AFI - Burials

Republic / Universal
VÖ: 18.10.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Licht aus

Von einer Grabesstille und einer Stimmung wie auf einer Beerdigung konnte man vor gut vier Jahren wahrlich nicht sprechen. Ganz im Gegenteil. Mit "Crash love" sorgten AFI im Herbst 2009 mit glattpoliertem Sound phasenweise für eine fast schon poppunkig anmutende Ausgelassenheit, die manchem Die-Hard-Fan den Kajalstift aus den Händen gleiten ließ. Und wenn dann auch noch der bei den vorherigen Alben eingeheimste Platin- und Goldregen ausbleibt, werkelt man unter Umständen auch mal ein wenig länger am neuen Werk. Wenngleich das natürlich niemand der vier Kalifornier zugeben würde. Aber lassen wir das.

Nun also "Burials", das unter produzierender Mithilfe von Gil Norton, der bekanntermaßen auch schon für Maximo Park, Foo Fighters, Feeder und insbesondere die Pixies hinter den Reglern saß, auf die Beine gestellt wurde. Und siehe da: Das Warten hat sich gelohnt. Gleich das eröffnende "The sinking night" weist in seiner schwerfälligen, schleppenden und düsteren Art den Weg, der im darauffolgenden "I hope you suffer" noch mal gesteigert wird. Schuld daran ist Davey Havoks Gesang, der - eingebettet in eine beinahe schon gruselige Atmosphäre - für reichlich Gänsehaut sorgt. Die Variation zwischen zerbrechlich wirkendem Flüstern in den Strophen und leicht ausuferndem Geschrei im Refrain wirkt nicht nur hier absolut passend. Songs wie "No resurrection", "The embrace" oder der Rausschmeißer "The face beneath the waves" leben von einem dichten Soundteppich, der hier und da durch geschickt pointierte Auszeiten gelöchert wird. Ansonsten fabriziert das US-Quartett hier irgendwo zwischen Finsternis und Mystik eine wavelastige Atmosphäre, die einen direkt vereinnahmt.

Damit das Ganze nicht zu schwermütig wird, drücken AFI hin und wieder aufs Tempo und reichern das neue Liedgut mit etwas Knackigem und einer gewissen Leichtigkeit an. So sorgt beispielsweise das traumwandlerisch beginnende "A deep slow panic" bei aller Melancholie mit seiner hymnischen Melodie genauso für Abwechslung, wie es auch bei den emolastigen "17 crimes", "Greater than 84" oder dem Synthie-Punkrocker "Wild" der Fall ist. Was sich auf dem Papier unter Umständen wie eine Kompromisslösung liest, ist de facto ein stimmiges, wohldurchdachtes und arrangiertes sowie kurzweiliges Etwas einer Band geworden, die mit sämtlichen Beinen auf der Erde steht. Und nicht darunter.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I hope you suffer
  • A deep slow panic
  • 17 crimes
  • The conductor

Tracklist

  1. The sinking night
  2. I hope you suffer
  3. A deep slow panic
  4. No resurrection
  5. 17 crimes
  6. The conductor
  7. Heart stops
  8. Rewind
  9. The embrace
  10. Wild
  11. Greater than 84
  12. Anxious
  13. The face beneath the waves
Gesamtspielzeit: 49:14 min

Im Forum kommentieren

eric

2013-10-30 18:56:47

Bei 7/10 gehe ich fast mit.

eric

2013-10-28 23:40:17

ab 17 crimes geht die sonne auf. bzw im fall von afi wohl eher unter.

Das Lied ist in der Tat grenzwertig. Wenn ich mir vorstelle, dass es von AFI ist, mag ich's nicht. Ansonsten schon.

eric

2013-10-28 23:32:32

"A deep slow panic" und "Greater than 84" sind saugut. Könnten glatt von 2003 sein, wenn es schneller und mit Geschrei wäre. :D

Oha, danke für den Hinweis, fast verpasst.

Gerne. :)

Bin noch nicht ganz durch, aber bis jetzt gefällt mir das Ganze viiiieeel besser als Crash Love, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet.

Haha, nach den Vorabsongs habe ich "Crash Love" nicht mal ganz anhören wollen. Hab's dann getan, aber nicht bis zum Ende geschafft. Ekelhaft. Und Rätselhaft, dass "Burials" dann doch noch mal ganz ok ist. In der Tat auch nicht schwer, weil niemand etwas erwartet hat. ;)

xspiralx

2013-10-28 22:58:55

PS: Was für eine Unverschämtheit, kommt die Vinyl-Vision später raus als die CD oder wie?

xspiralx

2013-10-28 22:55:58

Bin noch nicht ganz durch, aber bis jetzt gefällt mir das Ganze viiiieeel besser als Crash Love, damit habe ich überhaupt nicht gerechnet. Manchmal ist es ja doch ganz gut, wenn man ein Album mit gar keinen Erwartungen angeht.

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