Sam Smith - In the lonely hour
Capitol / UniversalVÖ: 23.05.2014
Die Strotzreaktion
Sam Smith hatte noch keine Beziehung, in puncto Liebe wollte es bislang nicht klappen. Der 22-Jährige war zwar schon verliebt, sein Gegenüber erwiderte die Zuneigung aber nicht. Ob Smith bei Männern oder Frauen Pech hatte, spielt keine Rolle. Denn egal wer den jungen Briten da ignorierte oder lediglich als guten Freund sah, hat seinen, menschlich unrühmlichen, musikalisch aber unabdingbaren Anteil an "In the lonely hour". Das Debütalbum des Mannes aus Great Chishill in England dreht sich um das Gefühl der Einsamkeit, des Ungeliebtseins und spart dabei nicht mit Selbstmitleid, Selbstvorwürfen und Unverständnis.
Da zitiert er Aussagen wie "You'd say, I'm sorry, believe me, I love you, but not in that way", murmelt im Vorbeigehen ein "For a moment I believed you loved me, too" und appelliert "Just leave your lover, just leave him for me." Das Cover der Platte entspricht also durchaus dem Abbild von Smiths Gefühlswelt. Ein weinerlicher Waschlappen aber ist der 22-Jährige nicht und peinlich ebenso wenig. Er wirkt gefasst in seinem Vortrag erfolglos rezipierter Liebe, durchaus emotional und facettenreich, nicht übertrieben, Smith scheint vokal ein selbstregulativer Expressionist im soulbedeckten Terrain.
Da führt "Money on my mind" schon fast in die Irre. Zur in Pop gegossenen Mixtur aus R'n'B und UK Garage erklärt Smith seine Einstellung zum Musikbusiness: "I don't have money on my mind / I do it for the love." Einfältig sei er nicht, aber zuerst will er singen, den monetären Karriere-Rest auf sich zukommen lassen. Bei dem Rest handelt es sich in diesem Fall um eine Platte, die sich thematisch und musikalisch nahezu komplett vom Stil der Single verabschiedet. Smith singt feine Balladen und Midtemposongs. Lediglich "Life support" scheint auf der Straße ein weggeworfenes Ryan-Tedder-meets-Timbaland-Beatgerüst gefunden zu haben. Auf der Suche nach Utopien klettert der Song darauf herum und enttäuscht. In "Good thing" irrt ebenso mal ein Beat umher, der aber genauso endet – wenngleich nicht so abrupt – wie die kaskadierenden Streicher.
Noch viel lieber arrangiert sich der Kopfnicker mit dem Piano-Gospel-Track "Stay with me" oder dem lässigen 60s-Handclap-Soul von "I'm not the only one". Auch in letztgenanntem Song spielen Streicher auf, die sich aber derart bedeckt halten, dass es sich so anfühlt, als würde Smith viel häufiger von Piano und Akustikgitarre begleitet. "I've told you now", dessen Melodie an Duffys "Serious" erinnert, ist so ein Beispiel. Die Klampfe des herrlichen "Not in that way" hat sicher schon mal R.E.M.s "Everybody hurts" gespielt, bleibt hier aber treu an Smiths Seite, ehe sich das schwelgerische "Lay me down" wunderbar aufbaut – und Smith gleich mit. "Can I lay by your side, next to you?" Es dürfte durchaus Interessenten geben. Spätestens jetzt. Wer sich in viele Herzen spielt, hat auch eins verdient.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Money on my mind
- I'm not the only one
- Lay me down
Tracklist
- Money on my mind
- Good thing
- Stay with me
- Leave your lover
- I'm not the only one
- I've told you now
- Like I can
- Life support
- Not in that way
- Lay me down
Im Forum kommentieren
Fragende
2014-06-04 09:16:32
Ist das der eine von den Hurts?
captain kidd
2014-06-04 09:06:43
Doch, gutes Album.
captain kidd
2014-06-02 22:07:21
schone ne tolle stimme. und irgendwie mag ich auch die produktion des albums. aber warum er bei stay with me nen gospel-chor mit reinpacken musste, verstehe ich nicht so wirklich.
Leatherface
2014-05-24 13:24:40
"Stay With Me" ist in Ordnung. Klingt nur leider sehr als wäre es gemacht für "ganz besondere Momente" in "Grey's Anatomy".
Armin
2014-05-24 13:01:20
Album ist aufs erste Ohr angenehm unaufgeregt. Und "Stay with me" ... wow!
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