Alin Coen Band - We're not the ones we thought we were

Modul / Universal
VÖ: 28.06.2013
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Quid pro Quote

Die öffentliche Debatte um die "Deutsch-Quote" im heimischen Radio hat verdientermaßen ihr kurzes Dasein bereits vor Jahren gefristet und es gibt auch im Sommer keinen Anlass, das Thema - mal abgesehen vom einfallslosen Einleitungstext dieser Rezension - erneut als Sommerlochstopfer zu bemühen. Grundsätzlich verführt ja ein neues Album der Alin Coen Band schnell dazu, mehr deutschsprachige Lieder einzufordern. Hielt sich der Mix aus deutsch- und englischsprachigen Liedern auf dem Vorgänger "Wer bist du?" noch die Waage, antwortet "We're not the ones we thought we were" gleich schon im Titel doppelt darauf und zeigt an, dass sich dieses Kräfteverhältnis deutlich mehr zum Englischen verschoben hat.

Das Album ist musikalisch ein logischer Schritt von der solo eingespielten EP über den glatt produzierten, akustisch-orientierten Vorgänger, hin zu einem flächigeren, leicht sphärisch-schimmernden Band-Album. "Kites", der erste Vorabsong zur Platte, zieht bereits ein paar solcher undurchsichtigen, klanglichen Schlieren, die sich auch gut in den abstrakten, grün-schattierten Tafeln des Covers spiegeln. Damit sind die Neuerungen aber auch schon weitestgehend erschöpft. Zwar merkt man auch den folgenden Stücken den gemeinschaftlichen Entstehungsprozess an, Tempo und Lautstärke werden aber kaum variiert. Natürlich ist das nicht zwingend notwendig, aber gerade Stücken wie "A no is a no" und "Rifles", die sich mit Beziehungsgewalt und den emotionalen Erlebnissen eines Soldaten beschäftigen, hätten einen bestimmteren Gesang oder zornigere Instrumentierung verdient gehabt und damit gleichzeitig zu ein wenig mehr Abwechslung beigetragen. So bleiben auch diese Themen stoisch ruhig und fragil besungen. Was die einzelnen Lieder gut vertragen, verwehrt dem Gesamtalbum höhere Wertungen. "Disconnected" befreit sich nach drei Minuten ein wenig aus den gleichmäßigen Schemen und zeigt wünschenswerte Möglichkeiten auf. In "Du drehst dich" fällt zuerst der gehauchte Sprechgesang auf, bevor sich das Stück etwas abrupt als klingende, getriebene Flipperkugel im Selbstfindungs-Automaten davon macht.

Und letztlich bleibt nun eben noch die Frage nach der Sprache der Texte. Zwei deutschsprachige Stücke sind es nun also noch, die allerdings auch nicht zu den stärksten gehören. Kritisieren lässt sich das freilich kaum. Schade finden kann man es aber schon und sich erinnern, dass Lieder wie "Wer bist du?" und "Wolken" die etwas verödete deutschsprachige Musikszene der letzten Jahre zumindest erhellt haben. Aber es ergeben sich auch für zukünftige Veröffentlichungen noch genügend sprachliche Experimentierfelder, hat es doch ein französisches Stück nur knapp nicht mehr auf "We're not the ones we thought we were" geschafft. Zudem ist Alin Coen des Spanischen mächtig. Welche Quote sollte das regulieren?

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Kites
  • Rifles
  • Disconnected

Tracklist

  1. Kites
  2. High expectations
  3. A no is a no
  4. All it takes
  5. Fountain
  6. Kein Weg zurück
  7. Rifles
  8. As I am
  9. Disconnected
  10. Du drehst dich
  11. The ones
  12. Reason
Gesamtspielzeit: 47:54 min

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