Devendra Banhart - Mala

Nonesuch / Warner
VÖ: 15.03.2013
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Ist ja gut

Über zehn Jahre soll es also schon her sein, dass Devendra Banhart zum ersten Mal auf der Bildfläche auftauchte. Kann doch gar nicht sein - "Niño rojo" wurde doch erst im Jahr 2004 veröffentlicht und manifestierte den Venezolaner als Vorzeigefigur und König des Freak Folk. Tja, und war aber auch schon sein vierter Streich. Sieben Alben hat Banhart seit seinem Debüt "The Charles C. Leary" mittlerweile aufgenommen, und viele andere sind seither aufgetaucht und haben in dem Genre einiges anders und teilweise auch besser gemacht. Freak Folk? Heute eigentlich ganz normal. Der Reiz des Irren und Wirren ist verflogen. Was also macht der 31-Jährige? Schneidet sich die langen Haare ab, stutzt seinen Bart und macht mit "Mala" genau da weiter, wo er 2009 mit "What will we be" aufgehört hat - und das ausgesprochen gut.

Klar, eine Macke hat er irgendwie immer noch. "Als eine Flamme reist du durch das essentialisierte Universum / Inzwischen trinken wir unser Glas des Himmels Abstinenz / Eines Tages könnten wir unsere Löcher wieder stopfen" singt er beispielsweise mit seiner serbischen Verlobten Ana Kraš im auch ansonsten höchst verwirrenden "Your fine petting duck", das so offensichtlich vom Versöhnungskartenspiel unter der Bettdecke handelt und sich mittendrin von der entspannten Inselnummer (kein beabsichtigtes Wortspiel) zu einem rhythmischen Popsong inklusive Synthies wandelt. So schnell kann's manchmal gehen. Als herausragendes Beispiel für den Sound auf "Mala" sei jedoch vor allem "Für Hildegard von Bingen" genannt, das mit vielen elektronischen Beats aus der heiligen Vorhersagerin des 12. Jahrhunderts eine Zeitreisende macht, die in der Gegenwart schließlich einen Job als VJane annimmt. Klingt irre? Stimmt.

Es geht aber auch anders. Während das etwas dumpfe "A gain" nicht ganz wie ein eigenständiger Song, sondern eher wie eine Art Interlude klingt, berührt das darauffolgende Reggae-lastige "Won't you come over" tief im Innersten, wenn Banhart von den Schwierigkeiten und Sehnsüchten in einer Beziehung spricht und dabei immer wieder zwischen der männlichen und weiblichen Sichtweise wechselt. Das spanische Stück "Mi negrita" hingegen klingt nach sorgenloser Cocktail-Party am Pool mit Gästen wie Adam Green & Binki Shapiro und Little Joy, dessen Rodrigo Amarante hier unter anderem an der Gitarre zu hören ist. Das stets wiederkehrende Hauptthema des Albums ist jedoch das Spiel zwischen Gut und Böse. "Mala" bedeutet, je nach Betonung, entweder die weibliche Form von "schlecht" auf Spanisch oder ist der Kosename "Kleine" im Serbischen. Ob "Mala" nun gut oder schlecht ist, muss der Hörer für sich entscheiden. Spätestens gegen Ende, wenn ein melancholischer Banhart im zerbrechlichen "Won't you come home" die vergangene und doch präsente Liebe mit den Worten "Why don't you want to stay here suspended / In the dead arms of a year that has ended" besingt, kann es eigentlich nur eine Sichtweise auf "Mala" geben. Oder?

(Jennifer Depner)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Für Hildegard von Bingen
  • Never seen such good things
  • Me negrita
  • Won't you come home

Tracklist

  1. Golden girls
  2. Daniel
  3. Für Hildegard von Bingen
  4. Never seen such good things
  5. Mi negrita
  6. Your fine petting duck
  7. The ballad of Keenan Milton
  8. A gain
  9. Won't you come over
  10. Cristobal Risquez
  11. Hatchet wound
  12. Mala
  13. Won't you come home
  14. Taurobolium
Gesamtspielzeit: 40:48 min

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