Mice Parade - Candela
Fat Cat / PIAS / Rough TradeVÖ: 25.01.2013
Ab durch die Mitte
Es heißt, man solle die Feste feiern, wie sie fallen. Warum auch nicht? Dann lädt man eben alle Leute aus seinen umfänglichen sozialen Kontakten ein. Da wären die Freunde aus der Kindheit, die eigentlich schon mehr zur Familie zählen und sowieso immer kommen. Dann alle, die man in Schule, Ausbildung. Studium und Firma kennengelernt hat, weil die sich untereinander mittlerweile auch schon seit einigen Jahren und Feiern kennen. Und noch die paar anderen, die sich nicht so einfach zuordnen lassen. Klar hat da jeder seine eigenen Interessen. Der eine findet die Idee mit der Café-Bar grandios, aber die andere schlägt als Alternative doch ein japanisches Restaurant vor, in dem das Essen vor den Augen der Gäste nicht nur zubereitet, sondern davor noch liebevoll gestreichelt wird. Gut, Letzteres muss vielleicht nicht unbedingt sein. Hauptsache, man findet etwas, mit dem sich alle anfreunden können.
So ähnlich dürfte das Konzept bei Mice Parade aussehen. Mastermind Adam Pierce gibt erst einmal alles vor, und die derzeit sieben festen Kollegen in der Band, darunter unter anderem Gunnar Örn Tynes von Múm, bringen sich dann zusätzlich mit ein. So gibt es auch auf "Candela", dem mittlerweile zehnten Album der New Yorker, ein buntes Potpourri verschiedenster Stile, Einflüsse und Klänge. Vom heimeligen Indie-Folk-Pop auf "Contessa", bei dem Sängerin Caroline Lufkin ihren Mitstreitern ohne Probleme die Show stiehlt, über das Postrock/Ambient-Getöse der ersten Single "The river has a tide" bis zum Titeltrack, einer poppigen Flamenco-Nummer, gibt es hier alles, was das Musikerherz begehrt - und noch mehr.
Bei "The chill house" trifft Handgemachtes auf elektronische Spielereien, und Pierces Gesang reiht sich wie ein weiteres Instrument nahtlos in das Klanggefüge ein und verschwindet dezent im Hintergrund. Anders als auf dem letzten Album "What it means to be left-handed" gehen Mice Parade hier jedoch kein wirkliches Risiko ein, sondern suchen stets den direkten Weg durch die Mitte. Dass sie das gar nicht nötig haben, beweisen Stücke wie das rein instrumentale "Look see dream me" mit all seinen Verschwurbelungen und besonders das düstere Shoegaze-Highlight "Warm hand in Narnia", dessen Atmosphäre in den tieftraurigsten Momenten schwer auf den Schultern des Hörers lastet und genau im richtigen Moment wie ein Befreiungsschlag losbricht. Eigentlich könnte "Candela" hier enden, wäre da nicht noch der kleine Bonus-Track "La lunita ha crecido", bei dem plötzlich ohne Vorwarnung auch noch ein bisschen HipHop Einzug hält. Mice Parade können eben alles - auch wenn sie es hier nur begrenzt zeigen wollen. Grund zum Feiern haben sie trotzdem.
Highlights & Tracklist
Highlights
- The river has a tide
- Candela
- Warm hand in Narnia
- La lunita ha crecido
Tracklist
- Listen hear glide dear
- Currents
- This river has a tide
- Pretending
- The chill house
- Candela
- Look see dream me
- Contessa
- Las gentes interesantes
- Warm hand in Narnia
- La lunita ha crecido
Referenzen
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