John Legend - Love in the future

Sony
VÖ: 30.08.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Wem das Schäferstündchen schlägt

Wenn es ein Thema gibt, über das niemand jemals wieder ein Lied schreiben müsste, wäre es die Liebe. Fast fünf Jahre ist es jetzt her, dass John Legend seine letzte Platte veröffentlicht hat - abgesehen von dem Zwischenspiel "Wake up!" mit den Roots. Seitdem haben sich die Dinge nicht geändert: Liebeskummer stinkt noch immer. Der Weg zur Hölle ist gepflastert mit gebrochenen Herzen. Und John Legends viertes Album "Love in the future" dürfte da auch gut und gerne liegen. Denn Liebe ist alles. Das zeigt Legend in 16 Tracks, die nicht nur eine angemessene Sprache für ein ausgelutschtes Thema finden, sondern auch mal eben die Ecken und Kanten für Soul und R'n'B im Mainstream festlegen.

Denn an der Produktion arbeitete neben Dave Tozer und Legend selbst auch Kanye West mit. Vom ersten Aufschlag von "The beginning" bis zu "Caught up" sitzt auf diesem Album jeder Song genau dort, wo er sitzen muss. Dabei haben sich die Herren auf die Stärken von Legends Stimme verlassen. Es gibt auf "Love in the future" keine Seitenpfade mit Dubstep oder sonstigen Späßchen. "Open your eyes" läuft über Klavier und Schmacht. Das orientiert sich mehr an Stevie Wonders guten Zeiten als am modernen Sound. Doch trotzdem verkleben die Töne von "Love in the future" nicht durch Nostalgie - und das ist die vielleicht größte Leistung der Produktion und der gewählten Samples. Legend bekommt den warmen Klang verdichtet und als Atmosphäre unter seine Stimme gelegt. Gitarrensoli umschlingen Melodien und bleiben deutlich hinter Klavier und Rhythmus gemischt. Es stört dann auch wenig, wenn Rick Ross einen leicht verstörenden Gastauftritt hat. Einfach auf Legend konzentrieren. Der Rest zählt nicht. "I was sent here for you / We were made to love", heißt es in "Made to love". Vermutlich gab es seit Marvin Gayes "Let's get it on" keinen Song mehr, der so deutlich macht, dass das gemeinsame Schäferstündchen geschlagen hat.

Wobei Legend dabei stets auf der Seite des guten Geschmacks bleibt. Tatschen ist hier nicht. Das ist mehr Schaumwein statt Rotwein vom Discounter. "Everywhere I go, everywhere I be, I see lonely hearts and fallen leaves / Where do those hearts go? Do they find their match?", säuselt Legend in "Wanna be loved". Er findet genau die passenden Worte im richtigen Augenblick, während die Regler ausschlagen. Soul und R'n'B kommen selten so frisch und entspannt ums Eck. Denn es gibt keine Experimente, keine Retroperspektive, sondern einfach nur gute Musik auf diesem Album. Die Liebe in der Zukunft? Keine Ahnung, wie sie klingt. Ist ein falsches Versprechen auf dem Etikett. Den Ist-Zustand hat aber bisher niemand so festgenagelt wie John Legend. Und jetzt: "Let's get it on!"

(Björn Bischoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Made to love
  • You & I (Nobody in the world)
  • Asylum

Tracklist

  1. Love in the future (Intro)
  2. The beginning
  3. Open your eyes
  4. Made to love
  5. Who do we think we are (ft. Rick Ross)
  6. All of me
  7. Hold on longer
  8. Save the night
  9. Tomorrow
  10. What if I told you? (Interlude)
  11. Dreams
  12. Wanna be loved
  13. Angel (Interlude) (ft. Stacy Barthe)
  14. You & I (Nobody in the world)
  15. Asylum
  16. Caught up
Gesamtspielzeit: 55:10 min

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