
Alasdair Roberts & Friends - A wonder working stone
Drag City / Rough TradeVÖ: 25.01.2013
Pfeifen, zwitschern, tirilieren
Ein schottischer Whisky ist dann am besten, wenn er auf hohem Niveau ausgewogen ist; wenn sich bei all seiner Komplexität die einzelnen Bestandteile, der Rauch und die Früchte die Waage halten. Nicht zu vergessen ist selbstverständlich der Abgang. Alasdair Roberts hält seinen schottischen Folk wie einen hochwertigen komplexen Whisky, der erst nach und nach seine wahren Noten offenbaren will. Seine Geschichten brauchen hierbei auf seinem neuen Streich "A wonder working stone" viel Raum, um sich perfekt ausbreiten zu können. Er und seine Freunde kommen bei keinem der zehn Stücke unter fünfeinhalb Minuten aus und lassen allerhand Einblicke in das menschliche Dasein zu. Schottland oder besser Caledonia darf natürlich als Hauptthema auch nicht fehlen beim im Schwabenland geborenen Barden. Wie schon auf den Vorgängern sind dabei nicht allzu viele Kompromisse an Moden und Trends zu erwarten - und das ist wie eh und je die Stärke dieses einzigartigen und facettenreichen Folks.
Zunächst ist Überforderung ein Attribut, das man sich selbst als Hörer leicht attestieren könnte: Streicher, Flöten, Harmonium und Roberts' Scordatura-finger-style-Gitarre, Figuren wie "Hunters of the hinterland" und weitere Gestalten an der Nahtstelle zwischen Fiktion und Realität sowie ein Rap auf Walisisch erfordern einiges an Aufmerksamkeit. Es ist hier oftmals angebracht, sich erbarmungslos auf die Arrangements einzulassen, ohne jeden Halb- und Nebensatz verstehen oder gar deuten zu wollen. Oder man lässt sich auf die Liebe als "Fusion of horizons", dem herausragenden Titelstück des Albums, ein und gibt sich dem knapp zehnminütigen, durch das gefiddelte Conundrum-Instrumental unterbrochene "Wheels of the world" hin, das mehrmals in einen choralen Refrain mündet, der, richtig intoniert und skandiert, das Potential zum Hit besitzt. Den Gang der Dinge hält danach nichts mehr auf, schon gar nicht in einer trinkseligen Stimmung. Die Zeit stets beklagter fehlender Anerkennung könnte dann vorbei sein.
Die zehn Eigenkompositionen wirken so, als könnten sie auch vor über einhundert Jahren geschrieben worden sein. Auf einmal werden sie urplötzlich aus der Schublade hervorgekramt und entfalten sich prächtig. Nach mehreren Hördurchgängen fügt sich auch endlich alles harmonisch zusammen. Grund dafür sind sicherlich Roberts' Glasgower Freunde. Denn die haben merklich Freude an ihren Instrumenten, so dass sie am Ende von "Scandal and trance" lauthals "All days will end in joy" skandieren. Da musste einem nicht erst die Werbung erzählen, dass es hilfreich ist, gute Freunde zu haben. Hervorzuheben ist insbesondere Ben Reynolds an der E-Gitarre, der dafür sorgt, dass die Stücke nicht die Bodenhaftung verlieren und ins Nirwana driften.
Dies könnte nur allzu leicht geschehen, da - wie schon auf "Spoils" und "The amber gatherers" - verschiedene Vögel in Roberts' Stücken herumfliegen und Botschaften verkünden. Krähe, Stärling und Turmfalke geben hier ihr Stelldichein und sorgen für jede Menge Wirbel, so dass sich einige Anhänger von Roberts' Musik des Themas angenommen haben und ein eigenes Wiki mit Motiven aus seinen Texten betreiben. Zum Abschluss darf es noch einmal die Feldlerche sein, die im finalen Klagelied im Schlehdorn aufkreuzt. Alasdair Roberts und Freunde knüpfen mit Pfeifen, Zwitschern und Tirilieren an schottische Traditionen an und führen diese weiter. Sie tun es ihrem Landsmann James Yorkston gleich, der auf "I was a cat from a book" sein eigenes Genre zelebriert hat. Whisky, Vögel und ein brillantes musikalisches Umfeld scheinen der perfekte Nährboden für wahre Wunder zu sein.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Fusion of horizons
- The wheels of the world
- Scandal and trance
Tracklist
- The merry wake
- The year of the burning
- Fusion of horizons
- The wheels of the world
- The end of breeding
- Song composed in December
- Brother seed
- Gave the green blessing
- Scandal and trance
- The laverock in the blackthorn
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kingsuede
2013-01-15 18:04:37
Schwule Musik für schwule Memmen.
Kyuss
2013-01-15 17:58:36
>>der fast als männliches Pendant zu Joanna Newsom durchgehen kann.
Waren auch vor 2 Jahren gemeinsam auf Tour ;)
kingsuede
2013-01-12 11:51:42
Ein AdW ohne eigenen Thread? Das kann nicht sein. Ein wirklich grandioses Album, das die beiden Vorgänger fast noch toppt. Versierter Folk, der fast als männliches Pendant zu Joanna Newsom durchgehen kann.
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- Alasdair Roberts & Friends - A wonder working stone (3 Beiträge / Letzter am 15.01.2013 - 18:04 Uhr)