Blackmail - II

45 / Unter Schafen / Al!ve
VÖ: 22.02.2013
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Hört die Zeichen

Professionelle Symboldeuter hätten ihre helle Freude am neuen Blackmail-Album. Nicht nur, dass es "II" heißt und am 22.02. erscheint - übrigens fast exakt 22 Monate nach dem starken "Anima now!". Es ist darüber hinaus das zweite Album in neuer Besetzung nach dem Rauswurf von Sänger Aydo Abay und könnte auch sinnbildlich für den erfolgreichen Neustart in die zweite Blackmail-Ära stehen. Doch bevor jetzt jemand Freimaurer und Illuminaten ins Spiel bringt: Das Album braucht keine mystische Symbolik, um zu funktionieren.

"Anima now!" war ein kraftvoller Befreiungsschlag aus der Lethargie der letzten Abay-Jahre und ein überzeugender Einstieg für den neuen Frontmann Mathias Reetz. Doch erst auf "II" trauen sich Blackmail zu, das neu abgesteckte Feld ausgiebig zu beackern. Die Soundpalette ist reicher als auf dem Vorgänger, die Produktion trockener und trotzdem dicker und nicht zuletzt greifen alle Zahnräder noch besser ineinander. Vieles deutet darauf hin, dass "II" als epische Großtat, als potenzieller Nachfolger zu "Friend or foe?" konzipiert wurde. Doch Blackmail überspringen diese von ihnen selbst aufgelegte Latte mit Bravour.

"Impact" startet als Opener mit leisen Gitarrenklecksen und dezenten Streichern, ehe eine meterdicke Gitarrenwand dazwischenfährt. "It hits me like an impact", beschreibt Reetz im Refrain treffend die Wirkung dieses Hammers, der auf angenehme Weise an den 2006er-Hit "Moonpigs" erinnert. Die darauf folgende Single "The rush" macht ihrem Namen ebenfalls alle Ehre: ein Rausch aus flirrenden Gitarrenriffs, süßlich wabernden Chorgesängen und einem ruppigen Refrain.

"II" entpuppt sich spätestens jetzt als Strudel, der den Hörer erst wieder freigibt, wenn sich das abschließende "Dual" nach über sechs Minuten ausgepowert hat. Dazwischen regiert das kreative Chaos. In "Shine" fegen die Gitarren durch die Szenerie, während "Day of doom" sich nach niedergeschlagenem Beginn zum Ritt durch die Gefühlswelt emporschwingt. "Palms" beeindruckt durch die schiere Wucht, die Blackmail entfalten, seitdem Reetz eine zweite Gitarre beisteuert. Chef-Klampfer Kurt Ebelhäuser hingegen verpasst dem kurzen "La futura" mit seiner rostig-schiefen Stimme den passenden Scumbucket-Anstrich. Alles auf "II" sitzt, wackelt und hat genau so viel Luft, wie zwischen Riff und Hookline passt. Einzeltracks hervorzuheben hieße, Wasser ins Meer zu tragen. Wer aber trotzdem nicht ohne kann, könnte "Kiss the sun" als Highlight nennen, das vom Spiel mit der Dynamik und dem genüsslich-süffisanten Gesang lebt. Hingegen wäre das nostalgische "Sleep well, madness" auf einem guten Western-Soundtrack nicht deplatziert. Das soll das übrige Material aber nicht schmälern, weil es immer noch einige Meter über dem Durchschnitt der hiesigen Indie- und Alternativeszene schwebt. So nah wie auf "II" kamen Blackmail ihrem Magnum Opus "Bliss, please" zuletzt vor zehn Jahren. Wenn das mal kein Zeichen ist.

(Mark Read)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Impact
  • The rush
  • Kiss the sun
  • Sleep well, madness

Tracklist

  1. Impact
  2. The rush
  3. Shine
  4. La futura
  5. Day of doom
  6. Palms
  7. Kiss the sun
  8. O
  9. Sleep well, madness
  10. Dual
Gesamtspielzeit: 37:23 min

Im Forum kommentieren

nörtz

2023-03-31 22:35:51

Resonant Wave 8
Deborah 9
Night School 8
The Whys Of The Ways 7
Sun In Your Head -
Bugs 8
Monographic Doll 9
Telescope 6
Santa Rosalia 7
Rocket Soul 7
Sky On Sky 8
Upon The Waves 6
Dialogue Dial 7

didz

2023-03-31 21:49:26

ich meinte 'monographic doll', song der platte. 'resonant wave' is aber auch gut :-D

didz

2023-03-31 21:40:59

ich find 'anima now!' rein musikalisch auch stark, aber die stimme ziehts halt runter. nich, weil es nich aydo is, sondern weil sie irgendwie charakterlos is und nich zu den songs passt.
aber grade ein song wie 'resonant wave' is bockstark...würd dem album ne 8 geben.
die beiden alben ohne aydo zählen für mich aber eh nich zum rest, ich kann das nich zusammen werfen.
also ganz klar 'anima now!' > 'II' für mich.
und für mich auch 'tempo tempo' die beste von den post-friend or foe alben.

foe

2023-03-31 21:26:25

Hahaha, was für ein Quatsch!

nörtz

2023-03-31 21:16:59

Anima now! war ein kraftvoller Befreiungsschlag aus der Lethargie der letzten Abay-Jahre und ein überzeugender Einstieg für den neuen Frontmann Mathias Reetz.

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