Hospitality - Trouble

Merge / Fire / Cargo
VÖ: 31.01.2014
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Kratzer im Lack

Wenn am Ende des Jahres abgerechnet wird, spricht kein Mensch mehr von Hospitality. Die Band ist vielleicht schlichtweg zu klein und unauffällig, um einen großen Hype loszutreten, auch wenn ihr selbstbetiteltes 2012er Debüt den ein oder anderen Gitarrenpop-Nostalgiker zu kleinen Luftsprüngen hinriss. Mit dem Nachfolger "Trouble" wird sich daran wenig ändern, was vielleicht auch ein Stück weit daran liegt, dass das Trio sich selbst zu sehr auf die Schuhspitzen schielt und sich nicht so wirklich aus seiner Ecke raustraut. Ist ja auch recht kuschelig dort, im aschfahlen Licht schummriger New Yorker Bars und Clubs.

Der Start ins zweite Album gelingt Hospitality noch besonders überzeugend, da der Hörer mit all seinen Frühlingsgefühlen direkt vor der Haustür abgeholt wird. Der zickige, kraftvolle Opener "Nightingale" wagt den Spagat zwischen kraftvollem Indierock und ruhigen Passagen, was vor allem gelingt, weil Frontfrau Amber Papini so schön rotzig-trotzig klingt wie eine junge Frau, die keine Lust mehr darauf hat, immer nur gut auszusehen. Gegen Ende schwurbelt sich der Song dann zwischen all den Riffs und Keyboardflächen selbst schwindelig. "Going out" hingegen ist ein feiner, melancholiegetränkter Tränenzieher, ganz herzerweichend in seinem süßlichen Weltschmerz.

Dass man sich nach all dem Kummer und Leid und der ganzen reflektierten Selbstunsicherheit auch mal die flinken Beine vertreten möchte, wissen Hospitality auch, weswegen so etwas ähnliches wie ein tanzbares Indiedisco-Stück folgt, zu dem man sich dann aber auch nur ungelenk bewegen kann. Trotzdem schön, wie noisig-filigran sich "I miss your bones" über die klebrige Tanzfläche schiebt. "Inaugaration" zelebriert mit seinem pulsierenden Beat und Papinis zurückhaltend-sentimentaler Stimme in gut zwei Minuten zartbitterfarbenen Dunkelpop, der sich nicht aufdrängt, sondern selbst empfiehlt.

Die gesamte zweite Albumhälfte nimmt dann die Spannung raus und wirkt etwas zu gelangweilt. Gelangweilt von der Welt, von der Liebe und vom flotten Gitarrenpop der ersten Songs. In langsamem Tempo mäandern entspannte Stücke wie "Sullivan" oder "Sunship" vor sich hin, ohne sich gegen irgendetwas aufzubäumen. Das ist schade, wenn man vor allem auf die kleinen Kratzer steht, die Hospitality ihren schwarzlackierten Popsongs zufügen. Etwas mehr Furchen, etwas mehr Biss und wer weiß, vielleicht blieben die drei dann nachhaltiger in Erinnerung. Es wäre ihnen zu wünschen. Und uns natürlich auch.

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Nightingale
  • Going out
  • I miss your bones

Tracklist

  1. Nightingale
  2. Going out
  3. I miss your bones
  4. Inauguration
  5. Rockets and jets
  6. Sullivan
  7. It's not serious
  8. Last words
  9. Sunship
  10. Call me after
Gesamtspielzeit: 38:10 min

Im Forum kommentieren

dogs on tape

2014-02-26 06:18:17

Groß und auffällig genug fürs forum ;) Beide Alben gefallen mir gut und da sie im Mai auch in meiner Nähe spielen, werde ich mich wohl am Ende des Jahres noch an sie erinnern :)

saihttam

2014-02-14 14:37:38

ja, schönes Album! Gefällt mir vielleicht sogar ein bisschen besser als das Debüt.

Mainstream

2014-02-03 20:53:39

Wieso noch keine Rezension?
Angenehmes, vielfältiges Album.

saihttam

2014-01-22 01:29:42

Das Debüt war sehr nett, und das ist durchaus positiv gemeint. Werde bei Gelegenheit mal in den Stream reinhören.

Soup

2014-01-21 21:20:59

Das Debütalbum hatte ich damals relativ positiv wahrgenommen, aber auch nicht länger in Erinnerung behalten. Das neue klingt wieder nach einem charmanten Stück Indiepop und ist vergleichsweise düster ausgefallen. Sehr schöne Arrangements und eine beim Ersteinduck auffällig gute Produktion.

Reinhören: http://www.npr.org/2014/01/19/262401204/first-listen-hospitality-trouble

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