete Version von "100X" etwa ist hörenswert. "Rost", die Industrie- und Arbeiterklassenstudie, ist auch ganz schick. Sagt Herr Kautz selbst ja auch. Die Platte weiß schon zu unterhalten, da möge man nicht falsch schlussfolgern. Aber irgendwas scheint an dem Konzept abgelatscht, verbraucht, uninspiriert zu sein. "Kompass ohne Norden" ist nett. Aber eben nur das.

Wie erwähnt hat der Prinz viele Frauen in der Anhängerschaft, die als seine Jünger vor der Bühne in geradezu unheimlicher Textsicherheit die Songs lautstark skandieren und mitrappen. Beispielsweise ist "Unser Platz" mehr Saarbrücken als Pi. Aber das macht die Musik noch lange nicht attraktiver, oder? Na, ein bisschen jedenfalls. Also, Jungs: Wenn Euch die Musik langweilt, solltet Ihr trotzdem mal hin auf so ein Prinz-Pi-Konzert. Denn dort gibt es Girls, Girls, Girls.

(Tobias Scheibe)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 100X
  • Rost

Tracklist

  1. Fähnchen im Wind
  2. Moderne Zeiten
  3. Kompass ohne Norden
  4. Frühstücksclub der toten Dichter
  5. 100X
  6. Glück
  7. Säulen der Gesellschaft
  8. Rost
  9. Ende Blut, alles Blut
  10. Schwarze Wolke
  11. Asoziale Kontakte
  12. Die letzte Ex
  13. Unser Platz
  14. Schiefe Pyramiden
  15. Dumm
  16. Auf Kurs nach Hause
  17. Laura
  18. Keine Liebe
Gesamtspielzeit: 75:09 min

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