Bright Eyes - A Christmas album

Saddle Creek / Cargo
VÖ: 15.11.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Lametta?

Es soll bekanntermaßen Menschen geben, die Bright Eyes nicht leiden können. "Zu weinerlich", heißt es dann. Darüber hinaus hat man auch schon von Leuten gehört, die Weihnachten nicht leiden können. "Zu kommerziell", sagen jene. Möchte man sich Menschen, die solch fragwürdige Ansichten haben, vom Leib halten, ärgern oder gar quälen, dann gibt es nun endlich auch in Deutschland das garantierte Hilfsmittel: ein Weihnachtsalbum von Conor Oberst und seinen Bright Eyes. Ursprünglich hat Oberst dieses schon 2002 zusammengestellt, offiziell kommt es jetzt erst auch hierzulande raus und besinnt sich dabei auf den branchenüblichen Weihnachtslieder-Kanon.

Da Conor Oberst bis dato eher selten als gutgelaunter Sunnyboy in Erscheinung getreten ist und seine Veröffentlichungen stets zarter Melancholie fröhnten, braucht man keine fröhliche Lametta-Party zu erwarten. Weihnachten mit diesem jungen Mann zu verbringen, ist in der Folge ein eher beschauliches, introvertiertes Ereignis: kein Cola-Truck oder "Kevin allein in New York", sondern Schnaps und pochende Wehmut. Nichts anderes war zu erwarten. Dennoch gelingt es den Bright Eyes, altbekannte Weihnachtsstücke meist karg, aber stets stimmungsvoll zu reinterpretieren. Besser als der ewige Heintje ist das allemal.

Oberst intoniert die Songs ohne ironischen Unterton, seine Stimme wackelt manchmal bedenklich, doch das passt zu den reduziert arrangierten Songs, die meist im sanft wogenden Alternative-Country-Outfit daherkommen. Die besten Stücke dieses Weihnachtsalbums sind folglich auch diejenigen, die per se etwas interessanter sind. "God rest ye merry gentlemen" ist nunmal ein klasse Weihnachtssong, das weiß nicht nur Gregory House. Prinzipiell ist an der Auswahl der Stücke wenig auszusetzen, manches ist vielleicht ein wenig schläfrig, anderes sehr bedächtig, doch größtenteils gelingt es Oberst, die Stücke stimmig in Szene zu setzen.

Ein weiterer Höhepunkt in dieser Sammlung ist sicherlich das relativ kaputte "Little drummer boy", das mit allerhand Störgeräuschen in den Ring steigt, während ein einsamer Bläser im Hintergrund dagegen ankämpft. Ebenfalls sehr gelungen ist das melancholisch-schöne "Have yourself a merry little Christmas", das dann mit verschneiten Streichern und glasklaren Pianotupfern in den glorreichen Spoken-Word-Abschluss "The night before Christmas" überleitet und einen mit einem sanften Lächeln entlässt. Vorausgesetzt man mag Bright Eyes und findet Weihnachten auch ganz okay. Oder haben Sie andere Pläne?

(Kevin Holtmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • God rest ye merry gentlemen
  • Little drummer boy
  • Have yourself a merry little Christmas
  • The night before Christmas

Tracklist

  1. Away in a manger
  2. Blue Christmas
  3. Oh little town of Bethlehem
  4. God rest ye merry gentlemen
  5. The first noel
  6. Little drummer boy
  7. White Christmas
  8. Silent night
  9. Silver bells
  10. Have yourself a merry little Christmas
  11. The night before Christmas
Gesamtspielzeit: 32:10 min

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Goethe

2013-11-16 16:10:47

Geniale Idee vom Conor Oberst!

Herder

2013-11-16 15:38:52

So, das Album ist ja nicht wirklich neu, sondern ein Re-Release von 2002, dennoch wird es erst dieses Jahr - natürlich ganz saisongerecht - in größerem Stile als physischer Tonträger veröffentlicht.

Manche werden da sehr skeptisch sein, doch ich muss sagen: Ein schönes Album, mit gelungenen Arrangements und angenehm getragener bis trauriger Grundstimmung.

Ich bin ja ein großer Fan der Sufjan Stevens Weihnachtsboxen, da kommt das Bright Eyes-Album nicht ganz heran. Trotzdem wird das Album demnächst vermehrt zum Einsatz kommen.

Achja, die Tracklist:
1. Away In A Manger
2. Blue Christmas
3. Oh Little Town Of Bethlehem
4. God Rest Ye Merry Gentlemen
5. The First Noel
6. Little Drummer Boy
7. White Christmas
8. Silent Night
9. Silver Bells
10. Have Yourself A Merry Little Christmas
11. The Night Before Christmas

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