Mikal Cronin - MCII

Merge / Cargo
VÖ: 17.05.2013
Unsere Bewertung: 9/10
9/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

In einer perfekten Welt

In einer perfekten Welt würde sich in den nächsten Wochen folgendes Szenario abspielen: Justin Bieber, Katy Perry und Konsorten beschließen, der Welt mitzuteilen, dass diese ganze Musikkiste natürlich nur eine große Verarsche war und sie sich in ihre Villen zurückziehen, um dort nie wieder von sich hören zu lassen. In der Zwischenzeit gibt Mikal Cronin, 27-jähriger Kumpel und Live-Mitstreiter von Ty Segall, ein Interview, in welchem er auf sein mittlerweile längst erschienenes zweites Album "MCII" hinweist. Zweites Album? Der hatte ein erstes? Aber ja. Das selbstbetitelte Werk erschien bereits 2011. Macht ja nichts, kann man sich noch nachträglich besorgen. Das neue Album ist nun Cronins Debüt bei einem namhaften Label - und was für eines.

In den Tagen nach dem Interview stürmen die Kunden den Einzel- und Onlinehandel, um sich die zweite Scheibe zu besorgen. Album nach Hause geschleppt, eingelegt, gut gefühlt. Da ist diese Symbiose aus Garagen- und Saloonrocker namens "Am I wrong", in der sich Cronin die Finger an den Saiten wundspielt und gleichzeitig ganz weit hinten ein Piano vor sich hinklimpert, als gäbe es kein Morgen mehr. Das Piano darf sowieso schon in den allerersten Tönen von "Weight" loslegen, kurz bevor der Opener von "MCII" auch noch die Streicher aus der Kiste holt und Cronin sich nach knapp 45 Sekunden mitsamt Distortion-Pedal in die Herzen einbrennt. Was für ein toller Moment, nicht nur in dieser Welt.

Am nächsten Tag, mittlerweile kann man das Album quasi auswendig mitsingen und dank Luftgitarre und –drums mitspielen wie ein Profi, setzt man sich in die Karre. Die Sonne scheint, die Menschen sind fröhlich, und "I'm done running from you" schrammelt sich den Liebeskummer von der Seele. Hat doch eh keinen Sinn. Etwas friedvoller, nicht nur im Titel, zeigt sich auf "Peace of mind", das den Hörer aus der Garage auf die Veranda setzt und zu folkig angehauchten Klängen den Poeten rauskehrt: "I don't know me well enough / To cure you / Is this love?" Aber ja doch.

Mittlerweile am Ziel angekommen, irgendwo in der Natur, die erfahrungsgemäß auch immer ein Stückchen Freiheit bedeutet, lässt man das Auto stehen. Atemlos lässt "Change" einen zurück, es stellen sich Fragen, auf die es keine Antworten gibt: "Faith is just a lover I don't own / Love is just an answer I don't know", dann dieser drängelnde Mittelpart, zu dem sich schließlich wieder Streicher geselllen und der Szenerie einen noch hektischeren Unterton verpassen.

Zurück ins nächste Dorf, ab in die Bar, hier sieht alles nach den 60er Jahren aus – passt ja , aber aus den Boxen tönt eben der 2013er Cronin mit "Turn away", jenem Stück, das eigentlich mehr aus einer Aneinanderreihung großer, hymnenartiger Hooks besteht und kurz vor Schluss nochmal richtig auftrumpft. Jeder weiß natürlich, was daraufhin folgt, Du, ich, er, sie, alle in der Bar. "Piano mantra" gaukelt einem fast dreieinhalb Minuten lang vor, die große Ballade zum Schluss zu sein und findet sich dann in einer Art orchestralem Heavy-Pop-Feuerwerk wieder: "Now overdrawn, I'm coming back home / Sink my roots and I'll be gold / The open arms are giving me hope." In einer perfekten Welt könnte jeder diese Worte mitsingen. Aber wir wissen ja alle, dass es nicht so kommen wird und dass Mikal Cronin unser Ding bleiben wird, Deins, meins, seins, ihres. Und vielleicht ist das gar nicht mal so übel.

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Weight
  • Change
  • I'm done running from you
  • Piano mantra

Tracklist

  1. Weight
  2. Shout it out
  3. Am I wrong
  4. See it my way
  5. Peace of mind
  6. Change
  7. I'm done running from you
  8. Don't let me go
  9. Turn away
  10. Piano mantra
Gesamtspielzeit: 37:16 min

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Achim

2013-06-24 19:12:32

starke 8, aber nie im leben 9.

Achim.

the coral

2013-06-24 19:01:55

@unnerum: nach mehrmaligen postings gehst du uns mittlerweile auch stark auf den sack....

Unnerum

2013-06-24 18:24:43

Nach mehrmaligem Hören geht mir die Platte mittlerweile schon auf den Sack. Gebe also doch nicht mehr als 7 Punkte. Daher finde ich die 9 Punkte jetzt schon ziemlich übertrieben.
Vor allem sind die Songs einfach total vorhersehbar...

Blackberry

2013-06-18 12:33:45

ich bin so bei 7/10

The MACHINA of God

2013-06-18 12:03:54

Beim ersten Durchgang fand ich es irgendwie sehr lahm.
Aber jetzt mit der Sonne macht es schon deutlich mehr Sinn. Eine 9/10 denke ich, wird es für mich aber sicher nicht.

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