Prinz Pi - Kompass ohne Norden
Keine Liebe / Groove AttackVÖ: 12.04.2013
Alter vor Schönheit
Wann bist Du erwachsen? Mit 18 Jahren und WG-Zimmer? Wenn Du Dich zum ersten Mal in die gute alte Zeit zurücksehnst? Nach 33 Lebensjahren und nun 15 Alben kann sich Friedrich Kautz wohl mit Recht zu jener Spezies zählen. Auf "Kompass ohne Norden" rollt er den Weg dahin komplett auf und versucht nach wie vor, mit Authentizität statt dicker Hose zu glänzen. Technisch bleibt Kautz dabei mittelmäßig wie eh und je, Prinz Pis Musik funktionierte schon immer vor allem der Inhalte wegen. Da ist es fast verwunderlich, dass er sich traut, thematisch so ein enges Korsett zu schnüren, dass am Ende neben Erwachsenwerden, Zukunft und Vergangenheit, garniert mit der obligatorischen Portion Liebe, nicht viel übrig bleibt. "Kompass ohne Norden" will ein rundes Coming-of-Age-Konzeptalbum sein, hat letztendlich aber zu wenig Konzept, um als solches zu funktionieren.
Das ist schade, denn erzählen, Dinge glaubhaft auf den Punkt bringen, das kann der Prinz noch immer. Auch im Jahr 2013 werden sich haufenweise Leute mit ihm identifizieren können, denn was "Kompass ohne Norden" beschreibt, macht jeder in irgendeiner Form durch. "Was wurde aus beste Freunde für immer? / Sind dieselben Leute heute behindert!" Dazu noch etwas selbstironische Genrekritik ("Ich hör' Rap noch heut' / Doch damals war er zehnmal geiler."), und das Paket könnte funktionieren. Nur begibt sich Pi zu oft auf die bequem distanzierte Beobachterebene, wirft mit banalen Weisheiten à la "Die Letzten werden die Ersten sein" um sich und bleibt thematisch in zu kleinem Rahmen, wird redundant. Dazu kommt, dass sich Kautz kaum an aufwändigere Reimschemata wagt, ja teilweise Reime komplett vernachlässigt, um den mittelspannenden Inhalt einfacher zu verpacken. Lustlosigkeit beim Texten? Halbherzig klingt das allemal. Und auch auf Gäste verzichtet er hier weitestgehend, nur Casper gibt sich in "100X" die Ehre und liefert stimmlich und stilistisch willkommene Abwechslung.
Das Beste an "Kompass ohne Norden" sind die Instrumentals: ähnlich gut, aber organischer produziert als auf "Rebell ohne Grund" und längst mehr Pop als HipHop. Als wichtigstes Instrument zieht sich das Piano durch die Platte und schafft eine schöne Stimmung, die mit generell sehr warmem Klang eigentlich ein gutes Fundament bildet. Abgesehen davon ist "Kompass ohne Norden" aber Durchschnitt und kein Donnerwetter. Zitate zum Schmunzeln gibt es kaum, ähnlich hält es sich mit doppelten Böden, und Sozialkritik liefert nur "Säulen der Gesellschaft", das trotz schön zynischer Zeilen leider etwas eintönig gerät. Wenn Erwachsenwerden das Ende vom augenzwinkernden "Auftrag Studentenrap" bedeutet, möge Prinz Pi schleunigst den Fluxkompensator an den Start bringen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Moderne Zeiten
- Glück
- Unser Platz
Tracklist
- Fähnchen im Wind
- Moderne Zeiten
- Kompass ohne Norden
- Frühstücksclub der toten Dichter
- 100X (feat. Casper)
- Glück
- Säulen der Gesellschaft
- Rost
- Ende Blut, alles Blut
- Schwarze Wolke
- Die letzte Ex
- Asoziale Kontakte
- Unser Platz
Im Forum kommentieren
Mainstream
2013-08-15 12:29:30
Das ist wie Cro, nur in mehr Anspruch und Inhalt verpackt. Pop unter dem Tarnmantel des aufständischen Raps.
looooool
2013-08-15 12:28:00
einfach nur schwul
SvK
2013-04-18 23:35:48
9/10.
pt bewertung ist laecherlich.
l2yu
2013-04-15 13:07:46
miese hipsterscheiße, der bengel hat es nicht mehr drauf. sollte einsehen, dass seine ideen nur noch für belanglosen schmalz reichen und sich weiter seinem studium widmen.
Willy Wuff
2013-04-15 13:01:05
Natürlich 9/10 und seine beste Veröffentlichung seit Donnerwetter.
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