Selig - Magma
Vertigo / UniversalVÖ: 01.02.2013
Heile Welt
"Seit wann hörst Du Schlager?" "Hä, Schlager? Das ist die neue Scheibe von Selig." "Echt? Da trieft es ja nur so vor lauter Harmonie und Schubidu." Hm. Auch wenn dieser flüchtige Dialog im Hause des Plattentests.de-Schreiberlings sicherlich nicht ganz ernst und mit einem augenzwinkernden Lächeln versehen war, lässt sich ein kleines Fünkchen Wahrheit dann doch wiederum nicht verleugnen. Erst recht nicht, wenn man sich den Refrain von "Wenn ich an Dich denke" zu Gemüte führt. "Wenn ich an Dich denke, werd' ich wahnsinnig / Doch nicht an Dich denken, das kann ich nicht." Zugegeben, in Verbindung mit der Melodieführung und dem Rest des Songs hat dieses Beziehungsdrama die Grenze zum Kitsch fast erreicht, wenn nicht sogar schon überschritten.
Seltsamerweise nimmt man Selig ein Lied wie dieses aber genauso ab, wie es bei der ebenfalls recht dick auftragenden Singleauskopplung "Alles auf einmal" auch der Fall ist. "Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte nicht alles auf einmal / Ich verliere meine Mitte, und das hatten wir schonmal / Ein Leben im Überflug mit Leichtsinn und Selbstbetrug / Nie genug, nie genug." Hört man mal genauer hin, wird Jan Plewkas Auseinandersetzung mit seiner eigenen Vergangenheit inmitten der seligen Neunziger Jahre offensichtlich. Und überhaupt zieht sich das Thema Zeit und Retrospektive wie ein roter Faden durch das sechste Studioalbum der fünf Hamburger. Sei es die von Melancholie geprägte und zum Nachdenken anregenden Ballade "Zeit" oder das rockige "Love & peace", das zeitreisenartig mit historischen Schlaglichtern wie Pershing-Raketen, Belfast, Startbahn West, Mauerfall, Irakkrieg, Ruanda, Kosovo, Weltmeisterschaft, Aids oder Jugoslawien um sich wirft, um dann einen Lalala-Refrain folgen zu lassen. Eine Art "We didn't start the fire" als Selig-Variante.
Unter der Mithilfe von Produzent Steve Power, der bisher unter anderem für Blur, British Sea Power, Robbie Williams und Babybird tätig war, haben Plewka & Co. einen Longplayer geschaffen, der zwischen viel Pop und etwas weniger Rock wert ist, dass man sich auf ihn einlässt. Dann bekommt man es mit einer gehörigen Portion Ironie ("Ich lüge nie"), Euphorie ("Sie scheint"), großem Gefühlskino ("Schwester Schwermut") und einem etwas seltsamen Titeltrack zu tun. Dass das Ganze nicht im Hurra-Stil und mit der Rauheit früherer Alben geschieht, ist vollkommen in Ordnung. Das konnte man von einem Schlageralbum ja auch nun wirklich nicht erwarten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Alles auf einmal
- Schwester Schwermut
- Der Tag wird kommen
Tracklist
- Ich lüge nie
- Alles auf einmal
- Sie scheint
- Schwester Schwermut
- Der Tag wird kommen
- Danke
- Wenn ich an Dich denke
- 433
- Love & peace
- Zeit
- Bring mich heim
- Magma
Im Forum kommentieren
wiener
2013-03-27 07:04:00
mache mal den namen selig weg und dann bleibt nur noch magma die franzüsische proglegende.
alles klar.
carnage
2013-02-13 18:33:13
kenne nur die neue von selig, nennt sich "smegma".
Larry , der Professor
2013-02-13 18:31:50
Das Cover ist tatsächlich das allerletzte.
Warum wählt man so ein abscheuliches artwork?
Die Musik ist irgendwie merkwürdig zusammengeklauzund selten wirklich interessant. Jan Plewka hat immer noch eine gute Stimme und rettet mit dieser die mittelmäßigen Texte. Teilweise ist es einfach altbackener 90er Männerrock. Hoffe die machen damit noch lange weiter.
Optiker
2013-02-13 18:20:31
billiges Cover.
deutschistmeinesprache
2013-02-13 16:23:08
gutes album. nicht so rockig wie die vorgänger, aber vielleicht deswegen auch nicht so angestrengt. 8 punkte!
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