Larman Clamor - Alligator heart
Small Stone / CargoVÖ: 13.09.2013
Stillstand ist kein Tod
Wenn einer partout keine Singstimme hat, aber unbedingt in einer Band die Frontsau geben will, dann suche er (oder sie natürlich, aber das ist eher selten) sich ein paar Mitmusiker, die gut Lärm veranstalten können. Der Krach lenkt nicht nur ein wenig vom nicht vorhandenen Gesangstalent ab, er fordert das bemühte Schreien und Keifen sogar zusätzlich heraus. Hunderte Karrieren basieren auf diesem simplen Zusammenhang. Aber was macht man, wenn man weder Mitmusiker noch Lust auf allzu massive Lautstärke hat?
Normalerweise wird man dann Singer-Songwriter, aber das will Alexander von Wieding zum Glück niemandem antun. Seine Stimme ist nämlich ein tiefes, knurrendes Raspeln, auch wenn sie in "Banshee w'me" das erste Mal noch etwas in den Hintergrund gemischt auftaucht – für ein Album, auf dem ansonsten nur Akustikgitarren zu hören sind, wäre das ein wenig unangenehm. Also spielt der Hamburger eine Art heruntergeschraubten und versumpften Stonerrock, schrammelt schwammige Riffs über entspannte Minimal-Schlagzeugbeats und packt in jeder zweiten Bridge die Mundharmonika aus.
Songs wie "Perdition at dawn" oder "Done no good" grooven sich ganz langsam ein. In letzterem braucht die Gitarre eine knappe Minute, um ihr Riff zu finden, der Rest der Instrumente gesellt sich dann eher widerwillig dazu. Und so störrisch das klingen mag, spätestens an dieser Stelle entwickelt "Alligator heart" eine angenehm eigene Sogwirkung, weniger laut und bratend als die meisten Stonerrock-Platten, aber mit der stoischen Brillanz der besseren Exemplare des Genres. Man denke dabei an "Space cadet" oder "Catamaran" von Kyuss, vor allem bei der vielschichtigen Blues-Ballade "She sent her hounds".
Noch ein Stückchen besser wird Wieding immer dann, wenn er das schleppende Momentum seiner Songs so richtig ausspielen kann. "Been cookin'" ist natürlich ein plakatives Stück Drogen-Propaganda, aber die Art und Weise, wie der Song sich von "unmöglich langsam" in Richtung "fast unmöglich langsam" wälzt, ist schlicht brillant. Gleiches gilt für den abschließenden Doppel-Schleicher "Aether bound". Und so ist "Alligator heart" - und das kann überhaupt nicht genug gewürdigt werden – eine innovative, weil ganz anders klingende Platte in einem Genre, das manchmal stiller zu stehen scheint, als ein Alligator am Flussufer liegt.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Perdition at dawn
- Been cookin'
- Aether bound II - dust & ghost
Tracklist
- Alligator heart
- Banshee w'me
- Perdition at dawn
- Done no good
- Vines of Yggdrasil
- Been cookin'
- Sambucus nigra
- She sent her hounds
- I'm buildin' ruins
- Crow on a wagon wheel
- Aether bound I - scorched earth
- Aether bound II - dust & ghost
Referenzen
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