
Local Natives - Hummingbird
Infectious / PIAS / Rough TradeVÖ: 15.02.2013
Im weiteren Kreis
Seien wir mal ehrlich: Local Natives, diese vier jungen Männer mit wenig dezentem Hipster-Appeal, machen prinzipiell schon so einiges richtig. Sie spielen aufgekratzten Indierock mit deutlicher Psychfolk-Schlagseite, was sie ganz gut beherrschen und womit sie ja durchaus auch im Trend liegen. Darüber hinaus sehen sie blendend aus, man ist schon geneigt zu sagen, es handele sich bei Local Natives um eine Indie-Boygroup, hätte das nicht so ein Geschmäckle. Und, obacht: Sie kommen nicht aus Williamsburg, Brooklyn. Das ist doch schon mal was. Dass auch mit dem eigentlich ganz feinen zweiten Album "Hummingbird" der Funken nicht endgültig überspringen will, hat aber durchaus handfeste Gründe.
Ja, die Herren aus L.A. spielen schon immer gut mit, machen die Räume dicht mit ihrem fein ziselierten Gitarren- und Klavierspiel, die Schwächen liegen hingegen im Spiel nach vorn. Und da, das muss man einfach mal ganz meckerrentnerhaft sagen dürfen, gibt es einfach bessere. Grizzly Bear tanzen noch verträumter auf der Klaviatur des Folkrocks, The Antlers kreieren mehr Drama, Baby, und Fleet Foxes klingen in ihrer Benebeltheit noch intuitiver und dadurch irgendwie geiler. Schlussendlich müssten Local Natives den Schritt aus dem Schatten ebendieser Bands wagen, was sie auch auf dem zweiten Album eben nicht machen. Die Champions League bleibt jedenfalls außer Sichtweite, mit ein bisschen Glück ist das Indierock für die Europa League. Wobei sie da als Amerikaner ja eh nicht spielberechtigt wären.
Und dabei könnten sie es doch! Diese höchstdemokratischen Jungs - alles wird gemeinsam entschieden, und einen Frontmann gibbet auch nicht - haben ja prinzipiell ein feines Händchen für sensible, in Melancholie ertrinkende Herzschmerzlieder. Oft drohen sie dabei, zur Karikatur ihrer selbst zu werden, doch wenn sie die Balance finden, dann entstehen da durchaus herrliche, kleine Tragödien, wie beispielsweise "Three months". Rührig-schön! Das sicherlich gut komponierte "Colombia" klingt ebenfalls hübsch, kippt dann aber doch zur sehr ins Klischeehafte, um ganz tief drinnen zu berühren: "Every night I ask myself / Am I giving enough?" Kann man so sicherlich machen, ist aber schon hart an der Schmerzgrenze.
Um ganz sicher zu gehen, dass wir uns hier nicht falsch verstehen: "Hummingbird" ist eine gute Platte, man kann sich in ihr verlieren, sie hat durchaus ihren Charme. Sie ist wie ein schönes Mädchen, das man gerne anschaut, mit dem man aber aus irgendwelchen Gründen niemals ausgehen würde. "Hummingbird" fehlt die letzte große Idee. Und vielleicht mangelt es der Band hinter dem Album auch an Identität. Sie mäandern durch ihre Stücke, die abwechselnd an oben aufgeführte Bands - plus Radiohead - erinnern, erlangen aber eben nie deren Dringlichkeit. Da ist durchaus Seele in ihren Stücken, in ihrem Spiel, in ihren Texten, doch viel zu selten erreicht man den Kern. Könnten sie das Niveau des hervorragenden Highlight-Triples halten, wir hätten hier einen Anwärter auf das "Album der Woche". So bleibt ein Platz im oberen Mittelfeld. Und der sehnsuchtsvolle Blick auf die internationalen Ränge.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Breakers
- Three months
- Black balloons
Tracklist
- You & I
- Heavy feet
- Ceilings
- Black spot
- Breakers
- Three months
- Black balloons
- Wooly mammoth
- Mt. Washington
- Colombia
- Bowery
Referenzen
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