Eric Clapton - Old sock

Bushbranch / Polydor / Universal
VÖ: 22.03.2013
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Eric währt am längsten

Eine besonders feine Eigenschaft des gediegenen britischen Humors ist die Fähigkeit zur Selbstironie, die Gabe, sich selbst am wenigsten ernst zu nehmen. Auch Eric Clapton scheint diese Fähigkeit zu besitzen, denn im Spätherbst einer Karriere zwischen unsterblichen Klassikern, frühen Drogen und frühem Suff ein Album "Alte Socke" zu nennen, zeugt schon von feinem Stil. Weniger stilvoll ist hingegen das Artwork, bei dem jeder Ironiedetektor kollabiert - zeigt es doch Clapton in dieser berüchtigten "Ich kann meine iPhone-Kamera benutzen"-Pose, die schon längst zu Abermillionen bei Facebook nervt.

Sei's drum. Letztlich hat Clapton schon vor Jahrzehnten einen Status erreicht, mit dem er niemandem mehr etwas beweisen muss. Konsequenterweise verzichtet Clapton trotz des gelungenen Vorgängeralbums "Clapton" erneut weitestgehend auf Eigenkompositionen, sondern reist zurück zu seinen Blues- und Reggae-Wurzeln. Gut, der Gedanke an sich ist nicht neu, aber Clapton leistet sich dazu den Luxus, jeden Song von einer Armada an Gastmusikern interpretieren zu lassen. Und "Further on down the road" ist dann nicht zuletzt Dank dem großartigen Blueser Taj Mahal ein durchaus akzeptabler Beginn. Es soll auf lange Sicht die einzige positive Überraschung bleiben.

Denn Mr. Slowhand nimmt über weite Strecken die Vorsilbe seines Spitznamens allzu wörtlich und verwechselt laid back mit gelangweilt. Da wird nahezu jeder Refrain mit schlimmsten Radio-Pop-Backings verunstaltet, da klimperplätschern die Songs wie zur Hintergrundmusik einer MDR-Dokumentation über Ziertulpen vor sich hin. Hochglanzpolierter Blues ist eben ohne den immanenten Dreck dann doch nur eine Sammlung von drei Akkorden. "All of me", einem von zwei eigenen Songs, kann man durch den beschwingten Rhythmus von Paul McCartney am Kontrabass zumindest noch etwas Augenzwinkern attestieren, und auch "Still got the blues" mag Dank dem mutigen Bar-Jazz zu Beginn noch überzeugen, fällt dann aber spätestens zum Refrain ebenfalls ins alte Schema. Ansonsten dominiert derartige schläfrige Bräsigkeit, dass die Rechteinhaber der Originale von Otis Redding oder Peter Tosh sich fragen sollten, ob sie dafür nun Tantiemen oder Schmerzensgeld bekommen sollten.

Es gibt Reviews, die tun beim Verfassen in der Seele weh. Allemal ist Eric Clapton nicht weniger als eine Ikone, ein über alle Maßen verdienter Künstler, dessen Gitarrenspiel nach wie vor Gefühl wie bei nur wenigen anderen besitzt. Aber "Old sock" ist nicht altersmilde, sondern altersmüde, über weite Strecken lust- und belanglos. Angesichts bisweilen erschütternder Hinterhofbar-Musik - um die vernichtende Vokabel "Muzak" zu vermeiden - drängt sich der Gedanke auf, ob sich der mittlerweile 68 Jahre alte Clapton nicht doch allmählich auf die Rente konzentrieren sollte. Einen Gefallen tut er sich und uns mit solchen Machwerken jedenfalls nicht.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Further on down the road

Tracklist

  1. Further on down the road
  2. Angel
  3. The folks who live on the hill
  4. Gotta get over
  5. Till your well runs dry
  6. All of me
  7. Born to lose
  8. Still got the blues
  9. Goodnight Irene
  10. Your one and only man
  11. Every little thing
  12. Our love is here to stay
Gesamtspielzeit: 53:47 min

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