Nick Howard - Stay who you are

Universal
VÖ: 25.01.2013
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Das Muttermilchdilemma

Das nennt man Vermarktung: Gut fünf Wochen nach dem Gewinn der zweiten Staffel von "The Voice of Germany" ist "Stay who you are" bereits die dritte Veröffentlichung Nick Howards. Bleibt nur zu hoffen, dass ebendieses Turbo-Marketing nicht allzu schnell mit dem Verheiztwerden des 30-jährigen Engländers einhergeht, scheint er doch ein ganz sympathisches Kerlchen zu sein. Ein Anti-Alex-Klaws mit Gitarre und einem tatsächlich spür- und hörbaren Gefühl für Popmusik, welches er schon auf zwei Platten vor "The Voice" und unlängst im Casting-Verlauf aufblitzen ließ. Da er selbiges wohl bereits mit der britischen Muttermilch aufsog, stellt sich schließlich nur noch die Frage, wie er damit umzugehen weiß und was er letztendlich daraus macht.

Munter wechselt Howard auf "Stay who you are" Tempi und instrumentale Zusammenstellung. So gibt die Akustikgitarre ihrer elektronischen Schwester die Klinke in die Hand, hier und da wird ein Piano addiert und auch der ein oder andere Streicher verirrt sich einmal ins Arrangement. Während "Try try try" vom Gitarrenschlag und dem zugrundeliegenden Beat wohltuend an Hard-Fi's "I shall overcome" erinnert, macht Howard zwischendurch auch mal einen auf Jason Mraz inklusive cooler Surfer-Attitüde, bevor das nächste Lied wieder als "klassische Ballade" mit jeder Menge James-Blunt-Gezeter durchgeht.

Nicht allzu vielseitig präsentiert sich hingegen die Themenauswahl auf Howards aktueller Platte. So trällert er mit größtmöglichem Pathos Liebslied um Liebeslied. Bei der Erstauskopplung "Unbreakable" stellt sich Howard fäusteballend ins Auge des Sturms und mimt äußerst erfolglos eine Art Mini-Chris-Martin - nichts ist stärker als die Liebe und sie macht ihn unbezwingbar, meint er. Für "You are love" holt er sich Boyce Avenue ins musikalische Boot und schippert weiter unentwegt im Strom der Gefühle. Spätestens nach gut 42 Minuten und ebensovielen Liebesschwüren ist es wirklich allen klar: Nick Howard ist ziemlich mies verknallt.

Leider ist der Kitsch auf "Stay who you are" alles andere als die natürliche Folge echter Verliebtheit, sondern zielt direkt auf die Massentauglichkeit der Platte ab. Dass ein solcher Retortenerfolg aber nur selten mit musikalischer Güte korreliert, gilt bedauerlicherweise auch in diesem Fall. Natürlich ist der wirkliche Anteil Howards an der Gesamtkomposition unklar. Schlussendlich aber ist er mehr oder minder freiwillig vom Musiker zum Zahnrad mutiert, da hilft auch die Muttermilch nichts mehr. So mag man hoffen, dass zumindest die Entlohnung stimmt. Der Umrechnungskurs von Euro in Reputationsverlust war zu Redaktionsschluss nicht bekannt.

(Pascal Bremmer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • One day
  • Try try try

Tracklist

  1. If I told you
  2. Superhero
  3. Unbreakable
  4. Someone new
  5. Stay who you are
  6. Home
  7. Put it back together
  8. One day
  9. Try try try
  10. Save me
  11. Can't let you go
  12. You are love
Gesamtspielzeit: 42:26 min

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