Boysetsfire - While a nation sleeps

End Hits / Cargo
VÖ: 07.06.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Unzerbrechlich

Fein Glas, gut Holz sind Zwiesels Stolz. Äh, wie bitte? Der Wahlspruch des kleinen niederbayerischen Städtchens dürfte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den meisten genauso wenig bekannt sein, wie der Zehntausend-Seelen-Ort im Niemandsland zwischen Regensburg und Passau an sich. Dass ausgerechnet Boysetsfire jüngst auf Stippvisite im Luftkurort Zwiesel waren und zwei Benefizkonzerte im benachbarten Frauenau spielten, lag jedoch weniger an den hiesigen Glasmanufakturen und eher an Zwiesels anderem Stolz: dem Jugendcafé. Wo eine soziale Einrichtung von der Schließung bedroht ist, sind die Mannen um Nathan Gray nicht weit. Where's your anger, where's your fucking rage? Man kennt das ja.

Ganz so rabiat und kompromisslos wie in früheren Zeiten geht es auf "While a nation sleeps" jedoch über weite Strecken nicht zu. Nichtsdestotrotz klingen die inzwischen wiedervereinten Herrschaften aus Delaware knapp zwanzig Jahre nach Bandgründung und sieben Jahre nach "The misery index: Notes from the plague years" knackig, frisch und voller Tatendrang. Wer es gut mit ihnen meint, könnte auch so etwas wie Aufbruchsstimmung attestieren, wovon nicht nur ein neues, eigenes Plattenlabel und jede Menge neue Shows zeugen dürften. "Diese Platte zu schreiben, war eine wirkliche Liebesmühe", war im Vorfeld der Albumveröffentlichung zu lesen. Und in der Tat haben Boysetsfire jede Menge Herzblut in ihr neues Machwerk gesteckt. So leben Stücke wie "Heads will roll" oder das epische "Altar of God" von einer energiegeladenen Spielfreude, die einfach Laune macht. Der zu "Closure" gedrehte Videoclip entstand während der Benefizveranstaltung und veranschaulicht recht deutlich, dass Boysetsfire noch lange nicht zum alten Eisen gehören.

Bei alledem verlassen sich Boysetsfire handwerklich und inhaltlich größtenteils auf das, was sie können. Wer elektronischen oder sonstigen neumodischen Schnickschnack erwartet, ist hier falsch. Gray, der zwischenzeitlich bekanntermaßen auch mit Sohnemann Simon auf "I Am Heresy" vom gleichnamigen Nebenprojekt unterwegs war, knüpft mit seinen Mitstreitern nahtlos an vergangene Zeiten an. Sein nach wie vor markanter Gesang verleiht Songs wie "Let it bleed" oder "Never said" das gewisse Etwas. Dichte Gitarren- und Basswände werden mit filigranen Melodiebögen zwischen Wut, Verzweiflung, Hoffnung und Euphorie gepaart. Nach und nach bleibt von jedem Song etwas im Ohr. Dazu die altbewährte und im Grunde genommen zeitlose Portion Gesellschaftskritik, und fertig ist ein Comeback, das sicher nicht nur in Zwiesel wohlwollend registriert wird. So viel ist glasklar.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Closure
  • Heads will roll
  • Never said
  • Altar of God

Tracklist

  1. Until nothing remains
  2. Closure
  3. Heads will roll
  4. Phone call
  5. Everything went black
  6. Save yourself
  7. Reason to believe
  8. Far from over
  9. Let it bleed
  10. Never said
  11. Wolves of Babylon
  12. Altar of God
  13. Prey
Gesamtspielzeit: 47:36 min

Im Forum kommentieren

javra

2021-10-17 15:45:36

Hab in den letzten Tagen mal wieder boysetsfire rausgekramt und finde irgendwie dass sowohl diese Scheibe hier als auch "The Misery Index" zu sehr in Vergessenheit geraten.

keine Sau

2013-06-27 23:19:12

Wie meinst du das ...was aber nicht schuld der band ist?

Modern wife is law

2013-06-27 19:38:21

mal eine re-union, wo nicht nur mit konzerten die kohle eingesackt wird und sich selbst beweihräuchert. ich kann inzw. mit dem sound der band icht mehr viel anfangen (der eben auch ihr trademark ist).klingt mir viel zu kaugummiklebrig-ami-mässig, was aber nocht schuld der band ist.das album wird den fans gefallen und ein grund mal wieder after the eulogy & the day the sun went out aufzulegen; diese alben sind würdig gealtert und haben ,zumindest bei mir, grossen nostalgie-bonus.

Yeti

2013-06-27 17:39:19

Klasse Platte. Hat sich aber auch schon nach der Veröffentlichung von Bled Dry (hätte das Lied auch gerne auf dem Album gehabt) am Record Store Day angedeutet, dass das neue Album gut werden könnte ;)

Bonanza

2013-06-27 17:35:11

Auch wenn die Misery Index spannender war (immer noch meine liebste von denen) ist die neue eine tolle Platte geworden.
Klar, nix großartiges Neues. Aber dass die mit so viel Bock nochmal auftauchen würden, überrascht mich ja dann doch. Zumal ja so ziemlich alles, was dazwischen war (The Casting Out, I Am Heresy) doch eher lahm war/ist.

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