Janelle Monáe - The electric lady

Bad Boy / Warner
VÖ: 13.09.2013
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Fokussiert kopuliert

Metropolis. Wir schreiben das Jahr 2725, sechs Jahre, nachdem die massenhafte Produktion der Androidin Cindi Mayweather anrollte und den Globus überschwemmte. Rund drei Jahre, nachdem die genderspezifischen Grenzen zwischen Soul und Pop von Mayweather, oder besser: ihrem in Blut und Fleisch tatsächlich existierenden Pendant Janelle Monáe auf "The ArchAndroid" gesprengt wurden. Das Spiel mit den Geschlechtern ist auf dem US-amerikanischen Markt mitunter ein Spiel mit dem Feuer. Weswegen es Monáe hoch anzurechnen ist, dass sie ebendieses bisher so konsequent durchzieht und nicht nur als Cyborg mit der eigenen Sexualität einerseits so offensiv hantiert, andererseits aber ihre Karriere nicht auf wackelnden Ärschen und Brüsten aufbaut. Hier meint es jemand ernst mit ihrem künstlerischen Ansatz, auch wenn dieser auf den Suiten IV und V ihrer Metropolis-Reihe deutlich fokussierter, entspannter und, ja, auch poppiger daherkommt.

War "The ArchAndroid" ein zu maximaler Größe aufgeplustertes und nicht immer leicht anzuhörendes Statement pour l'art, das nebenbei auch noch zwei Hits abwarf, betritt "The electric lady" neues Terrain. Im Jahre 2010 unserer Zeitrechnung regierte noch die distanzierte Kühle, die aber erst den Boden für die Größe des Vorgängers bereitete. "The electric lady" hingegen ist ein sehr warm produziertes Album, das seine Stärke daraus bezieht, dass es dezidiert keinen anstrengenden Hirnfick proklamiert, sondern im normalen Gewand von Soul-Balladen, Jazz, HipHop und Funk auf die Bühne tritt. Dass der große Prince hier etwas mehr als nur ein paar Fingerchen im Spiel hatte als bei seiner direkten Beteiligung an "Givin' em what they love", hört man an den hier und dort eingestreuten, quietschigen 80er-Jahre-Synthesizern, den funky Bläsern und dem einen oder anderen ausladenderen Gitarrensolo.

Die wichtigste Neuerung an der Androidin Mayweather ist aber, dass diese nun endlich ihre vollkommene Sexiness für sich entdeckt hat. Einen besseren Song zur Kopulation als das Schmuse-Soul-Duett "Primetime" mit Miguel wird es dieses Jahr nicht mehr geben, so viel ist sicher. Die beiden schmeißen sich Blicke zu, werfen sich gegenseitig ihr Verlangen vor die Füße, scharwenzeln umeinander her und berühren sich zunächst sanft, um am Ende doch übereinander herzufallen. Auch wenn der Song einen unschönen Fade-Out-Abgang hat, ist er trotzdem eines der Highlights im bisherigen Schaffen Monáes. Gerade weil er so unkompliziert und auf den Punkt ist. Kein Firlefanz, nur die pure Liebe. Womit wir wieder bei "Givin' em what they love" und Prince wären, der ja bekanntermaßen auch nicht auf seiner Gitarre spielt, sondern mit ihr kopuliert, um so viel Sex wie möglich aus ihr herauszupressen. Monáe hat eben ein glückliches Händchen für Mitstreiter.

Dazu gehört auch Erykah Badu, die sich wie alle anderen Gaststars in das Gesamtkonzept dieser beiden Metropolis-Suiten wunderbar einfügt. Würde man nicht genauer hinhören, man würde nicht unbedingt merken, dass hier jemand anders als Janelle Monáe am Werk ist, die ja mit ihrer Stimme auch sehr gut zu spielen weiß. Keine Extrawurst für niemand. "The electric lady" hält die Zügel in den Händen, die Androiden folgen und es wird sicherlich nicht mehr lange dauern, bis die restliche Menschheit auch spuren muss. Wir warten gespannt auf die letzten beiden Teile der Saga um Mayweather und halten mit einem Grinsen im Gesicht und einem Kribbeln im Herzen fest: Metropolis wird langsam wieder lebenswert. Robot love is queer? Die längste Zeit gewesen.

(Kai Wehmeier)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Givin' em what they love (feat. Prince)
  • Primetime (feat. Miguel)
  • Dance apocalyptic
  • Victory

Tracklist

  1. Suite IV: Electric overture
  2. Givin' em what they love (feat. Prince)
  3. Q.U.E.E.N. (feat. Erykah Badu)
  4. Electric lady (feat. Solange)
  5. Good morning midnight
  6. Primetime (feat. Miguel)
  7. We were rock and roll
  8. The chrome shoppe
  9. Dance apocalyptic
  10. Look into my eyes
  11. Suite V: Electric overture
  12. It's code
  13. Ghetto woman
  14. Our favourite fugitive
  15. Victory
  16. Can't live without your love
  17. Sally ride
  18. Dorothy Dandridge eyes (feat. Esperanza Spalding)
  19. What an experience
Gesamtspielzeit: 67:45 min

Im Forum kommentieren

Demon Cleaner

2014-10-05 15:23:31

Hab es heute noch mal gehört und bin auch nach langer Zeit noch enttäuscht. Während ich in der ersten Hälfte genug Highlights finde, dass sie für mich fast das Niveau von "The ArchAndroid" erreicht, langweilt die zweite Hälfte nur. Lediglich "Dorothy Dandrige Eyes" würde ich da noch als Highlight sehen, ansonsten rauscht alles vorbei, bleibt nichts hängen.
Für mich noch bei knappen 7.0/10, was aber deutlich unter der Wertung für die beiden Vorgänger liegt.

The MACHINA of God

2013-09-27 18:36:19

Bin auch enttäuscht. Das ist schon alles ziemlich gut, aber nicht mehr besonders wie der Vorgänger.

Diana Ross

2013-09-26 15:35:23

Slicker trendy scheiß! Jede unbegabte Hupfdolle in den 70igern hat das besser hinbekommen.

humbert humbert

2013-09-26 15:31:10

Was für eine Enttäuschung. Das Album klingt zwar wie aus einem Guß, aber der ist halt ziemlich langweilig. Wo ist der Eklektizismus des Vorgängers hin? Während 'The ArchAndroid' den progressiven Geist der 70ern atmet, atmet 'The Electric Lady' den - für mich - öden Geist des Funk/Souls der 80er.

The MACHINA of God

2013-09-18 17:03:59

So ein Quatsch, er hat doch überhaupt nicht mit der Zugehörigkeit der Genres zu gewissen Ethnien argumentiert. Es ging einfach um eklektische Musik plus Konzept.

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