Ms Mr - Secondhand rapture
Columbia / SonyVÖ: 10.05.2013
Tut nicht weh
Wenn man den ganzen Tag den satanischen Versen von Ghost B.C. lauscht und selbst im Supermarkt "Per aspera ad inferi" vor sich hin murmelt, dann fällt es nicht ganz so leicht, auf den stubenreinen Hipster-Pop des Duos Ms Mr umzusteigen. Aber was muss, muss, schließlich gilt es eine Großfamilie zu ernähren und das Haus abzubezahlen. Jetzt also, ganz unsatanisch: Ms Mr. Die beiden schicken New Yorker hinter dem einfallsreichen Bandnamen heißen Lizzy Plapinger und Max Hershenow und man könnte sich das Duo auch als Modedesign-Studenten vorstellen, was sie aber eben nicht sind, weil sie schon als Popmusiker arbeiten, aber vielleicht kommt das ja noch. Bekannt wurden sie durch ihren ganz wunderbaren Song "Hurricane", der manche an die furchtbare Florence erinnert, was aber nun mal wirklich absonderlicher Quatsch ist. Mit "Secondhand rapture" gibt es nun als lässliches Accessoire das Album zur Single. Und, was soll man sagen? Es tut niemandem weh.
Dabei machen Ms Mr wenig falsch und eigentlich sogar vieles richtig. Sie schreiben keine allzu offensichtlichen Songs, sondern kommen eher aus der Tiefe des Raums, um dann doch den ein oder anderen Refrain von der Leine zu lassen, der auch Lana Del Rey gut zu Gesicht gestanden hätte. Irgendwo zwischen NY-Hipstertum und inszenierter White-Trash-Herrlichkeit platziert sich das Duo, ohne sich jemals endgültig für eine der beiden Seiten zu entscheiden. Ihre meist zwischen bunter Melancholie und blumiger Nachdenklichkeit pendelnden Lieder stehen immer knöcheltief im Pop, sind stets radiokompatibel, aber nie blöde oder niveaulos. So etwas läuft dann halt bei American Apparel, H&M oder Urban Outiftters im Hintergrund und macht Laune, auch wenn die Songs bald wieder vergessen sein werden. "Hurricane" und "Dark doo wop" bilden da die Ausnahmen. Gemeckert wird hier aber wirklich auf recht hohem Niveau.
Ihre Sound-Entwürfe sind zwar selten originell - im Gegensatz zu den ganz wunderbaren Haim zum Beispiel - aber Ms Mr haben mit "Secondhand rapture" dennoch ein feines, lustvolles Debüt eingespielt, mit dem man diesen Sommer prima über Blumenwiesen hüpfen kann. Alternativ bieten die Stücke genug Potential für den Soundtrack zum akuten Sommerflirt. Ein paar Wochen später legt man die rosarote Brille ohnehin wieder ab. Dann ist Herbst und der Ernst des Lebens klopft wieder an die Tür. Die Schmetterlinge sind tot und die Traurigkeit wird wieder mit Rotwein und Tabletten bekämpft. Oder mit der Fußball-Bundesliga. Bis dahin darf man sich gern dieser Endorphin-Dröhnung hingeben. Through hardship to hell. Aber nur mit einem Blumenkranz auf'm Kopf.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hurricane
- Dark doo wop
- BTSK
Tracklist
- Hurricane
- Bones
- Ash tree lane
- Fantasy
- Dark doo wop
- Head is not my home
- Salty sweet
- Think of you
- Twenty seven
- BTSK
- No trace
- This isn't control
Referenzen
Spotify
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