
Clap Your Hands Say Yeah - Only run
Xtra Mile / IndigoVÖ: 30.05.2014
Der ewige Männerschmerz
Alec Ounsworth hat abgespeckt. Zuletzt wurde der schüchterne Frontmann mit einem klapprigen alten PKW irgendwo auf der A3 zwischen Köln und Frankfurt gesichtet, im Kofferraum bloß eine akustische Gitarre, und als Ziel irgendeine abgeranzte WG-Bude. "Auf meiner aktuellen Tour mache ich mich nackig", gab der Kopf von Clap Your Hands Say Yeah neulich zu Protokoll. Ging er mit den Songs seiner Stammband bereits auf Wohnzimmer-Tour durch die Staaten, so war kürzlich also Europa dran: Paris, London, Köln, Berlin. 50 Leute, kein Mikrophon, der gute alte Unplugged-Rock 'n' Roll eben. Für die neueste Platte der Band hätte das eigentlich heißen müssen: Stecker raus, Pathos rein.
Kam dann aber doch nicht so. Stattdessen ist "Only run", dieses kompakte Kraftwerk, ein vibrierendes, flirrendes, fiebriges, nervöses Polteralbum geworden, auf dem Ounsworth wie Matthew Bellamy klingt, der sich nun komplett zum Thom Yorke macht. Hier gibt es mächtig was auf die Zwölf, im Clap-Your-Hands-Say-Yeah-Modus natürlich. Das Schlagzeug walzt sich durch sein elektronisches Spielzeugland, die Gitarren sind manchmal von den Keyboards nicht zu unterscheiden und der Bass, der ist ein fieses Zischen im Hintergrund.
Gleich zu Beginn, im gemeinen Eierbeißer "Coming down", taucht dann auch konsequenterweise Matt Berninger auf, Frontbart von The National. Das passt gut, denn Clap Your Hands Say Yeah sind vom Männerschmerz und dem Rotwein-Sound der New Yorker Hit-Band nicht mehr allzu weit entfernt. Statt Rockismen gibts hier halt Elektrismen, aber der Grundtenor, der ist nahezu identisch. Das klingt dann manchmal abgedreht und überdreht, wie im hippeligen Titeltrack, manchmal seltsam körperlos, wie in der Spaceballade "Your advice".
Die Bandbreite ist groß, die Clap Your Hands Say Yeah auf "Only run" anbieten: Tanzbare Discobrecher, zeitgeistige Electro-Schwofer und Knistersounds im Mittelfeld. So wimmeln sich diese aufgeheizten 40 Minuten auch schnell am Hörer vorbei, ziehen ihn in den stärksten Momenten auch mal mit hinein, in den großen und allumfassenden Weltenschmerz, von dem Ounsworth beinahe ausschließlich singt. Jubelsprünge macht man angesichts dieses zittrigen Albums dann aber doch nicht. Vielleicht liegt das daran, dass man ständig den legendären Gitarrenroboter von Muse vor Augen hat, wenn Ounsworth abhebt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Little monsters
- Your advice
- Cover up
Tracklist
- As always
- Blameless
- Coming down (feat. Matt Berninger)
- Little monsters
- Only run
- Your advice
- Beyond illusion
- Impossible request
- Cover up (feat. Kid Koala)
- Impossible request (alternate version)
Im Forum kommentieren
The MACHINA of God
2016-09-29 00:49:04
Ich muss echt doch mal reinhören. Bin ja schon beim zweiten ausgestiegen damals. Das Debut war recht geil.
MM13
2014-06-04 09:21:04
sehr gut,aber doch nicht in richtung some loud thunder wie gedacht was mich nicht wirklich stört,im gegenteil!
captain kidd
2014-06-04 09:05:26
Konnte auch nur was mit dem Debüt anfangen. Aber das war wirklich richtig stark.
Gordon Fraser
2014-06-04 08:32:12
Naja, ich finde schon dass da das Debüt deutlich heraussticht, bin da mal ausnahmsweise ganz bei Pitchie. Auf "Some Loud..." verstehe ich bis heute nicht so ganz, was die dreckige Produktion soll, bei "Hysterical" ist dann alles eine Spur zu glatt und auf dem neuen fehlen mir die herausragenden Einzelsongs.
Dr. King Scholtz
2014-06-03 22:12:28
Clap Your Hands Say Yeah - dto...8
Clap Your Hands Say Yeah - Some Loud Thunder...7
Clap Your Hands Say Yeah - Hysterical...7
Clap Your Hands Say Yeah - Only Run...8
Starke Entwicklung. Jedes Album klingt anders, bis auf Some Loud Thunder aber alle aus einem Guss. Abseitig, kontrastreich, neuerdings sehr gefühlvoll und immer ein bisschen irre. Wunderbare Band. Mir fehlt allerdings noch das Soloalbum vom Sänger.
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