Suuns - Images du futur

Secretly Canadian / Cargo
VÖ: 08.03.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Bitte nicht entstören

Man muss sich nur zu helfen wissen. Das gilt auch für eine Band, wenn sie wegen des Einspruchs einer anderen nicht so heißen darf wie geplant. Diese hier nennt sich dann etwa Suuns, was nichts mit wärmespendenden Himmelskörpern zu tun hat, sondern die vietnamesische Entsprechung für den ursprünglich vorgesehenen Namen Zeroes ist. Davon abgesehen scheint den Kanadiern die Sonne mitnichten aus dem Allerwertesten - auf "Images du futur" noch weniger als auf ihrem Debüt "Zeroes QC". Letzteres zeigte im Artwork eine Frau mit Glitzertop im finsteren Walde - hier begibt sich gleich das ganze Quartett in die Dunkelkammer.

Zunächst aber holen der Opener "Powers of ten" und "Mirror mirror" die gleichen lärmigen Post-Punk-Brecher aus dem Kellerloch, die den oft unsanft im Gebälk knackenden Vorgänger entscheidend mitprägten: Klobige Riffs sägen schwer an den Nerven, zähnefletschende Gitarren sechzehnteln tosend um die Wette, und Sänger Ben Shemie näselt und keucht so sehr auf dem vorletzten Loch, als würde Ade Blackburn von Clinic plötzlich einer übellaunigen Math-Rock-Band vorstehen. Und auch wenn das Frontcover aus verschiedenen Gesichterdetails zusammenmontiert ist - eine ähnliche Fratze dürften arglose Hörer bei diesen entstellten Verwerfungen von Rockmusik ziehen.

Ansonsten bleibt jedoch kein Platz für offensichtliche Brachialitäten, zerspante Coverversionen wie die von T.Rex' "Organ blues" oder andere Extravaganzen, die der subtilen Bösartigkeit von "Images du futur" die Schau stehlen könnten. Diese entfaltet sich zwar eher im Kleinen, zeigt aber umso größere Wirkung: Bei "2020" flankiert elektronisches Grollen einen atonalen Gitarrenlauf, der kreischend in einer Abwärtsspirale verschwindet, bevor sich das Stück vorwärtszuwälzen beginnt. Nie nervte ein störrischer Hit so wunderbar. Da kann der Entstörungsdienst nur dumm gucken, unverrichteter Dinge wieder abschieben und das brummende Ungetüm sich selbst überlassen.

Auch "Edie's dream" deutet trotz minimalistischer Bassfigur, gedrosselten Tempos sowie somnambuler Licks und Twangs auf alles andere als geruhsamen Schlaf hin - wie viele Songs dieses ausgezeichneten Albums. Mitunter schreckt man gar schweißgebadet hoch, da "Sunspot" sich mittendrin eine donnernde Shoegaze-Einlage gönnt und die Raumtemperatur beim kalkweißen Trockeneis-Funk von "Bambi" ins Bodenlose fällt. Und in den flirrenden Drones des Titelstücks hört man kurzzeitig nicht einmal die Hand vor Augen. Shemie hat also zweifelsohne Recht, wenn er zum Schluss eindringlich flüsternd feststellt: "Music won't save you." Zumindest nicht diese. Rosige Aussichten.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Powers of ten
  • 2020
  • Mirror mirror
  • Sunspot

Tracklist

  1. Powers of ten
  2. 2020
  3. Minor work
  4. Mirror mirror
  5. Edie's dream
  6. Sunspot
  7. Bambi
  8. Holocene city
  9. Images du futur
  10. Music won't save you
Gesamtspielzeit: 45:17 min

Im Forum kommentieren

VooDoo

2016-02-06 12:54:21

„Hold/Still“, das dritte Studioalbum von Suuns, erscheint am 15. April 2016

Tracklist:

01. Fall
02. Instrument
03. UN-NO
04. Resistance
05. Mortise And Tenon
06. Translate
07. Brainwash
08. Careful
09. Paralyzer
10. Nobody Can Save Me Now
11. Infinity

Besonders geeignet für Liebhaber von stark „elektronisch“ strukturierter Musik.

Reinhören lohnt sich, das Scheibchen ist durchgängig gut...

Rumhorster

2015-02-21 14:02:08

Bambi ist auch bei mir sofort rausgestochen. Ist auf jeden Fall auf Vinyl geordert. Definitiv eine Platte, die von vorne bis hinten perfekt durchfließt.

The MACHINA of God

2015-02-21 12:57:29

Ja, ich mag sie auch gern. Besonders Songs 2, 3 und "Bambi".

Rumhorster

2015-02-21 12:37:48

Heilige Scheiße, ist das gut. Gestern durch Zufall über 2020 gestolpert. Wie sind die bisher bloß komplett an mir vorbeigegangen? Ganz große Platte.

The MACHINA of God

2014-10-30 11:17:43

Wieder mal gehört. Schon schicke Musik.

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