Happy Hands Club - Parking lot
Popup / Luxury / CargoVÖ: 25.01.2013
Mehr als ein glückliches Händchen
Ein wenig mysteriös kommen die sieben Jungspunde von Happy Hands Club aus dem schwedischen Göteborg ja schon daher, wenn sie ihre farbbespritzten Plastikmasken über das Gesicht ziehen. Betrachtet man die genreübergreifende Maskenaffinität in der Popkultur ist das ein Novum: Pandamasken wirken peinlich goldig, silberne Totenkopfmasken wirkten seinerzeit fast gefährlich, Serienkiller- und Monstermasken bisweilen unfreiwillig komisch und die spitzbärtigen "Anonymous-Masken", die es mittlerweile bestimmt in jedem Discounter zu kaufen gibt, nur noch nervig. Anders als bei anderen Bands erscheint die Maskerade bei Happy Hands Club allerdings keineswegs seltsam oder abschreckend, sondern auf eine freundliche, einladende Weise geheimnisvoll. Vielleicht erklärt der dezent japanische Touch ihrer Vermummung den dortigen Erfolg des Septetts: Nach der Veröffentlichung von "Parking lot" in Schweden wurde das Debütalbum nicht minder erfolgreich in Japan herausgegeben.
Geheimnisvoll wie das Aussehen seiner Schöpfer beginnt auch "Parking lot": Im textlosen Intro errichten Happy Hands Club die erste Sphäre einer tiefgründigen Soundkulisse, welche fortan allbegleitend auftritt und die Grundtonalität des Albums definiert. Der zweite Titel "A green dress" beginnt mit fernem Sirenengeheul, ehe erste Synthies einsetzen und ein zartes, shoegazeartiges Laken über den Rhythmus gespannt wird, das sich stimmungsführend über das weitere Werk legt. Schon hier thematisieren Happy Hands Club eine Suchtproblematik, die sich drastisch im Beziehungsleben niederschlägt. So pulsiert die Dramaturgie von "Parking lot" ab diesem Zeitpunkt im ewigen Auf und Ab einer ungesunden Verbindung. "I never wanted to get to know you" bringt musikalisch wie textlich weiteren Schwung ins Geschehen und klingt sofort fröhlich-tanzbar, beschreibt aber mehr als durchsichtig blindwütige Abneigung - "Fuck you, I really hope you die", singt der muntere Chor und schämt sich dabei nicht einmal.
"Small parts" führt die Gesamtdynamik weiter, eröffnet mit einer imposanten Interpol-Gitarre und entschuldigt sich förmlich für das zuvor Gesagte. "Still I love you darling ... / So I'll change my tone." Dennoch bleibt das Sozialgeflecht schwierig: "Tying my own noose" reagiert ätzend eifersüchtig, spricht gar vom Freitod und gipfelt in wütendem musikalischen Aufruhr. Resignierend wirft darauf "Can't win this" das Handtuch - "es ist nichts mehr zu holen" erkennt das Septett begleitet von Paukenschlägen in undurchdringlich intimer Atmosphäre, wie sie auch The xx nicht besser geschaffen hätten. Der letzte Titel setzt schließlich zur Totenklage an: Ein mollgefüttertes Piano umschwingt den Nachruf, bis klagende Trompeten das Ende von "Parking lot" verkünden.
Erbaut auf einem starken atmosphärisch-musikalischen Fundament, umrahmt von grazilen, rhythmusbestimmenden Synthie-Percussion-Balustraden, von einer besonderen Leadgitarre mit Ornamenten und Stuck verziert, erstrahlt "Parking lot" als architektonisch-kompositorisches Gesellenstück der jungen Truppe. Es ist ein ehrliches, krisenverarbeitendes Album, entstanden auf dem Wege des Erwachsenwerdens, welches Tiefprivates unumwunden offenlegt und das große Mysterium ein wenig lüftet. Wie auch in der Liebe mangelt es Happy Hands Club beim Arrangement der Platte nie an Leidenschaft. Und obwohl hinsichtlich der Beziehungsführung ganz offensichtlich noch ein wenig das Fingerspitzengefühl fehlt, beweisen sie bei der Schöpfung großartiger Popmusik mehr als ein glückliches Händchen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- I never wanted to get to know you
- Small parts
- Tying my own noose
- Can't win this
Tracklist
- Intro
- A green dress
- I never wanted to get to know you
- Astrology
- Small parts
- Lights are on
- Plans are traps
- Tying my own noose
- Garden of Eden
- Can't win this
- Parking lot
Referenzen