
Johnny Marr - The messenger
Rykodisc / WarnerVÖ: 01.03.2013
Ersguterjunge
The The. The Cribs. Modest Mouse. Und natürlich - The Smiths. Johnny Marr hatte sie alle. Oder war in ihnen. Hat sich zu ihnen gesellt, als es ihm passte, mit ihnen gespielt und ist wieder gegangen. Kompromisslos könnte man das einerseits nennen, oder aber auch konsequent. Fakt ist, dass der 49-Jährige mittlerweile auf so vielen Hochzeiten getanzt hat, dass es selbst für eingefleischte Fans schwierig sein dürfte, jedes seiner Gastspiele genau zu benennen. Da mutet es fast ein wenig merkwürdig an, dass ebendieser Mann, der so gerne in den Bands anderer Leute spielt, rund 30 Jahre gebraucht hat, um sein ganz eigenes Soloalbum zu veröffentlichen. Auf "The messenger" versucht Marr nun, nicht einfach nur der Gitarrist im Hintergrund, sondern der Leader im Vordergrund zu sein. Ein schwieriges Unterfangen, wie man ab und zu feststellen muss.
Dabei macht er seine Sache durchgängig recht gut. Dass er dabei klar mit den Fähigkeiten seines alten Spezis Morrissey verglichen wird, dürfte ihm wohl nicht so sehr schmecken, ist aber nur allzu natürlich. Und der schlechtere Geschichtenerzähler ist er beileibe nicht, wie recht früh schon "I want the heartbeat" eindrucksvoll beweist. Gitarre und Schlagzeug liefern sich ein Wettrennen, während Marr in bester Rockermanier vom Lotteriegewinner erzählt, der seine Frau für einen Herzmonitoren verlässt. Noch nicht abgedreht genug? In "Upstarts" besingt er eine Armee von heranwachsenden Teenies, die sich gegen die Schulgebühren auflehnen - und lässt dabei Erinnerungen an seine dreijährige Liaison mit den Cribs durchschimmern.
Songs wie "Sun & moon" oder auch das düstere "Say demesne" dienen hauptsächlich dazu, Marrs Talent an den Saiten doppelt und dreifach mit dem Rotstift zu unterstreichen, lassen es dabei aber leider an wirklicher Innovation oder Kreativität fehlen. Überhaupt gelingt ihm der Sprung nicht immer gleich gut: Überzeugt der Titeltrack dank seiner poppigen Note, der New-Wave-Anleihen und der euphorischen Riffs auf ganzer Linie, wirkt das rumpelige "Generate! Generate!" zu extrem und macht beinahe unangenehm auf dicke Hose. Nötig hat Marr das wahrlich nicht, auch wenn der tanzbare Schlusstrack "Word starts attack" nach dem grandiosen "New town velocity" fast ein wenig verblasst. Übel nimmt man ihm das alles an keiner Stelle. Zu sympathisch kommt er stets daher, zu sehr möchte man, dass er eben doch beides kann: Auf "The messenger" bleibt Johnny Marr dennoch vorerst der Gitarrist, der auch mal einen Schritt nach vorne wagt. Aber es bleibt sicher nicht sein letzter Versuch.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I want the heartbeat
- The messenger
- New town velocity
Tracklist
- The right thing right
- I want the heartbeat
- European me
- Upstarts
- Lockdown
- The messenger
- Generate! Generate!
- Say demesne
- Sun & moon
- The crack up
- New town velocity
- Word starts attack
Im Forum kommentieren
The Hungry Ghost
2013-03-28 16:37:32
@Hogi:
Sehe ich auch so, ein echter Grower, das Album. "European Me" ist auch super. Der Titeltrack sowieso.
Homunculus
2013-03-28 14:35:46
Fähiger Gitarrist im Smitschen Kontext.Die Solosachen die ich nebenbei mal gehört habe, waren wenig beeindruckend
Hogi
2013-03-26 21:36:48
der Song ist in der Tat der Oberhammer. Neben New town velocity der 2. echte Übersong. Das restliche Album wächst immer mehr. Wohl bisher mein Jahreshighlight. Hätte ich nicht gedacht.
The Hungry Ghost
2013-03-16 11:23:09
Unglaublich großartig auch die B-Seite "Psychic Beginner" zur Vinyl-Single "Upstarts".
Der absolute Wahnsinn, habe seit den Smiths nicht mehr diesen großartigen Gitarren-Sound gehört, der Song ist überragend. Daß dieser Song nicht auf dem Album gelandet ist, dass kann wohl niemand außer Marr selbst erklären..
Unbedingt anhören!!
Hogi
2013-03-05 20:35:51
definitiv zu wenig.
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