We Invented Paris - Rocket spaceship thing

Spectacular Spectacular / Cargo
VÖ: 14.02.2014
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Rastlos reisend

Okay, zugegeben: eine Rezension zum einem We-Invented-Paris-Album mit dem Themenfeld Erfinden und Erkunden zu beginnen, ist fast schon unverschämt dreist. Aber nun ja, selbiges ist nicht nur naheliegend, sondern irgendwo auch berechtigt. Denn dieses Schweizer Konglomerat aus Herzblut-Musikern und Künstlern trägt die Mission des Entdeckens und Erforschens nicht nur im Bandnamen mit sich. Also: Herzlich Willkommen zum musikalischen Wissenschaftsjahr 2014 mit We Invented Paris. Und das möchte nicht weniger als die lückenlose Erkundung des indiepopkulturellen Universums zwischen Pop, Folk und Elektronik.

Halt machen die sechs rastlosen Abenteurer um den Baseler Singer-Songwriter Flavian Graber vor fast nichts. Nachdem sich We Invented Paris auf ihrem vielumjubelten Debut "We Invented Paris" unter anderem mit den Tücken eines Eisbergs auseinandergesetzt hatten, geht’s nun gar hinauf zum "Mont Blanc": "It’s time to climb the mountain / It’s time to get out of sight" schreien sie wild entschlossen heraus. Den Gipfel zeitgenössischer Popmusik erklimmen sie mit der ersten Singleauskopplung ihrer zweiten Platte zwar nicht ganz, aber dieses kurzweilige Abenteuer macht doch große Lust auf eine Fortsetzung der Odyssee. Zum spontanen Aufbruch ins Ungewisse ziehen die Weltenbummler keinen Geringeren als "Auguste Piccard" als Mentor und Mutmacher zurate – schließlich soll nicht alles dem Zufall überlassen werden. "We farewell into the wilderness / Into the unknown / The further we go, the clearer we see" ist zu vernehmen. Und das Keyboard klimpert eine markante Aufbruchsfanfare für die Truppe aus dem Alpenland, bei der man sich auch live von ihrer Freude an der Musik überzeugen kann.

Schon nach wenigen Ausflügen mit dieser Platte wird klar: Mit "Rocket spaceship thing" kundschaften We Invented Paris den Planeten Indiepop weitflächig aus. Dabei basiert ihre bewährte Schaffensfläche wie schon auf dem Erstling "We Invented Paris" aus zielgerichtetem Beat, hymnischem, oft mehrstimmigem Gesang, flirrenden Gitarren und markanten Keyboards, wie beispielsweise "Mont Blanc" oder das in Richtung Phoenix schielende "Philosopher" eindrucksvoll zeigen. Jedoch wagen sie sich auch hier und da in entlegenere Gebiete. Etwa, wenn das schöne "Dance on water" sich langsam aufbauscht und spätestens ab dem zweiten Refrain von einem Piano- und Gitarrenteppich davongetragen wird. Oder, wenn das erst sanfte, später zupackende "Zeppelins" neben der physischen Flucht auch das geistige Losreißen fordert: "Cut yourself loose from the wishes in their heads / Forget what you know / Pumping your life through this piece of art."

Auf den Gipfel getrieben wird die Gefühlsduselei vom auf Kitsch gebetteten, aber dennoch gelungenen "Requiem": Nur untermalt von einem wehmütigen Akkordeon fleht Graber gleich mehrfach: "If I only could / I would kiss you goodbye". Doch bevor es zu pathetisch zugeht, und der Hörer ob all der Anteilnahme und Losgelöstheit ein unschönes Bild im Kopf hat – etwa gar das von Jon Bon Jovi oder Scott Stapp mit ausgebreiteten Armen auf einem 3000er-Gipfel – schubsen We Invented Paris alle noch anwesenden Reisegäste mit dem flotten Keyboard-Hit "Polar bears" doch wieder zurück in die Realität. Und von dort aus werden We Invented Paris vielleicht bald ein drittes oder viertes Mal den Aufbruch initiieren – und dabei nicht nur das Weite, sondern auch das Faszinierende suchen. Und uns davon berichten.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Mont Blanc
  • Auguste Piccard
  • Polar bears
  • Sleeptalker

Tracklist

  1. Mont Blanc
  2. Auguste Piccard
  3. Everyone knows
  4. Dance on water
  5. Zeppelins
  6. Farmer
  7. Polar bears
  8. Philosopher
  9. Treeless
  10. Requiem
  11. Sleeptalker
Gesamtspielzeit: 40:11 min

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