Danny And The Champions Of The World - Stay true

Loose / Rough Trade
VÖ: 13.09.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Bildbetrachtung

Das berühmteste Bild des englischen Malers John Constable ist "The hay wain". Es zeigt eine typische Landschaftsszene im 19. Jahrhundert: ein seichter Fluss, eine Wassermühle, ein paar Bäume und Felder und einen leeren Heuwagen, der mitsamt der vorgespannten Pferde mitten im Wasser steht. Die Abbildung ist genauso idyllisch wie frei von Handlung oder Dynamik, bis man anfängt sich zu fragen, warum der Wagen da eigentlich im Wasser steht. Die Antwort liegt in keinem der vordergründig erkennbaren Elemente, sondern an der bewaldeten Horizontlinie. In ihrer Winzigkeit seltsam undefiniert, aber trotzdem klar zu erkennen, arbeiten dort Menschen und schneiden Heu. Sogar eine grasende Rinderherde ist zu erkennen. Dort ist das Ziel der zwei Männer auf dem Heuwagen, wenn sie sich denn wieder in Bewegung setzen.

Manchmal übersehen wir Dinge, und offenbar besonders gerne, wenn sie unscheinbar, unaufgeregt und englisch sind. So ist das wohl auch gewesen mit "Hearts & arrows", dem dritten Album von Danny And The Champions Of The World, das sicher nach dem großartigen "Streets of our time" einen Blick wert gewesen wäre, wir aber auf Plattentests.de übersehen haben. Denn zwei Jahre später gibt es auf "Stay true" abermals neue Songs. Und die klingen gleichzeitig erstaunlich vertraut und irgendwie ganz anders. Danny And The Champions Of The World spielen immer noch einen sehr amerikanischen Folk, der mehr nach weitläufiger Prärie als nach englischer Hügellandschaft klingt. "(Never stop building) That old space rocket" packt sofort die Art von Melodie aus, die unweigerlich in einem Ohrwurm endet. Das sonnige Saxophon und die fein hingeschlurften Slidegitarren machen den Song zum schwelgerischen Nostalgietrip.

"Stay true" mischt allerdings - und das ist neu - eine riesige Portion Rhythm And Blues der klassischen Sorte unter die Songs. Der Harmoniegesang, die vorsichtigen Bläser, das Vibrato in Danny Wilsons Stimme und die kleinen Ecken und Kanten verwandeln Stücke wie "Other days" von relaxten Folksongs in herzblutende Kleinode. Der Unterschied liegt zweifellos in den leicht zu übersehenden Nuancen und Details. Aber er ist da und setzt sich durch das ganze Album fort. Das knarzige "Breaking out" ist zum Beispiel etwas zu lang und zu manisch. "Been there before" lehnt ein klein wenig zu viel in Richtung eines unkomfortablen Stakkatos. "Cold cold world" wechselt zwischen Strophe und Refrain plötzlich holprig das Tempo und dann auch gleich wieder zurück. Und "Let's grab this with both hands" changiert zwischen rhythmischem Erzähltempo und kurzen Hymnenanleihen. Der Charme von "Stay true" ergibt sich durch die Mischung aus großartigen Songs und der berührenden Unperfektion, mit der sie gespielt werden, auch wenn sich diese Details gerade am Anfang noch im unbewussten Hintergrund verstecken. Wie unscheinbare Pinselstriche.

(Maik Maerten)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • (Never stop bilding) That old space rocket
  • Other days
  • Let's grab this with both hands

Tracklist

  1. (Never stop building (That old space rocket)
  2. Cold cold world
  3. Stop thief!
  4. Darlin' won't you come from the cold
  5. Other days
  6. Breaking out
  7. Stay true
  8. Been there before
  9. Talkin' about the weather
  10. Let's grab this with both hands
  11. Time again
Gesamtspielzeit: 43:36 min

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