Helhorse - Oh death

Target / Soulfood
VÖ: 27.09.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Ein letzter Schrei

Nichts geht mehr. Zehn Mal hat die Band Helhorse auf ihrer neuen Platte "Oh death" durchgehalten. Genauer gesagt: fast ein Dutzend Songs lang, von denen schon einer gereicht hätte, um die meisten anderen Bands in die Invaliden-Rente zu schicken. Helhorse sind ihre Griffbretter rauf- und im Steilflug wieder runtergeflitzt, haben sich durch nichts aufhalten lassen, zumindest in Sachen Einsatz mehr gegeben, als sie je zurückbekommen könnten. Schlagzeuger Jesper Bergstedt ist überreif fürs Entmüdungsbecken, Bassist Søren Nybo Hansen hat seine Reservesaiten langsam alle aufgerupft. Aske Kristiansen, der die letzte Nummer hinter dem Rhodes im Schongang geklimpert hat, hat Flasche leer. Und der Rest der Band hält den Atem an. Es müffelt wie in der Umkleidekabine eines Kreisligisten sonntags kurz nach fünf: nach zu vielen Männern unter zu viel Dampf, nach zu vielen Poren auf zu wenig Raum – und nach Schwerstarbeit. Dabei sind Helhorse noch nicht durch die Nummer durch. Sie können noch nicht durch sein. Noch müssen sie etwas loswerden, dringend. Erst dann ist Feierabend. Vorerst, zumindest.

Zwei Jahre zuvor: Die Band Dødning aus Kopenhagen hat sich vor einiger Zeit in Helhorse umbenannt. Sie veröffentlicht ihr Album "For wolves and vultures", schleift im Anschluss monatelang die Songs davon in mehr Clubs, als manch Discoschnalle in ihrer gesamten Laufbahn je von innen zu sehen bekommen wird. Schon damals ist der Sound von Helhorse zu etwas Bedrohlichem gewuchert, das man der FSK zur Prüfung vorlegen könnte. Etwas Gemeines, das der Legende zufolge eine Zeitung aus der Helhorse-Heimatstadt Kopenhagen als verschreibungspflichtige Kreuzung zwischen Black Sabbath, Black Flag und Monster Magnet gebrandmarkt haben soll. Im Song "Death comes to the sleeping" lassen Helhorse wieder von sich hören, was sie damals bis zur Tagespresse gerühmt-berüchtigt gemacht hat: Gitarren, so wuchtig, als bräuchte man für sie einen Waffenschein. Freischwimmer-Riffschleifen, die sich von keinem Metronom der Welt das Tempo vordiktieren lassen würden. Mannsbilder am Mikrofon, die schreien können – aber vor allem auch singen. All das steht manchmal mehr unter Druck als ein Großraumpuff zur Stoß- und Drangzeit.

Nach wie vor ist es auch für Ungeübte kaum zu überhören: Helhorse haben sich aus dem Untergrund der Kopenhagener Punk-, Metal- und Hardcore-Szene rekrutriert. Der Kollateralschaden davon ist auch auf "Oh death" gespielte Wut, die keine Grenzen kennt. Erst bedröhnen sich Helhorse in Stonernummern wie "Hell hath no fury" und "Diggin' a hole, waiting to die", zwischen denen sie im Vergleich mit ihrem energetischem Debüt leider mit Fender-Geklimper und etwas viel Einlage für Sologitarre entschärfen.Dann endlich, kaum zu erwarten, takten Helhorse mit Uffda auf Maximalanschlag, um das Stück "Kill your self" in die Knie zu zwingen. Die Energie für "Oh death" nehmen Helhorse aus Tour, Bandleben und der Scheiße um sie herum. Sänger Mikkel Wad Larsen etwa verarbeitet auf dieser Platte die Überreste seiner letzten Langzeitbeziehung zu Kleinholz. Zehnmal geht das bei Helhorse meist ganz gut. Dann geht wie erwähnt nichts mehr. Aber: Die Sludge gewordene Katharsis "Scorch the Earth" muss trotzdem noch hinterher. Alles Gute kommt von innen.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Kill your self
  • Death comes to the sleeping

Tracklist

  1. Fuck art, let's kill
  2. Hell hath no fury
  3. The seams of life
  4. The carnal rage
  5. Red eye
  6. Climb through fire
  7. Kill your self
  8. Diggin' a hole, waiting to die
  9. Death comes to the sleeping
  10. And his name is death
  11. Scorch the Earth
Gesamtspielzeit: 43:05 min

Spotify

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