Panic! At The Disco - Too weird to live, too rare to die!

Atlantic / Warner
VÖ: 04.10.2013
Unsere Bewertung: 2/10
2/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Herkömmliche Maßstäbe

Brendon Urie von Panic! At The Disco musste nicht vor eine Jury treten, um zu wissen, dass er singen kann – zumindest nach herkömmlichen Maßstäben. Schon beim Debüt "A fever you can't sweat out" saß jeder Ton, bei "Pretty. Odd." mimte Urie gar so etwas wie den besten Beatles-Sänger, der nie existierte. Von der ursprünglichen Kombo, die mit ihren ersten beiden Langspielern durchaus begeisterte, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Vor allem Ryan Ross, der seinerzeit die meisten Songs der Truppe aus Las Vegas schrieb und bereits vor "Vices & virtues" ausstieg, hat eine klaffende Lücke hinterlassen. Die 2011er Platte war wohl der Anfang vom Ende, mit "Too weird to live, too rare to die!" ist der Niedergang der Gruppe nämlich endgültig besiegelt. Was Panic! At The Disco mit ihrem vierten Studioalbum abliefern, ist eine Farce. Blödbürgerpop mit einem wild gewordenen Produzenten am Autotune-Regler, der mit der letzten Knitterfalte auch den letzten verbliebenen Schmiss wegbügelt.

Die Erstauskopplung "Miss Jackson" ist dermaßen aufgeblasen, dass der Songballon schallend zu platzen droht. Aalglatte Beats vom Band, bis zu vier sich überlagende Vocalspuren, kitschtriefende Handclaps und ein beißend lächerlicher "Hey-ey-ey-ey-ey"-Chor lassen das Konstrukt schließlich zerbersten. Noch schlimmer "Nicotine": Wie ein schreckhaftes Reh hüpft das Piano ins Geschehen, eine dicke Gitarrenwand verscheucht es unmittelbar, Urie setzt pathosschwanger ein, und dann volle Lotte Disco-Power, Typ Großraumschuppen – "Nicotine, yeah-yeah!" In der Kopfstimme fühlt sich Urie richtig wohl. In "Casual affair" lässt er hinsichtlich dessen alle Hemmungen fallen, Modern-Talking-Bohlen wäre stolz. In der Schwerelosigkeit schließt der Protagonist ein zwischenmenschliches Bündnis, welches nicht nur im kosmischen Raum ohne jedes Gewicht bleibt. Der Closer "The end of all things" ist der gebührende Abgesang auf eine einstmals großartige Band. Ein Moll-Piano mit spiegelglattem Hoffnungsschimmer umkleidet Uries zerfasertes Gejammer. Da ist nichts mehr zu machen. Patient tot. Als das EKG nicht mehr piepst, tut die Stille richtig gut.

"Too weird to live, too rare to die!" – merkwürdig ja, selten mitnichten, einzigartig schon gar nicht. Das wird nichts mehr. Ganz allein steht Urie mittlerweile auf dem Cover des neuen Albums. Wie der letzte Backstreet Boy im Hinterhof, wie ein hübsch geratener Alexander Klaws mit Daniel-Küblböck-Undercut, wie einer von Gottes, bzw. "Pop-Titans" Gnaden, atmet er eine bunte Rauchwolke in die Steppenlandschaft und hat sich diesen für ihn viel zu coolen Spruch aus "Fear and Loathing in Las Vegas" neben die Birne setzen lassen. Mach doch bitte auch lieber Musical, Herr Urie. Da hilft Dir Dein Talent zur Theatralik. Da brauchen sie gute Sänger – zumindest nach herkömmlichen Maßstäben. Wo die allerdings tatsächlich herkommen, bleibt ungeklärt.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

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Tracklist

  1. This is gospel
  2. Miss Jackson (feat. Lolo)
  3. Vegas lights
  4. Girl that you love
  5. Nicotine
  6. Girls/Girls/Boys
  7. Casual affair
  8. Far too young to die
  9. Collar full
  10. The end of all things
Gesamtspielzeit: 32:32 min

Im Forum kommentieren

Emils

2013-10-28 20:25:01

Nein, irgendwie nicht.

Weißt Gott keine musikalische Meisterleistung.

Eben ein buntes Las Vegas Synthie-Albun.

Far Too Young To Die und Casual Affair, sind jene Songs an denen Die Killers auf ihrem Battle Born Album gescheitert sind.

5,5/10

xy

2013-10-24 22:38:10

so schlecht. wirklich so schlecht?

Pascal

2013-10-11 01:06:53

@xspiralx: Danke, hab ich korrigiert.

Lichtgestalt

2013-10-11 00:35:11

soviel mut hätte man sich auch bei HAIM gewünscht.

Na, eine 10/10 für Haim wäre aber nun wirklich zu viel des Guten gewesen. ;)

xspiralx

2013-10-11 00:15:17

Haha @ Achim, da kann ich nur zustimmen.

Im letzten Absatz der Rezi müsste es "des neuen Albums" heißen.

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