Noah And The Whale - Heart of nowhere

Mercury / Universal
VÖ: 07.05.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Coming of age

1. Mai 2013: Sechs Kassetten, bespielt mit dem neuen Noah-And-The-Whale Album sind auf ausgesuchte Plattenläden im Vereinigten Königreich verteilt. Werden alle Tapes von Fans gefunden und die darin enthaltenen Codes im Internet eingelöst, wird "Heart of nowhere" der gesamten Weltöffentlichkeit als Stream zugänglich gemacht. Es dauert nur ein paar Stunden, die Schnitzeljagd ist erfolgreich beendet, und Charlie Fink samt Band reiben sich wahrscheinlich die Hände ob dieser Idee, die weltumspannende Netzwerke und lokale Plattenläden zusammenbrachte. Dass Fink mit seinen 26 Jahren das Medium Kassette nur noch so eben mitbekommen hat, stört dabei herzlich wenig. Nostalgie ist Trumpf!

Ähnliches haben wohl auch die glücklichen Finder gedacht, als ihnen das erste Mal "Introduction" um die Ohren spulte. Ein warmer Xylophon-Empfang als vielversprechender Einstieg, der auch als szenische Melodie im nächsten Wes-Anderson-Film perfekt untergebracht wäre. Im anschließenden Titeltrack stößt dann auch die einnehmende Stimme Charlie Finks dazu. "Heart of nowhere" entwickelt sich zum ersten Duett auf einer Noah-And-The-Whale-Veröffentlichung seit Laura Marlings Ausstieg. Allerdings ist es nun die kräftige Stimme von Anna Calvi, die mit Finks zusammenspielt, dem Song eine stolze Dramatik verleiht und zum eindeutigen Höhepunkt des Albums macht. Auch die mehr als je zuvor präsenten Streicher geben hier zum ersten Mal an, wie sie vehement - mal rasant rockig, mal elegisch-malerisch - die Lücken füllen, die die verschwundenen Synthies hinterlassen haben. Diese sind wohl dem Live-Einspielen des vierten Albums zum Opfer gefallen.

"Silver and gold" ist eine Verbeugung vor Neil Young und schildert die Geschichte des 15-jährigen Charlie Fink, der sich "Harvest" vom Godfather of Grunge in der Stadtbibliothek leihen möchte, das Album aber bereits entliehen ist und er mit dem titelgebenden Werk des Altmeisters zurückbleibt. Auch solche verpassten Chancen sind Thema auf "Heart of nowhere". Wie schon auf "Last night on Earth"" dominiert ein retrospektiver Blickwinkel sowohl Texte als auch den umschmeichelnden Gitarren-Sound, der nun hier und da an The Police oder Talking Heads erinnert. "Lifetime", eines der Initialstücke des Albums, resümiert das Auseinanderleben mit alten Freunden, das sich in wenigen Jahren des ausgiebigen Tourens schnell verstärkt hat. Fink sieht andere, vormals vertraute Leben unbeteiligt an sich vorbeiziehen: "We grew up, drifted apart / Now you're getting married / While I'm waiting for my life to start." Trotzdem kommt selten das Gefühl auf, Fink würde resignieren. Vielmehr erkennt er die reichhaltigen Chancen der vor ihm liegenden Jahre, was dem Album einen wohlig-sentimentalen Anstrich gibt.

Es gibt also keinen erneuten Stimmungsumbruch, wie Noah And The Whale ihn nach "The first days of spring" vollzogen hatten. Stattdessen hat Fink seine Jennys, Lisas und Saras von "Last Night on Earth" auf ein abermals gelungenes Popalbum mitgenommen. Manch Jüngere und Ältere werden den Mittzwanziger dafür vielleicht belächeln und beim Anblick der zehn naiv anmutenden Songtitel wahlweise genervt mit den Augen rollen oder wohlwissend nicken. Aber diese sind im Falle der Londoner Pretty Boys eher ein Zeichen für klare, wenig verspielte Vorstellungen, wie ihr Coming-of-age-Album, fernab von mutmaßlicher Seichtigkeit, zu klingen hat. "Now is exactly the time / To be out on your own again" - wir warten auf die nächste Episode.

(Andreas Menzel)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Heart of nowhere
  • Lifetime

Tracklist

  1. Introduction
  2. Heart of nowhere
  3. All through the night
  4. Lifetime
  5. Silver and gold
  6. One more night
  7. Still after all these years
  8. There will come a time
  9. Now is exactly the time
  10. Not too late
Gesamtspielzeit: 35:02 min

Im Forum kommentieren

Aber

2016-08-08 16:12:29

Leider sieht es ja im Moment nicht nach nem neuen Album aus.

Mister X

2016-08-08 00:27:28

mal wieder durchgehoert. wieder leicht traenen in den augen. das album das sich 2013 fuer mich gegen die national,qotsa,daft punk,dagobert und genetikk durchsetzen konnte. ich liebe es einfach wenn ich gute bands durch zufall entdecke. gerne noch n album.

Gordon Fraser

2015-04-01 19:13:44

Split, leider kein Aprilscherz. :(

Gute Band mit mindestens zwei tollen Alben (8/10) in der Diskographie.

DOS

2013-07-15 15:36:21

Jetzt muss ich glatt mal etwas zu der Platte schreiben. Habe sie mir relativ schnell nach Release geholt, gehört und für richtig gut empfunden. Vor ein paar Tagen wieder rausgeholt und verstärkt gehört und: ja, definitv, ist sogar eine richtig, richtig starke LP!
Von mir gibt es gute 8/10!
Mr. Fink hat so ein verdammtes Gespür für Melodie und Arrangement!

piledriverwaltz

2013-06-27 19:54:50

"All through the night" ist auch mein Favorit. Dieses "oh you didn't think so, honey" ist mir wochenlang nicht aus dem Kopf gegangen. An "Peaceful, the world lays me down" und "The first days of spring" kommt "Heart of Nowhere" für mich aber leider nicht ran. Dennoch ein gutes Album.

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