Kishi Bashi - 151a

Joyful Noise / Cargo
VÖ: 17.05.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Fehlgeleitschutz

Wer fälscherlicherweise bei der Suche nach einem verschriftlichten Ausdruck seines Nies-Ergebnisses im Taschentuch hier gelandet ist, muss die Suchmaschine noch einmal neu anschmeißen. Denn Kishi Bashi ist lediglich das Pseudonym von Karou Ishibashi, geboren in Seattle und aufgewachsen in Norfolk. Nach und neben seinen Tätigkeiten als Sänger bei Jupiter One sowie Tour-Violinist für Regina Spektor, Sondre Lerche und Of Montreal dachte er sich beim Anblick seines Geigenkoffers wohl: Da geht noch mehr.

"151a" hat Kishi Bashi an der Geige geschrieben, mal zupft er nur daran, dann gerät er mit ihr ins Schwelgen oder macht via Hochgeschwindigkeitsbogen in "Chester's burst over the Hamptons" Schallwellen sichtbar. In dem nicht mal zwei Minuten langen Song wechselt Kishi Bashi zwischen Happy-Hippo-Folk und psychedelischen 70er-Synthies. Spätestens da dürfte klar sein, dass der klassisch ausgebildete Ishibashi mitnichten in der Klassik verbleibt. "151a" ist Kautabak mit Gummifrosch-Geschmack, animiertes Herzblatt, Flannelhemd-Stand auf dem Holi-Festival und verkleidete World Music für Jutebeutelbedrucker.

Kishi Bashi lässt es in den ersten Sekunden langsam angehen, aber schon nach einer Minute steuert er im Zeitraffer zu Jónsi, Dan Deacon oder Animal Collective, spielt Akustikgitarre zu analogen Synthies und stopft den Quirl in vor- und zurückgespulte Stimmfragmente. Für das vorzügliche "Manchester" zieht Kishi Bashi als Puppenspieler nach Lust und Laune an den Dynamik-Fäden und erzählt unter vernehmbarem Seitenblättern die Geschichte über das Schreiben eines Buches. "It started with a word and it started pretty well / About a rare and fragil bird that I couldn't even spell / On the table, I think I left it on the table."

"Bright whites" setzt auf Akustikgitarre und nähert sich beherzt Paul McCartney, schmeißt einen Synth-Flummi in den Raum, setzt kanonische Elemente ein und lässt einen Chor seinen Teil auf Japanisch beisteuern. "151a" ist ebenso experimentell-folkig und elektronisch wie avant-poppig. Für "Wonder woman, wonder me" verschmelzen sodenn Doo-Wop, Unterwassergesänge und Bon Iver, den man auch im nachdenklichen "I am the antichrist to you" heraushören mag. Wenn Schrulligkeit auf Melancholie trifft und die pure Freude an der Zerschrobenheit kratzt, ist Kishi Bashi nicht weit. Da spielt er, räusper räusper, die erste Geige.

(Stephan Müller)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Manchester
  • Bright whites
  • I am the antichrist to you

Tracklist

  1. Intro / Pathos, pathos
  2. Manchester
  3. Bright whites
  4. It all began with a burst
  5. Wonder woman, wonder me
  6. Chester's Burst over the Hamptons
  7. Atticus, in the desert
  8. I am the antichrist to you
  9. Beat the bright out of me
Gesamtspielzeit: 34:25 min

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