Melvins - Tres cabrones
Ipecac / SoulfoodVÖ: 08.11.2013
Das ist so 1983
Die Melvins haben sich wiedermal umsortiert. Drummer Dale Crover spielt jetzt Bass und am Schlagzeug sitzt ein gewisser Mike Dillard, der vor 30 Jahren zuletzt dort Platz genommen und mit der Band bisher kein Album veröffentlicht hat. Das ist der Aufhänger für "Tres cabrones", dem 19. Studioalbum der Band um Buzz Osborne, den mittlerweile komplett ergrauten Haarschopf mit zwei Beinen dran. 30 Jahre, 19 Alben und graue Köpfe, das sind die Dimensionen, in denen die Melvins mittlerweile spielen. Und nach ein paar typischen, aber zum Teil etwas enttäuschenden Veröffentlichungen in den vergangenen Jahren stellt sich durchaus die Frage nach der Relevanz der Band.
Buzz Osborne wäre die Antwort darauf wahrscheinlich nicht egal. So seltsam und abgehoben die Band auf der Bühne und auf ihren Alben zum Teil herüberkommt, so bodenständig und bescheiden äußert sich der Mann in den meisten Interviews. Osborne geht es immer darum, die eigene Musik in irgendeiner Form weiterzudrehen. Manchmal wirkt das ein wenig bemüht, wie im Falle der anstrengenden Songauswahl des Coveralbums "Everybody loves sausages" oder eben jetzt: Die Melvins von vor 30 Jahren nehmen ihre erste Platte auf.
Aber lassen wir uns mal auf die Prämisse ein. Wie klang die Band denn vor 30 Jahren? Überraschenderweise nicht so viel anders als heute. Das gilt sowohl, wenn man sich zum Beispiel noch einmal das Debüt "Gluey porch treatments" anhört, als auch für "Tres cabrones". Osbornes metallische Gitarre rifft sich durch manische Strophen und seine immer etwas irre Stimme überschlägt sich dazu in gewohnt kontrollierter Weise. Die meisten Songs sind tatsächlich so klassisch, wie es bei den Melvins nur geht, handwerklich sauber und unterhaltsam. Auf die drei bekloppten "Traditionals", die den Fluss der Platte ziemlich sinnfrei unterbrechen, hätte die Band auch verzichten können. Aber wahrscheinlich sind damit auch irgendwie die "Tres cabrones" gemeint. Wie gesagt: Es klingt alles ein bisschen bemüht.
Der Rest ist größtenteils gut, schlichter und präziser lässt es sich nicht ausdrücken. Und entweder ist das enttäuschend, weil man sich von den Melvins etwas mehr als eine gute Hardrockplatte erwartet oder das ist genau, was es mal wieder gebraucht hat, um das Interesse an der Band nicht komplett zu verlieren. Ehrlich gesagt: Der Rezensent ist zwiegespalten. Für den Psychedelic-Metal "Dogs and cattle prods" möchte er die Band umarmen wegen all der schrägen Finten, die der Song dem Hörer während der neun Minuten vor die Füße wirft. Klasse ist auch der straighte Beginn mit dem überkandidelten "Dr. Mule" und dem Ohrumriffer "City dump". Weniger überzeugend windet sich "I told you I was crazy" um die eigene schlunzige Langsamkeit und die Punkrocker "Walter's lips" und "Stick 'em up bitch" klingen zu einfach und zu abgeschmackt, um selbst 1983 – immerhin drei Jahre nach "Fresh fruit for rotten vegetables" - noch irgendwen überraschen zu können.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Dr. Mule
- City dump
- Dogs and cattle prods
Tracklist
- Dr. Mule
- City dump
- American cow
- Tie my pecker to a tree
- Dogs and cattle prods
- Psycho-delic haze
- 99 bottles of beer
- I told you I was crazy
- Stump farmer
- You're in the army now
- Walter's lips
- Stick'em up bitch
Referenzen
Spotify
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