Austra - Olympia

Domino / Rough Trade
VÖ: 14.06.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Es werde Licht

Um's kurz zu machen: "Göttlich." Das zweite Album der Kanadier von Austra ist auf diese Weise in vielerlei Hinsicht gut beschrieben. Nicht nur, dass ausnahmslos gelungene Songs ihren Weg auf "Olympia" gefunden haben, der Albumtitel dürfte neben dem Sport-Großereignis vor allem an Zeus und seine Kollegen aus der griechischen Götterwelt erinnern. Dazu kommt, dass die Opernstimme der lettisch-kanadischen Sängerin Katie Stelmanis gerne mal in gefühlt überirdische Sphären emporsteigt. Zu guter Letzt ist Austra in der lettischen Mythologie auch noch die Göttin des Lichts. Auf dem Debütalbum "Feel it break" vor allem des Zwielichts, inzwischen immer öfter auch des Disco- oder sogar Tageslichts.

Aber langsam: "Olympia" ist weit davon entfernt, Austras Electro-Goth-Attitüde für Sommer-Feeling und Open-Air-Party an den Nagel zu hängen. Eigentlich ist der Schritt vom Debüt auch gar nicht so groß ausgefallen. Vor allem Stelmanis' Stimme, das wohl wichtigste Element im charakteristischen Austra-Sound, riecht sofort nach alten Zeiten: Ein bisschen Karin Dreijer Andersson, ein Schuss Kate Bush, vielleicht auch eine Idee Florence Welch, vor allem aber unverkennbar Austra. Auch instrumental geht es häufig noch düster zu, "Olympia" ist aber offener gegenüber vereinzelten Sonnenstrahlen. Und Austra sind auf Konzerten nicht umsonst inzwischen mit doppelter Besetzung unterwegs: statt der vornehmlich am Computer erzeugten Sounds von "Feel it break" macht das Sextett jetzt einen auf Band, es hat "Olympia" größtenteils live eingespielt und die Ergebnisse erst im Nachhinein durch Effekt-Plugins gejagt. Das hört man vor allem bei Stücken wie "We become" und der Single "Home", die beide stark auf Percussion setzen, oder auch beim wahnsinnig verspielten "Annie (Oh muse, you)".

Angenehm ist, dass sich Austra noch immer nicht darum scheren, Instant-Hits zu kreieren um ihre Hörer bei der Stange zu halten. "Olympia" braucht ein paar Durchgänge und geht nicht unmittelbar in Ohr und Herz, dürfte dafür aber eine lange Halbwertszeit mitbringen. Auch weil Austra nie auf die Idee kommen würden, der neuen Tanzbarkeit wegen ihr anspruchsvolles Songwriting zurückzustellen. "What we done?" scheint zu Beginn etwas schüchtern, bevor nach drei Minuten doch noch ein Beat einsetzt und man das Fragezeichen im Titel durch ein Ausrufezeichen ersetzen möchte. Die Melodien in "Forgive me" sind beinahe zu schön für den klagenden Text und generell lässt Stelmanis' Stimme der Ruhe nur begrenzt Platz, sich auszubreiten.

So zurückhaltend wie sich Dance-Beats und Mittwipp-Melodien in Austras majestätischen Sound fügen, ist ein Besuch auf dem Dancefloor vielleicht nicht die erste Assoziation, irgendwann aber doch die logische Konsequenz. Gleichzeitig bequemt sich "Olympia" aber auch mit Freude auf die heimische Couch oder trottet erschöpft von der Party mit nach Hause. Wozu das Album am besten passt, ist wohl Auslegungs- und vor allem Stimmungssache. Nur das Cover scheint etwas zu einfach. Zwar guckt Katie Stelmanis halbwegs traurig, die instrumentale Fototapete auf "Olympia" könnte aber niemals das tiefe Drama dieser Stimme überlagern. Außer vielleicht mit göttlicher Hilfe, aber die ist hier gar nicht erwünscht.

(Konrad Spremberg)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Forgive me
  • Reconcile
  • Hurt me now

Tracklist

  1. What we done?
  2. Forgive me
  3. Painful like
  4. Sleep
  5. Home
  6. Fire
  7. I don't care (I'm a man)
  8. We become
  9. Reconcile
  10. Annie (Oh muse, you)
  11. You changed my life
  12. Hurt me now
Gesamtspielzeit: 45:48 min

Im Forum kommentieren

Frank Shankly

2014-10-22 10:35:10

Also mit dieser EP kann ich nichts anfangen, vor allem 'Doepfer' is ganz grauenvoll.
Vlt hört sich das anders an, wenn die Dame darüber ein paar sphärische Gesangseinlagen einstreut.
Aber Olympia hatte so eine schöne Gasse zwischen Synthpop und House gefunden, wenn man jetzt ganz in die House-Richtung abböge, fänd ich das arg schade. We'll see..
American Science passt für mich auch gar ncht hinter die EP, einfach ne nette Rarität

Desare Nezitic

2014-10-20 18:21:08

Wie ich geschrieben hatte, sind die neuen Stücke recht housige Designstudien. Austra loten damit offensichtlich einen neuen Stil für den "Olympia"-Nachfolger aus. Mir gefällt's aber vorerst.
Das Duran Duran-Cover "American Science" ist aber ein echter Knaller, mit das Beste, was ich in diesem Jahr gehört habe. Hab das an die EP drangehängt, passt sehr gut.

Frank Shankly

2014-10-20 18:11:35

Verdammt, die EP ist ganz an mir vorbei gegangen, gerade Teile davon auf Vevo entdeckt..
Lohnt die?

Desare

2014-08-13 00:40:48

Morgen wieder hartzen, nicht wahr Desare? Na, du kleiner Nichtsnutz? Na du? =D

Desare Nezitic

2014-08-13 00:39:26

Da ich keinen Job habe kann ich auch um 0:31 Uhr posten, ganz lässig.

Wirft er mir vor und postet seinerseits um 0:36. Hohl, hohler, Desare-Stalker (aka ihr-wisst-schon).

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Spotify

Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Forum