Big Boi - Vicious lies and dangerous rumors
Def Jam / UniversalVÖ: 07.12.2012
Räume schaffen
Dass Big Boi noch nie ein Mann von Traurigkeit war, dürfte hinlänglich bekannt sein. Dass er nun mit "Vicious lies and dangerous rumors" eine Art Outkast-Album im Soloformat aufgenommen hat, ist nun aber wirklich vermessen. Doch gerade am Leben im Übermaß, an der Verschwendung und dem Abfackeln farbenfroher Refrains hatten die beiden Paradiesspaßvögel Big Boi und André 3000 eben immer den größten Spaß. Und so zelebriert auch Big Bois zweite Soloplatte die Hochzeit von HipHop, Electro und Pop, gönnt sich einige starke Highlights und hin und wieder auch kleinere Ausfälle - und wirkt schließlich eher wie eine recht lose Songsammlung.
Lustigerweise funktionieren Big Bois Stücke vor allem dann, wenn er sich weibliche Unterstützung ins Boot holt und den HipHop-Anteil auf ein Mindestmaß herunterschraubt. Ginge es nach den besten Momenten, müsste man hier viel eher das Etikett Electropop verwenden. Sicher, Outkast-Fans dürften damit kein Problem haben, HipHop-Puristen werden mit "Vicious lies and dangerous rumors" aber sicher nicht sonderlich glücklich. Nur wenige Stücke konzentrieren sich auf schnelle Beats und Rhymes, und gerade diese Tracks wollen dann auch nicht so recht funktionieren. "In the A" und "Thom Pettie" laufen mit ihrem merkwürdigen Sounds eher ins Leere, und "She hates me" ist textlich wie musikalisch eine eher stumpfe Angelenheit.
Auf der anderen Seite triumphiert Big Boi mit seinen Kollaborationen und dank der tatkräftigen Unterstützung von weithin bekannten und geschätzten Electropop-Acts wie Little Dragon und Phantogram. Diese Verknüpfungen bringen herrliche Songs hervor, speziell die Songs, die Big Boi mit letzterer Band aufgenommen hat, gehören zu den besten der Post-Outkast-Ära: Das herrlich futuristische "CPU" ist da ebenso zu nennen wie "Lines", das auf nervösen Beats surft, sich dann für den bombigen Refrain aufrafft, nur um ihn kurz danach wieder im Fiepen und Piepen zu ertränken. Grandios! Mit von der Partie ist hier übrigens A$AP Rocky, eine Art Marco Reus des US-HipHop.
Schön ist auch der Rahmen, den Big Boi für "Vicious lies and dangerous rumors" setzt: Das Thema des ruhigen Intros "Ascending" greift er im abschließenden "Descending" wieder auf und arbeitet diesen gemeinsam mit Little Dragon zu einem würdigen Closing Track aus. Er versteht es wie kaum ein anderer Künstler Räume zu schaffen, in denen sich seine Gäste frei bewegen dürfen, etwa Kelly Rowland, die das hervorragende "Mama told me" zu einem weiteren Highlight macht. Und gemeinsam mit den schnodderigen Indie-Rotzbuben Wavves wird "Shoes for running" zu einem regelrechten Hit, der für richtig gute Laune sorgt. Schlussendlich hinterlässt dieses Album den Hörer dennoch zwiegespalten und mit der sinnlosen Erkenntnis: Das hier hätte die EP des Jahres werden können.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Objectum sexuality (feat. Phantogram)
- Mama told me (feat. Kelly Rowland)
- Lines (feat. A$AP Rocky & Phantogram)
- Shoes for running (feat. B.o.B. & Wavves)
Tracklist
- Ascending
- The thickets (feat. Sleepy Brown)
- Apple of my eye
- Objectum sexuality (feat. Phantogram)
- In the A (feat. T.I. & Ludacris)
- She hates me (feat. Kid Cudi)
- CPU (feat. Phantogram)
- Thom Pettie (feat. Little Dragon & Killer Mike)
- Mama told me (feat. Kelly Rowland)
- Lines (feat. A$AP Rocky & Phantogram)
- Shoes for running (feat. B.o.B. & Wavves)
- Raspberries (feat. Mouche & Scar)
- Tremendous damage (feat. Bosko)
- Descending (feat. Little Dragon)
Referenzen
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